Rundgang durch die Midtown

Vom Rockefeller Plaza bis zum Empire State Building

Mit leicht wackligen Beinen wieder ganz unten im Rockefeller Center von Midtown angelangt braucht es eine Weile, bis wir die Orientierung zurückgewonnen haben. Denn der gesamte Gebäude-Komplex ist wie eine Stadt in der Stadt mit Läden, Restaurants und Durchgängen.

So blicken wir verwundert aus der Wäsche, als wir aus einem der Nebengebäude des Comcast Buildings wieder ans Tageslicht treten und vor uns den Rockefeller Plaza sehen. Sind wir so weit durch die unterirdischen Gänge gelaufen?

Im Lower Plaza steht im Winter New Yorks berühmtester Weihnachtsbaum. Doch bei unserem Besuch lenkt stattdessen eine riesige, aufgeblasene Gummiballerina jedwede Aufmerksamkeit auf sich.

Was auch immer die Ballerina dort sucht, die Touristen sind begeistert und belagern den Platz. Leider ist der Lower Plaza den Restaurantgästen vorbehalten und sind die Restaurants erst noch am Richten für den erwarteten Ansturm.

St. Patrick’s Cathedral

Die größte römisch-katholische Kirche der Vereinigten Staaten

Gleich neben dem Rockefeller Plaza befindet sich die St. Patrick’s Cathedral. Bereits in der Synagoge der Eldridge Street hatten uns die Guides von dieser Kirche vorgeschwärmt. Jetzt sehen wir auch warum. Die St. Patrick’s Cathedral ist die größte römisch-katholische Kirche der Vereinigten Staaten und zugleich Sitz der Erzdiözese von New York. Zwischen den Wolkenkratzern wirkt sie geradezu winzig.

Doch im Innern ist sie gewaltig. Durch den weißen Marmor sind die Kirchenschiffe hell, das Kreuzrippengewölbe ist mit leuchtenden Blumen verziert und durch die Buntglasfenster dringt blau schimmerndes Licht ins Innere. Hier herrscht eine solch angenehme Ruhe, dass so manch ein Besucher die Bänke zum Schlafen nutzt.

Nur noch wenig Glamour im Trump Tower

Über die 5th Avenue geht es weiter zum Trump Tower. Vor Jahren hätte uns dieser schwarze und abweisend wirkende Bau nicht die Bohne interessiert. Doch in Zeiten seltsamer Präsidenten wollen auch wir einen Blick hineinwerfen. Laut unserem Reiseführer sollten wir in diesem teuren Apartmentturm »nach dem Passieren der Sicherheitskontrollen essen, trinken und shoppen können«.

Ähm ja, Sicherheitskontrollen gibt es hier und auch mehrere breitschultrige Büffel begegnen uns. Wobei letztere jedoch vor allem damit beschäftigt sind, sich die Beine in den Bauch zu stehen. Ansonsten aber hatten wir von Präsident Trumps Zuhause deutlich mehr erwartet.

Goldglänzende Wände und ein Wasserfall, der über roten Marmor plätschert, wirken extrem kitschig, passen jedoch zum Trumpel und seine Konsorten. Im Restaurant sitzt nur eine Handvoll Gäste und das Café wurde stillos an Starbucks verpachtet. Aber wie war das mit dem Shopping?

Die berühmte Nike Town ist mit hässlichen Gittern versperrt. Es wird darum gebeten, das Geschäft über den Straßeneingang in der 57th Street zu besuchen. Zuletzt beherbergt das Erdgeschoss einen winzigen Schmuckladen der Trumptochter Ivanka. Dieser jedoch ist geschlossen.

Was bleibt, ist der Public Garden auf dem Dach. Leider stimmt auch er in die Tristesse mit ein. Die an einer Tafel großspurig aufgezählten »Large Trees« entpuppen sich als kümmerliche Gehölze. Ansonsten wirkt der Garten eher peinlich als einladend.

Ein zweiter Garten ist sogar komplett geschlossen. Summa summarum qualifiziert sich der Trump Tower damit für die Kategorie: »Wenn man schon mal da ist, kann man ja mal einen Blick hineinwerfen. Wenn man gleich weitergeht, ist es auch nicht tragisch.«

Times Square - Glamour- und Glitzerwelt New Yorks

Genug von Trumpelstilzchen, kitschigem Prunk und verwaisten Cafés! Wir stürzen uns ins richtige Getümmel von New York, also auf zum Times Square! Nahe dem Columbus Circle treffen wir auf den Broadway, dem wir fortan nur schnurstracks zu folgen brauchen.

