Zwischen dem Besuch der koptischen Kirche von Kairo und der Alabaster-Moschee spazieren wir über die Ruinen des römischen Festungsturms zur griechisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Georg (Mari Girgi). Wie die Kirche der Heiligen Jungfrau wurde auch diese im 7. Jahrhundert gegründet, brannte im 19. Jahrhundert jedoch völlig nieder, bevor die Orthodoxen sie durch einen modernen Rundbau ersetzten. Laut unserem Reiseführer sollen die Kirchenfenster besonders interessant sein.
Unser Ziel ist jedoch eine der vielen schmalen Gassen von Altkairo. Obwohl hier vom Nil weit und breit nichts zu sehen ist, sind an den Mauern der Altstadt deutliche Spuren von Hochwasser zu sehen. »Nach dem Bau des Assuan-Hochdamms ist der Grundwasserspiegel stark gestiegen«, erklärt unser Reiseleiter. »Dadurch stehen viele Gassen immer wieder unter Wasser und sind weite Teile von Altkairo bedroht.« Als Gegenmaßnahme habe man Sperren in die Grundwasserschicht gebaut und werde der Pegel unter Altkairo mit Hilfe von Pumpen gesenkt.
Ein paar Meter weiter führt er uns in einen kleinen Bazar (oder auch größeren Laden). Die Preise scheinen mir zwar relativ hoch und auch mit Handeln (welches er für uns übernimmt) ist nicht viel. Dafür aber wird uns hier kein billig produzierter Schund angeboten, sondern sind die Tassen, Schach- und ägyptischen Figuren spürbar hochwertig verarbeitet und ist das Porzellan echt.
Nachdem wir schon die älteste Synagoge und die älteste koptische Kirche Kairos gesehen haben, halten wir auf der Fahrt zur Zitadelle kurz bei der Amr ibn el-As-Moschee. Sie wurde bereits 641, also schon neun Jahre nach dem Tod Mohammeds, erbaut, und gilt nicht nur als älteste Moschee Kairos, sondern als die älteste in ganz Ägypten.
Auch wenn es die Archäologen nicht so gerne hören werden: ich wäre dafür, die Pyramiden so zu restaurieren, dass sie ihr altes Aussehen wieder erlangen. Natürlich sollten dabei die Steine wieder verwendet werden, welche die Pharaonen einst in den Kalksteinbrüchen östlich des Nils abbauen ließen.
Und da genau liegt das Problem: viele der Steine haben die Ägypter zur Zeit der Kreuzzüge und während des Mittelalters für Bauwerke innerhalb Kairos verwendet, welche heute ebenfalls und zu Recht denkmalgeschützt sind.
Die meisten übrigens finden sich heute in der Zitadelle. Sie wurde zwar nie zur Verteidigung der Stadt benötigt. Als die Kreuzritter durch den Orient zogen, wusste jedoch noch keiner, dass sie es nicht durch die Sümpfe im Nildelta schaffen.
Dafür aber bietet sie dem Besucher heute einen recht guten Blick über die älteren Viertel Kairos mit zahlreichen Moscheen wie zum Beispiel der Moschee des Ahmed el-Katchoda (unterhalb der Alabaster-Moschee).
Über einen geschwungenen Weg mit Palmen und kleinen Rasenflächen kommen wir zur Mohammed-Ali-Moschee. Ihren Beinamen, Alabaster-Moschee, bekam sie wegen ihrer elf Meter hohen Verkleidung aus Alabaster.
Auch wenn die Moschee zum Pflichtprogramm eines Kairo-Ausflugs zählt und sich hier jede Menge Touristen aufhalten, gilt natürlich auch hier die Pflicht, sich entsprechend zu kleiden. Zumindest für die Frauen. Denn während ich lediglich meine Sandalen ausziehen muss, darf sich Annette einmal mehr in ein schickes Gewand werfen. Dass sich die Hitze darunter erst recht staut, soll nicht mein Problem sein.
Im offenen Hof angelangt, fällt unser Blick auf einen etwas unpassend wirkenden Uhrturm. Diesen hat König Louis Philipp im Jahr 1846 Mohammed Ali als Gegengabe für den in Paris aufgestellten Luxor-Obelisken geschenkt. Während der Obelisk auch heute noch den Mittelpunkt des Place de la Concorde bildet, hat der Uhrturm zum Ärger der Ägypter allerdings nie funktioniert.
Umso eindrucksvoller ist hier die 52 Meter hohe Kuppel der Moschee. An mehreren Kränzen hängen zahlreiche Lampen, welche den Innenraum in ein goldenes Licht tauchen. In kleinen Gruppen sitzen die Besucher, um der Geschichte der Moschee mit ihren französisch barocken Elementen und der ausgeklügelten Akustik zu lauschen sowie sich (natürlich) auch die Säulen des Islams erklären zu lassen.
Bereits vor unserem Kairo-Ausflug mit Simsim-Reisen erklärt uns Samir, dass wir im Hotel Delta Pyramids nicht den Luxus vorfinden werden, welchen wir von unserer Hotelanlage gewohnt sind. Zwar habe das Delta Pyramids auch vier Sterne, allerdings nur in der Landeskategorie, was in etwa drei »normalen« Sternen entspräche.
Wohl aber sei das Hotel sauber und befinde es sich in der Nähe zu Pyramiden von Gizeh. Gut, denke ich mir, denn das klingt ehrlich, und außerdem wollen wir ja was von Kairo sehen, anstatt im Hotel herumzuhängen. Mit anderen Worten: da ist uns irgendwelcher Hotel-Luxus, den wir ja eh nicht nutzen können, einigermaßen egal.
Besonders einladend wirkt es in der Tat nicht und bei einem längeren Aufenthalt würden wir uns sicher etwas mehr Komfort gönnen. Auch vertrauen wir dem Lift nicht so recht,
sodass wir ihn nur einmal nutzen und fortan die Treppe zu unserem Zimmer im vierten (oder fünften) Stock nehmen. Im Bad ist eine der kleinen Glühbirnen kaputt und auch die Dusche so klein, dass sie nur einer Person Platz bietet.
Wohl aber ist das Zimmer aufgeräumt, das Bett sauber und bequem und die Aussicht einfach nur überraschend. Denn in der Nähe der Pyramiden heißt im Delta Pyramids: Zimmer mit Blick auf die Pyramiden. Besonders schön ist dieser übrigens von der Dachterrasse des Hotels,
zu der man durch den Fitness-Bereich kommt. Hier oben gibt es auch einen kleinen Pool und ein paar Liegen. Den Sprung ins Wasser wagen wir allerdings nicht, sondern genießen lieber ein paar kühle Drinks im hoteleigenen Schatten und - natürlich - mit direktem Blick auf Gizeh.
Etwas erholt, wissen wir am Abend nicht so recht, wie das mit dem Essen läuft. Büfett oder à la carte? So wie es aussieht, scheint beides möglich. Dann aber werden wir zu einem Tisch geführt und haben die Wahl zwischen zwei Menüs (Hähnchen mit Reis und noch irgendwas anderes, was nicht ganz so magenverträglich klingt). Wir müssen zwar ein wenig warten, aber dann kommt doch alles rechtzeitig genug, sodass wir pünktlich zur Lichtershow bei den Pyramiden von Gizeh aufbrechen können, bevor wir nachts trotz Hochzeitsfeier vor und im Delta Pyramids ganz schnell und tief einschlafen.