Am nächsten Morgen sieht der Himmel schon wieder schöner aus. Es ist zwar noch leicht bedeckt, doch die Regenwolken haben sich verzogen. Das freut uns natürlich, denn für heute haben wir Tickets für den »Top of the Rock« beim Rockefeller Center. Mit der Path fahren wir durch bis zur 33 Street, nahe dem Empire State Building.
Besuch der Aussichtsterrasse des Rockefeller Centers in Manhattan. Aufnahme der Fahrt mit den Fahrstuhl sowohl hoch zur Aussichtsplattform als auch runter zum Fuß des riesigen Gebäudekomplexes.
Zum Rockefeller Center bräuchten wir nur in die nächste Subway umsteigen und könnten dann bis zu unserem Ziel durchfahren. Doch Midtown gilt als Herz der Stadt und wir haben reichlich Zeit im Gepäck. So folgen wir lieber der 6th Avenue bzw. der Avenue of the Americas zwischen den riesigen Gebäuden hindurch und lassen das allerorts geschäftige Treiben auf uns wirken.
Aussicht vom Top of the Rock
Auf dem Weg frühstücken wir in einem hübschen Bio-Restaurant, bevor wir die letzten Blocks bis zum Rockefeller Center nehmen. Wie so Sachen immer wieder passieren, bleibt uns ein Rätsel. Aber wie schon bei manch anderem Gebäude auf der Welt laufen wir erst einmal am Eingang zum Top of the Rock vorbei. Nun gut, Zeit haben wir ja genug, da darf man sich in solch einer großen Stadt auch mal kurz verlaufen. Wir rechnen mit einer Wartezeit, da wir uns für die einfachen Tickets entschieden haben.
Stattdessen werden wir noch vor unserer Einlasszeit durchgewunken. Sowie die Taschen bei der Sicherheitskontrolle durchleuchtet sind, dürfen wir auch schon weiter zum Lift. Wer mag, kann sich im Ausstellungsbereich ähnlich der Stahlarbeiter als »Skywalker« auf einem Stahlträger ablichten lassen. Immerhin wurde das berühmte Bild »Lunch atop a Skyscraper« (Mittagspause auf einem Wolkenkratzer) 1932 beim Bau des Rockefeller Centers aufgenommen.
Frei von Warteschlangen wird uns sogleich ein Lift zugeteilt und schon geht es mit einem Huiiiii flott nach oben. Bunte Bilder erstrahlen auf der gläsernen Liftdecke, zwischendurch sehen wir die Stockwerke an uns vorbeirauschen. Lars bemerkt, dass die 13te Etage fehlt. Dann wird die Fahrt auch schon wieder langsamer und erreichen wir die Etage 70. Natürlich gibt es höhere Wolkenkratzer in New York als das früher GE Building genannte Comcast Building des Rockefeller Centers.
Doch sowie wir den Lift verlassen, sind wir schlichtweg begeistert. Drei Aussichtsplattformen bieten reichlich Platz und eine gigantische Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen. Die saubere Verglasung ist in regelmäßigen Abständen unterbrochen, sodass ein Objektiv hindurch passt – die dritte Aussichtsetage kommt sogar ganz ohne Verglasung aus. Zu unserer frühen Zeit am Morgen herrscht nur wenig Andrang hier oben. Wir können also in Ruhe schauen, genießen und fotografieren – herrlich.
Bleibt die Frage, warum wir auf die Aussichtsplattform des Empire State Building verzichtet haben? Gerade das ESB ist eines der unverkennbaren Wahrzeichen New Yorks. Und genau darauf blicken wir nun vom Top of the Rock. Zudem haben wir von hier aus die beste Sicht auf den Central Park, welcher von den Häuserschluchten umringt etwas unwirklich wirkt.
So verfliegt hier oben die Zeit und sind wir froh, dass die Aufenthaltsdauer unbegrenzt ist. Da wir uns ein Sun & Stars Ticket Upgrade gegönnt haben, dürfen wir zum Sonnenuntergang nochmals hier hoch. Mit der Vorfreude darauf können wir uns schließlich wieder von der Aussicht losreißen, um mit dem Lift wieder in die Tiefe zu rasen.
Bald bricht die Abenddämmerung über New York herein. Nach den Eindrücken am Morgen schlägt damit wieder die Stunde unseres Sun & Stars Tickets für den Top of the Rock. Durch die langen Spaziergänge des Tages haben wir reichlich schwere Beine. So sind wir zeitig zurück beim Rockefeller Center und nutzen auch gleich die nächste Gelegenheit, um mit dem Lift hoch zur Aussichtsplattform zu fahren. Oben angekommen, herrscht nun deutlich mehr Betrieb als am frühen Vormittag.
Bis zum Sonnenuntergang dauert es noch eine Weile, sodass wir es uns erst einmal auf der Ledercouch im Aufenthaltsraum gemütlich machen. Eine Idee, die wir mit vielen anderen teilen. Der morgens verwaiste Raum hat seine Kapazität bald erreicht. Sowie die freien Plätze auf der Couch zur Neige gehen, setzen sich einige Besucher einfach auf den Boden. Damit rufen sie die Ordner auf den Plan, welche sich um freie Rettungswege sorgen.
Doch kaum färbt sich der Himmel am Horizont leicht rot, leert sich der Raum binnen weniger Augenblicke. Damit verlagert sich das Gedränge auf die Außenbereiche und zu den Scheiben. War das noch schön heute Morgen!!! Wir stürzen uns ins Getümmel und drängeln mit der Masse auf die oberste und scheibenfreie Aussichtsplattform des Top of the Rock.
Inzwischen ist es dunkel geworden und stehen die Besucher in mehreren Reihen hintereinander am Rand der Plattform. Mit etwas Geduld und Durchsetzungsvermögen lässt sich die Brüstung jedoch auch jetzt noch erreichen. So gelingt es Lars zum Missfallen eines weniger geschickten Besuchers bald, sein Ministativ aufstellen.
Leider fehlt bei unserem Abendbesuch die sonst übliche und je nach Anlass wechselnde Beleuchtung des Empire State Buildings. Am Vortag gab es einen Anschlag in Manchester. Wie beim Eiffelturm in Paris werden auch fernab von Europa die Lichter als Zeichen des Gedenkens ausgeschaltet. Mit so etwas muss man in der heutigen Zeit leider immer rechnen.
Trotzdem genießen wir den Abend über New York, bevor es zurück nach New Jersey geht. Zuvor erfahren auch wir, wie es sich anfühlt, beim Lift Schlange zu stehen. Nachdem wir morgens zweimal und auch am späten Nachmittag Glück hatten, geht es nun wie in einem Freizeitpark hin und her. Auch der Saal mit der Couch nimmt zu dieser späten Stunde eine neue Funktion ein.
Während die Schlange der Luft-herunterfahr-Willigen durch den vorderen Bereich geführt wird, ist der hintere Teil für die Ankömmlinge der späten Stunde abgetrennt. Nach einigen Liftladungen sind dann auch endlich wir an der Reihe. Zum Abschluss noch ein Glas Wein im Gastronomiebereich des Rockefeller Centers? Nein, da ist längst alles geschlossen. Na dann, schlafe gut New York.