So müssen wir zwangsläufig früher oder später zum Times Square kommen. Zuvor aber gibt es noch eine Kleinigkeit zu essen. Nachdem wir tags zuvor unerwartet viele Dollar im Viertel Little Italy liegen gelassen haben, genügen wir uns heute wieder mit Mc Doof.

Nach der fasten Stärkung erreichen wir den Theater District. Hier stehen die Theater in Reih und Glied, lockt die Welt der Musicals und Late Night Shows. In der Ferne flackern erste große Leuchtreklamen. Dort ist der Times Square. Diese blinkenden und mit Reklame leuchtenden Riesenwände sind in New York nur an dieser einen Kreuzung erlaubt. Abermillionen LED-Leuchten machen die Nacht am Times Square zum Tage.

Und damit das bunte Blinken auch für die Zukunft gesichert ist, sind die rund um der Kreuzung angesiedelten Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens ein beleuchtetes Werbeschild auf Straßenniveau anzubringen. Die Gebäudeeigner haben die Riesentafeln zu installieren, welche nicht nur leuchten, sondern auch beweglich sein müssen.

Die wohl schönste Leuchtreklame bieten die moppeligen m&ms, welche auf dem Bildschirm ganze Geschichten erzählen. Dahinter rennt ein riesiger Leguan durch New York, während gegenüber Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow für den nächsten Teil der Pirates of the Caribbean wirbt. Bald schon erreichen wir den Fußgängerbereich und wird es um uns herum spürbar voller. Einst waren in dieser Gegend die Pferdehändler angesiedelt.

Zusammen mit Bordellen an praktisch jeder Ecke und einer Armada an horizontal beschäftigten Frauen ruinierten sie den Ruf des Viertels. Erst der Theaterliebhaber Oscar Hammerstein bereitete dem Treiben kurz vor der Jahrhundertwende ein Ende. Er erwarb mehrere Grundstücke und investierte in den Bau von Theatergebäuden. Damit hatte er den Grundstein der Glamour- und Glitzerwelt New Yorks gelegt, die damals schon mit einfachen Leuchtreklamen die Blicke auf sich zog.

Tatsächlich währte der Theaterboom nur wenige Jahre. Die Weltwirtschaftskrise und das Fernsehzeitalter setzte den Ensembles und ihren Machern zu. Die Kultur liebende Kundschaft zog vom Times Square weg. Als Folge nahmen erneut zwielichtige Gestalten die Straßen in Beschlag, verfiel die Gebäudesubstanz

und verkam der Times Square als bevorzugter Ort der Schmuddel- und Drogenklientel. Erst in den 1980er Jahren sorgten Wirtschaft und Politik für einen erneuten Wandel. In gemeinsamer Anstrengung machten sie den Times Square wieder gesellschaftsfähig. Heute ist er wieder ein beliebtes Ziel der Touristen und Theaterliebhaber.

Der Platz selbst ist sehr nett eingerichtet mit einigen ordentlich wirkenden Imbissständen ausstaffiert. Dazu gibt es einladende Tische und Stühle. Unser Ziel jedoch ist die gläserne Rampe, die einen guten Blick über den Times Square und der ganzen Leuchtreklamen ermöglicht.

Leider erwischen wir so etwas wie einen Ausflugstag des NYPD, dessen Leute sich ausgerechnet hier zum Gruppenfoto formieren. Somit ist die Rampe für das Publikum gesperrt. Das Versprechen der Ordner, in fünf Minuten wäre der Spuk vorbei, entpuppt sich als nicht haltbar. Wir ziehen weiter, ohne das Ende des Fotoshootings abzuwarten.

Dafür werden wir nur einen Katzensprung weiter von den ersten Straßenkünstlern in Empfang genommen. Im nächsten Augenblick haben uns Minimaus und Super Mario auch schon im Arm. Gut wir gönnen uns den Spaß für ein Foto und bezahlen auch brav den erwarteten Obolus. Sekunden später begegnen wir einer freizügigeren Times Square-Berühmtheit. Der Naked Cowboy klimpert auf seiner Gitarre und bespaßt ein paar Damen.

Ohne Gitarre, dafür mit Federn auf dem Kopf und etwas Farbe auf der Brust versuchen hingegen ein paar Mädchen, Blicke auf weiche Haut gegen harte Dollars zu tauschen. Dies geschieht allerdings ohne den Segen des Bürgermeisters Bill de Blasio. Er fürchtet um den hart erarbeiteten Ruf des Times Squares und sieht am Horizont die verruchte Vergangenheit der Gegend wieder aufziehen.

