In der Eldridge Street finden wir ein Museum, das eng mit der Geschichte New Yorks verbunden ist. Die Eldridge Street Synagogue ist das erste große Gotteshaus, das von osteuropäischen Juden in Amerika gebaut wurde. Bis dato trifft sich hier jede Woche eine kleine Gruppe zum Gottesdienst. Durch den Betrieb als Museum ist die Besichtigung jedoch außerhalb der Gottesdienste möglich. Der Eingang ins Museum befindet sich unauffällig, links treppab, neben dem Hauptportal. Montags gilt hier »Pay What you Wish«, weshalb wir ein volles Haus erwarten. Stattdessen ist es angenehm ruhig in dem alten Gemäuer.
Zwischen 1881 und 1924 immigrierten über 2,5 Millionen Juden von Osteuropa in die Vereinigten Staaten. Fast 80 Prozent von ihnen ließen sich zuerst in der Lower East Side nieder. 1887 wurde die Synagoge gebaut. Zuvor hatte der Gottesdienst in Privatgebäuden oder ehemaligen Kirchen stattgefunden. Nun konnten die Immigranten auch in den USA ihre Traditionen bewahren. Die klar sichtbaren religiösen Symbole der Eldridge Street Synagogue zeugen vom Stolz auf das jüdische Leben in der Lower East Side.
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Bleibt die Frage, warum die Eldridge Street Synagogue in der Chinatown von New York steht? Bei der Grundsteinlegung im Jahr 1887 befand sich die Synagoge noch im Herzen der jüdischen Lower East Side. Mit der Zeit verließen jedoch immer mehr jüdische Familien den dicht besiedelten Stadtteil. Ihnen folgten chinesische Immigranten in die alten, dunklen Mietwohnungen. Dadurch wird das Stadtbild heute mehr von chinesischen als von jiddischen Schildern geprägt.
Durch den Wegzug aus der Lower East Side begann die jüdische Gemeinde in den 1950er Jahren stark zu schrumpfen. Die Instandhaltung des großen Hauptheiligtums war den verbliebenen Familien zu teuer. Schließlich verlegten sie den Gottesdienst in die darunter liegende Kapelle. Der große Rest des Gebäudes wurde abgesperrt und dem Verfall preisgegeben.
Bald nahmen Tauben die Synagoge in Beschlag und nutzten den Balkon als Nistmöglichkeit. Erst 1986 besann man sich eines Besseren. Es starteten Restaurierungsarbeiten, welche 20 Jahre andauerten und gut 20 Millionen Dollar verschlangen. Dadurch können wir heute wieder eine gelungene Dauerausstellung besichtigen und uns in die Zeit von damals versetzen.
Durch den winzigen Wohnraum und miese Arbeitsbedingungen war das Leben der Immigranten eher trostlos. Hier in der Synagoge war hingegen reichlich Platz und Licht. Zudem konnten sich die Gemeindemitglieder an den Waschbecken vom Straßenschmutz befreien. Fließendes Wasser war purer Luxus, den man in den Mietwohnungen vergeblich suchte. Die Sitzplätze in der Synagoge konnten gekauft oder gemietet werden, weshalb sie durchnummeriert sind.
Auffallend ist das eingeschnitzte Kleeblatt in die Kirchenbänke. Das Kleeblatt ist ein verbreitetes christliches Symbol und steht für die Heilige Dreifaltigkeit. Die Gründer der Synagoge hatten die Bänke aus einem Katalog mit Kirchenmobiliar bestellt, womöglich ohne die Bedeutung des Kleeblatts zu kennen. Doch jüdische Kirchenutensilien fehlten, sodass sie flexibel sein mussten.
Leicht zu übersehen ist die Schiebetüre des Schreins. In dem aus Walnussholz geschnitzten Schrein spiegelt sich die Fassade des Gebäudes wider. Während in den 1950er Jahren die Synagoge geschlossen war, kam es zu großen Wasserschäden und Zerstörungen innerhalb des Gebäudes. Einzig der Schrein blieb weitgehend unbeschädigt. Versteckt hinter den Schiebetüren befindet sich das mit dem ursprünglichen Samt bezogene Regal, das Platz für 24 Torarollen bietet.
Es gibt einiges zu entdecken in der alten Synagoge. Wir merken kaum, wie die Zeit vergeht. Toll wäre es natürlich gewesen, wenn mit der Zeit auch der Regen vergangen wäre. Doch der bleibt uns treu. Wir sind hungrig. Bis nach Little Italy ist es zum Glück nur ein Katzensprung. Wir beschließen italienisch Essen zu gehen. Damit kehren wir zurück ins italienische Viertel von New York.