Wir haben Urlaub - und den lassen wir uns nicht so leicht verderben. Soll heißen, kaum wieder an Bord der HS Solaris und nehmen Kurs auf Kom Ombo und Assuan. Die kleine Szene mit dem Kutscher in Edfu verblasst bereits. Da genießen wir doch lieber den leichten (37-40 Grad Celsius heißen) Südwind auf dem Oberdeck, machen es uns auf unseren Liegen bequem und bestellen ab und zu ein Wasser, vielleicht zwei Cola Light oder auch einen frischen, eisgekühlten Lemon-Juice. Dazu ein schönes Buch, hin und wieder den Blick über den Nil zu den Palmen oder zu einem der kleinen Felukendörfer schweifen lassen oder auch einfach nur so leicht vor sich hindösen, während die Landschaft gemächlich vorüberzieht, herrlich!
Nicht empfehlen können wir hingegen ein Bad im Nil. Denn auch wenn die Kinder jede Menge Spaß daran haben und es durch den Assuan-Damm keine Krokodile mehr gibt, so ist das Wasser doch so verschmutzt, dass sich dies böse rächen kann.
Als wir den Sandstein-Steinbruch Dschabal as-Silsila passieren, schläft so ziemlich alles an Bord. Ausgenommen ein paar lästige Fliegen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, mir den letzten Nerv zu rauben. Mit anderen Worten: ohne die kleinen Biester hätten auch Annette und ich die antiken Steinbrüche Dschabal as-Silsila mitsamt der altägyptischen Nekropole verpasst.
Der Steinbruch Dschabal as-Silsila und eine archäologische Stätte befinden sich rund 40 Kilometer flussaufwärts von Edfu auf beiden Seiten des Nils.
Die 400 Meter breite Engstelle des Nils wird von bis zu 40 Meter hohen Wänden aus Sandstein überragt. Die Sandsteinqualität ist sehr gut und erlaubt es, im Steinbruch leicht sowie auch in großen Mengen abzubauen. Da die Nilkreuzfahrtschiffe ohne Stopp an Silsila vorbei fahren, bleibt für eine nähere Besichtigung nur der Landweg hierher. Oder man chartert eine Feluke für mehrere Tage, was sicherlich auch schön ist.
Der Schrein des Haremhab und die Felsstelen von Sethos I., Ramses II. und Merenptah gelten als die wichtigsten Monumente von Dschabal as-Silsila. Die Tempel ließ der Pharao für die Handwerker bauen, damit diese nicht nach Luxor reisen mussten, um ihre Götter zu verehren. Zur Nekropole gehören Kenotaphe, also die Stellvertretergräber hoher Beamter, aber auch die wahren Familiengräber der Arbeiter im Steinbruch.
Nun gut. Von Bord unseres Schiffes ist außer ein paar mit Säulen verzierte Eingängen zu den Gräbern nicht all viel zu sehen. Aber da wir ja direkt daran vorbeifahren und uns zur Besichtigung nur ans Geländer stellen müssen, wäre es schon schade gewesen. Und einfach auf den zweiten Versuch bei der Rückfahrt hoffen, muss ja auch nicht sein. Außerdem ist schon der halbe Nachmittag vorbei, was auf der HS Solaris heißt: so langsam geht es Richtung Tea Time (-:
Wer doch mal auf dem Landweg die Felsengräber und Steinbrüche abkleppern will, findet nördlich von Edfu außerdem die Felsengräber von el-Kab. Die insgesamt zehn Gräber sind mit der Bezeichnung EK1 bis EK10 von Ost nach West durchnummeriert, wobei sich die bedeutendsten in der Mitte der Nekropole befinden. Das größte und am besten ausgestattete ist das Grab des Paheri (EK3) aus der 18. Dynastie des Neuen Reiches. Paheri lebte zur Zeit Tutmosis III. und machte sich unter anderem als Gaufürst (Bürgermeister) im Nechengau, als Schreiber sowie als oberster Priester des Kults zu Ehren der Göttin Nechbet, der Schutzgöttin Oberägyptens, verdient. In seinem Grab haben einige Reliefs und farbige Wandmalereien die Jahrtausende überstanden.