Eindrücke vom Times Square in Midtown New York City

Besuch des quirligen Times Square mit seinen vielen leuchtenden Werbeflächen. Aufnahmen vom Trubel auf und rund um den beliebten Platz.

Empire State Building

Prunk vom Feinsten

Für die Vogelperspektive über Manhattan genügt uns zwar die Aussichtsplattform des Top of the Rock. Trotzdem wollen wir zumindest einen Blick in das Empire State Building werfen. Vom Times Square folgen wir also dem Broadway bis zum Herald Square.

Dort gönnen wir uns noch einen Abstecher in das angeblich größte Kaufhaus New Yorks: das Macy's. Dem großen Namen folgt die Ernüchterung. Denn wie schon das Newport Centre ist auch das Macy's wenig überzeugend. Einzig die antiquierten Holzrolltreppen lohnen den Abstecher. Immerhin.

Auch ist bei Macy's das Empire State Building schon in Sichtweite. Wen wundert es, bei den stolzen 443 m, welche es in den Himmel ragt. Nach dem Einsturz der Zwillingstürme war es für eine Weile wieder das höchste Gebäude der Stadt. Erst mit der Fertigstellung des One World Trade Centers musste es den Titel 2012 erneut abgeben.

Dafür besitzt das Empire State Building seinen ganz eigenen Stil. Bereits die Eingangshalle im Art déco-Stil beeindruckt. Marmor und Granit zieren Boden und Wände. An der Decke blicken wir auf ein Gemälde aus 22 Karat Gold. Und am Saalende zeigt ein Aluminium-Relief das Empire State Building vor der Karte des Staates New York. Das ist ein Prunk vom Feinsten.

New York Public Library

Als Nächstes steuern wir die Library an, welche in unserem Reiseführer besonders hervorgehoben wird. Entsprechend entsetzt sind wir, als kurz nach dem Empire State Building zu unserer Rechten der hässliche, völlig vergraute Bau der »New York Public Library« erscheint. Nö, der müssen wir keinen Besuch abstatten. Allerdings handelt es sich wohl nur um den »neuen« Ableger der Bibliothek. Erst ein paar Schritte weiter stehen wir vor dem Prachtbau des Hauptgebäudes der Bibliothek. Zwei Löwen-Statuen flankieren den Eingang, der für jedermann offen zugänglich ist.

Es sei denn, man schleppt noch einen Getränkebecher mit sich herum. Soll heißen: Lars darf eine Extrarunde zum nächsten Müllbehälter drehen. Dann aber wird auch er in die Bibliothek eingelassen und kann seinen Blick durch die wunderbaren Hallen schweifen lassen. Die Bibliothek umfasst über 11 Millionen Bücher. Zu den älteren und kostbarsten Schätzen gehört eine Gutenberg-Bibel. Vorausgesetzt natürlich, dass sie im Film »The Day After Tomorrow« verschont blieb, als die Schüler zentnerweise Bücher verbrannten, um sich vor der tödlichen Kälte zu schützen.

Grand Central Terminal

Unsere letzte Station des Spaziergangs ist der Bahnhof. So geht es mit den Prachtbauten gleich weiter. Wir sind am Grand Central Terminal, dem größten Bahnhof der Welt. Die große, im Beaux Arts-Stil erbaute Halle erinnert uns stark an die Metro-Bahnhöfe in Moskau.

Auch dieser Bahnhof würde sich mühelos als »Palast fürs Volk« qualifizieren. Was auf den ersten Blick fehlt, sind die Gleise. Sie liegen irgendwo im Untergrund verborgen. Allerdings haben sie ohnehin längst an Bedeutung eingebüßt. Denn die Fernzüge starten inzwischen von der weniger schönen Penn Station.

Karte zum Rundgang durch Midtown

Spaziergang durch die Mittelstadt von Manhattan

Für den Rundgang durch Midtown fahren wir mit der Path bis zur Station 33rd Street direkt am Broadway. Alternation mit der Metro Linie N, Q, R oder W zur Herald Square Station / 34th Street. Als Endpunkt haben wir den Grand Central Terminal gewählt, der von einigen Linien bedient wird.

AusgangspunktGreeley Square am Broadway
KoordinatenN 40.7484, W 73.9883
Gehzeit3 Stunden
Distanz7,2 km
Anstiegeunbedeutend
GradT1
EinkehrRestaurants, Cafés, Bars ... entlang des Spazierwegs und der gesamten Midtown
GPS-DatenSpaziergang-Midtown.gpx
KML-DatenSpaziergang-Midtown.kml

Höhenprofil

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