Roosevelt Island mit der Tramway

New Yorker Verkehrsnetz mit einer Schweizer Hochseilbahn

Die Upper East Side östlich des Central Parks gehört zu den exklusivsten und begehrtesten Adressen von New York. Insbesondere die 5th Avenue ist gesäumt von Luxus-Apartmenthäusern, Galerien und hochkarätigen Museen. Passionierte Kultur- und Museumsliebhaber stehen hier vor der Qual der Wahl.

Wir verzichten einmal mehr und suchen stattdessen einen ruhigeren Ort auf. Dazu fahren wir mit der Subway zur Station Lexington Av/59 St. In der Häuserschlucht fällt die Orientierung schwer. Doch sogleich eilt uns eine aufmerksame New Yorkerin zur Hilfe und zeigt uns den richtigen Weg zur Tramway.

Video zur Tour mit der Seilbahn in New York

Ausflug nach Roosevelt Island. Überfahrt mit der Kabelbahn bzw. Tramway von Manhattan zum Terminal auf der Insel. Aufnahmen von Roosevelt Insel über den East River zu den Hochhäusern von Manhattan.

Roosevelt Island Tramway

Entlang der E 60th Street in Richtung East River erreichen wir bald den Tramway Plaza und damit die Roosevelt Island Tramway. Diese Schweizer Hochseilbahn wurde 1976 für den Berufsverkehr gebaut. Ursprünglich waren auf der Insel, damals noch Welfare Island genannt, Armenhäuser, Straf- und Krankenanstalten untergebracht. Bis auf zwei Krankenhäuser wurden diese im Laufe der Zeit verlegt. Der ehrgeizige Plan war, die Insel in ein verkehrsfreies Wohngebiet umzuwandeln. Als sich die ersten Wohnblöcke ihrer Fertigstellung näherten, fehlte jedoch der versprochene U-Bahn-Anschluss.

Fahrt mit der Roosevelt Island Tramway

Als provisorische Transportlösung entschied man sich für eine Luftseilbahn, die nach nur kurzer Bauzeit in Betrieb gehen konnte. Im Gegensatz dazu verzögerte sich der Bau der U-Bahn ähnlich wie später der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) bei Berlin. Erst 1989, 13 Jahre später als die Schweizer Seilbahn, konnte die U-Bahn-Station auf der Insel eröffnet werden. Bis dahin war die Luftseilbahn jedoch so populär, dass sie bis dato beibehalten wurde.

Auch wenn die Roosevelt-Island-Tramway als Touristenattraktion gilt, ist sie immer noch Teil des Personennahverkehrsnetzes. Somit kostet die Überfahrt gerade mal soviel wie eine Fahrt mit der Subway und wird ganz normal mit der MetroCard gezahlt.

Knapp fünf Minuten dauert unsere Fahrt, welche spektakuläre Ausblicke auf Manhattan und den East River bietet. Dazu kommt die Sicht auf die beeindruckende stählerne Fachwerkkonstruktion der Queensboro Bridge oder auch 59th Street Bridge, die sich parallel zur Seilbahntrasse über den East River erstreckt.

Ruine des Smallpox Hospital

Doch was macht man nun auf Roosevelt Island? Entlang des East Rivers lädt eine schöne Uferpromenade mit schattenspendenden Bäumen zum Flanieren ein. Von hier aus bietet sich uns ein herrlicher Blick auf die Skyline von Manhattan. Im südlichen Teil der Insel steht die Ruine des Smallpox Hospital. Das neogotische Gebäude wurde 1856 als Quarantänespital eröffnet, um weitere Pockenepidemien durch infizierte Einwanderer zu verhindern.

Später wurde es zu einem Charity Hospital und einer Schwesternschule umgewandelt. In den 1950er Jahren folgte die Schließung. Seitdem ist das als The Ruin bekannte Gebäude sich selbst überlassen und damit dem Verfall preisgegeben. Heute ist das ehemalige Krankenhaus die einzige Ruine New Yorks, welche auf der städtischen Denkmalliste geführt wird.

Gedenken an die vier Freiheiten im Four Freedoms Park

Neben uns genießen auch jede Menge Kanadagänse die Ruhe der Insel. Auf der Suche nach Futter spazieren sie wie wir über die Promenade. Als ich eine junge flauschige Gans durch einen Zaun getrennt von seiner Familie finde, schnappe ich sie mir und hebe sie flugs über den Zaun zu den anderen.

