Kaum einer kommt in Ägypten an den Namen »Hurghada« vorbei. Wer hier nicht landet, hat zumindest schon einmal von dem ehemaligen Fischerdorf am Roten Meer gehört. Ein traumhafter Urlaubsort ist dies aber schon lange nicht mehr: die nahen Korallenriffe sind längst zerstört. Entlang der Straßen häufen sich Müll und Schutt und zahlreiche Bauruinen verschandeln das staubige Ortsbild. Wer dies feststellt, stößt bei den Einheimischen jedoch auf Unverständnis.
»Bis in zwanzig Jahren ist hier alles fertig«, verspricht auch unser Reiseleiter. Bedeutet dies etwa: erst dann könnte es sich lohnen, Hurghada zu besuchen? Tatsächlich ist es in Ägypten ganz normal, dass sich auf den Baustellen von Wohnblöcken und Hotelgebäuden mal ein paar Jahre lang gar nichts tut. Sobald der Bauherr das restliche Geld zusammen habe, werde weitergebaut. Ob das funktioniert? Vor Ort sieht es eher nicht so aus.
Berühmtes Beispiel ist das Hotel Sheraton, ein Rundbau, der sobald wie möglich restauriert werden soll - der Bau des Hotels wurde beim großen Erdbeben Anfang des 20. Jahrhunderts eingestellt. Ein weiteres Problem des Ortsbildes ist die ägyptische Eigenart, das meiste Geld ins Innere des Hauses zu stecken. Auf das äußere Erscheinungsbild wird kaum Wert gelegt, da dies als Angeberei verstanden wird und Einbrecher anlockt.
Für den Besucher, der seinen Urlaub in einer der kleinen Badebuchten unbeschwert genießen will, heißt dies wohl: Augen zu und durch, bzw. sich bei einer Stadtrundfahrt ausschließlich auf die angefahrenen Ziele zu konzentrieren. So lässt es sich im ersten Ziel unserer Rundfahrt, ein kleines Restaurant, in welchem auch schon ein paar bedeutende Persönlichkeiten gegessen haben, durchaus eine Weile aushalten.
Auch ist die Abdulmoneim Riadh Moschee von Hurghada ganz sicher einen Besuch wert. Eine bunte Mischung aus Wracks, frisch aufpolierten und in Bau befindlichen Yachten hingegen bietet die Werft von Hurghada. Wenig spektakulär ist außerdem das Aquarium der Stadt. Aber wenn man schon mal da ist, kann man durchaus ein paar Minuten darin verweilen.
Neben 30 Moscheen gibt es in Hurghada auch eine koptische Kirche, unser vorletztes Ziel der Stadtrundfahrt. Das Hauptschiff der Kirche ist erhöht und wird mit zwei etwas niedrigeren Seitenschiffen flankiert, womit der Bau einer Basilika ähnelt.
Die Kopten selbst sind der Beweis, dass sich Christen schon sehr früh nicht immer ganz einig waren.
Sie nämlich haben sich im etwa 3. bis 5. Jahrhundert nach Christi Geburt abgespalten. Als Besonderheit besitzen die Kopten eine eigene Sprache, welche aus verschiedenen ägyptischen Mundarten entstanden ist. Ihr Verbreitungsgebiet reicht heute von Ägypten bis weit südlich von Äthiopien.
Als letzte Station besuchen wir natürlich die Bazar-Straße, doch nein: »Wir möchten keine Rollex kaufen.« Das gleiche gilt für Schmuck, Zigaretten und erst recht Wasserpfeifen. Insgesamt werden wir jedoch weit weniger aufdringlich behandelt, sodass wir hier zumindest ein wenig Geld für Getränke ausgeben. Denn so billig manche Sachen auch sein mögen, sie treffen einfach nicht unseren Geschmack.
Und Figuren, welche altägyptische Gottheiten darstellen, habe ich schon - wie auch mittlerweile 36 Blatt bedruckten Papyrus. Bei der Vielzahl von Lampen, die ein Geschäft anbietet, frage ich mich außerdem, wie die überhaupt jemand heile nach Hause bringen kann?
Weit weniger Ruhe fanden übrigens zwei junge Frauen auf dem Bazar. Nicht nur, dass ihnen ein paar Händler die Kleider direkt an den Körper hielten (so wie es die jeweiligen Männer wohl an ihrer eigenen Frau gerne sehen würden), wurde ein Jüngerer gar so dreist, dass er sich von hinten an sie drückte. Zum Glück sind nur wenige Ägypter so frivol - Schade allerdings, dass es immer ausgerechnet diese sind, welche einem auffallen.
Ausflug ab Hurghada zu den Beduinen
Einer der beliebtesten Ausflüge ab Hurghada erfolgt mit dem Jeep in die Wüste zu den Beduinen. Der erste Zwischenhalt ist dabei schon direkt nach dem Verlassen der regulären Straße. »Hier sehen wir eine Fata Morgana ...«, erklärt unser Guide mit vielen blumigen Worten. Allein die Begeisterung hält sich in Grenzen. Denn tatsächlich ist in der Ferne nur etwas Flimmern in der Luft zu sehen, welches wir vom heißen Straßenbelag bei uns daheim kennen. Dafür braucht niemand extra in die Wüste fahre. Nach einer ersten Dünenbesteigung und dem anschließenden Hinunterrennen aber erreichen wir unser Ziel bei den Beduinen.
Was uns als Erstes auffällt ist, dass die Leute dort im Dreck hausen, während in den notdürftigen Behausungen stinkende Dieselkanister stehen. In der Umgebung sammeln die Frauen die Scheiße der Kamele ein. Diese wird sieben Tage lang getrocknet, um dann als Brennstoff beim Backen zu dienen. Angesichts dieser vorgeführten Armut wundert man sich, dass der Anführer einen Araberhengst für eine Dreiviertel Million Euro besitzt.
Außerdem gehören dem Stamm mehrere Hotels in Hurghada. Kurz gesagt, sie sind stinkreich und stinken dabei reichlich. Könnte allerdings ein Grund dafür sein, warum unser Kamelführer das für ägyptische Verhältnisse hohe Trinkgeld regelrecht arrogant wegsteckt. Denen braucht man also nichts zu geben, wenn man sich nicht anschließend ärgern will. Schmunzeln müssen wir indes beim Brunnen. Denn Wasser zu holen ist übrigens auch Frauenarbeit.