Meine gute Tat wird von den Elterngänsen mit einem gehörigen Protest quittiert. Bald aber beruhigt sich die nun wieder komplette Gänsefamilie und erreichen wir wenige Schritte weiter den Franklin D. Roosevelt Four Freedoms Park an der Südwestspitze der Insel.

In nüchtern gestalteter Architektur wurde mit hübschen Baumreihen und reichlich blendend weißem Marmor ein begehbares Denkmal erstellt. Es soll der vier Freiheiten gedenken, die Präsident Franklin D. Roosevelt in seiner Rede zur Lage der Nation 1941 als Grundlagen einer dauerhaften demokratischen Ordnung benannte.

Auf uns wirkt dieses Kleinod wie ein Geheimtipp. Denn außer uns verschlägt es kaum einen Menschen in diesen Bereich der Insel. Leider sind somit auch die wenigen Imbissbuden geschlossen. So verweilen wir nur kurz, eh wir uns langsam und etwas hungrig wieder auf den Rückweg nach Manhattan machen.

Karte zum Spaziergang über Roosevelt Island

Die Station 59th Street / Lexington Avenue wird von den Linien N, Q und R angefahren. Von dort geht es zunächst in östlicher Richtung durch die 60th Straße. Unser Doppel-Spaziergang endet beim Herald Square beim Broadway. Dort verkehren die U-Bahn-Linien B, D, F, M, N, Q und R.

Ausgangspunkt59th Street / Lexington Avenue
KoordinatenN 40.7630, W 73.9679
Gehzeitetwa 1.15 und 1.45 Stunden
Distanz2,8 km (Roosevelt Island) und 4 km (Upper East Side - Grand Army Plaza)
Anstiegeunbedeutend
GradT1
Einkehrin der Upper East Side, für die Insel besser was zu Trinken mitnehmen
GPS-DatenSpaziergang-Roosevelt-Island.gpx
KML-DatenSpaziergang-Roosevelt-Island.kml

Höhenprofil

Grand Army Plaza neben der Upper East Side

wo die Kutscher auf Kundschaft warten

Nach unserer Rückfahrt von Roosevelt Island zur Tramway Plaza führt unser Weg durch gepflegte Straßen der Upper East Side zum Grand Army Plaza. Hier herrscht reges Treiben, während die Kutscher auf Kundschaft für Touren durch den Central Park warten. Sie werden ihre Pferde bald wieder anspornen können. Touristen gibt es hier zu genüge.

Für die Gutbetuchten öffnet das im französischen Renaissancestil erbaute Plaza Hotel seine Türen gleich an der nächsten Ecke. Der Palast gilt als Musterbeispiel für Gewinnmaximierung von New Yorker Immobilien. Denn von den ursprünglich 800 Zimmern stehen dem Hotel nur noch 162 zur Verfügung. Ein zweiter Teil des Hauses wurde in Luxusapartments umgewandelt. Der immer noch große Rest beherbergt heute eine Shoppingmall.

Pulitzer Fountain im Zentrum des Grand Army Plaza

Im Zentrum des Grand Army Plaza steht der Pulitzer Fountain, ein Springbrunnen in Form einer eleganten Wasserkaskade mit wasserspeienden Schildkröten. Er wurde 1916 zu Ehren des berühmten Journalisten und Zeitungsverleger Joseph Pulitzer, dem Stifter des nach ihm benannten Pulitzer-Preises, aufgestellt. Etwas verloren wirkt hingegen der Trump-Imitator, der bei unserem Besuch frustriert am Brunnenrand kauert und scheinbar mit der Presse hadert.

Uns bleibt noch genügend Zeit für einen zweiten Abstecher zum Times Square. Diesmal herrscht hier deutlich mehr Betrieb als am Dienstag. Es geht aufs Wochenende zu. Da wird es offenbar auch in Manhattan geschäftiger.

So entdecken wir sicher doppelt so viele Comichelden wie bei unserem ersten Besuch. Wie die ebenfalls deutlich häufigeren Hautschausteller aber gehen sie unter in der Masse der Touristen. Dafür ist die Freitreppe diesmal zugänglich und können wir das bunte Treiben entspannt von oben aus uns wirken lassen.

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