»Leider müssen Sie mit dem öffentlichen Bus nach Kairo fahren, aber keine Angst, wir bringen Sie zur Haltestelle. Der Bus ist sehr gut und mit Klima. Und wenn Sie in Kairo ankommen, sind wir sofort bei Ihnen.« »Oh«, denk ich mir, als Samir von Simsim-Reisen den Grund auch schon erklärt: »Die großen Reiseunternehmen haben gesetzlich durchgesetzt, dass nur sie von Hurghada nach Kairo und Luxor fahren dürfen.«
In die andere Richtung wäre die Fahrt Problem. Ein wirklich tolles Gesetz, wie auch die Ägypter bald merkten. »Das Gesetz wird zurückgenommen, weil dadurch sehr viele Leute arbeitslos geworden sind«, erklärt Samir weiter. Zurzeit bräuchte er aber noch eine Sondergenehmigung für den Ausflug nach Kairo.
Zugegeben, etwas mulmig war uns ja schon. Was sagte da der Vertreter von Eagle-Travels? »Wir lassen unsere Leute nie im Stich.« Vier Stunden, bevor es losging, rief Samir jedoch nochmals an. Die frohe Kunde: »Wir haben die Genehmigung.« Hurra, denken wir uns, können aber doch nicht mehr so recht schlafen.
Egal. Zwei Uhr nachts werden wir von einem kleinen Bus abgeholt - zwei Fahrer, jede Menge Platz und eine Isoliertasche, bis zum Rand mit eisgekühlten Getränken gefüllt. Auf geht’s zum Konvoi-Startpunkt und von dort für uns wirklich bequem nach Kairo.
Samir fährt zwar selbst nicht mit. Dafür ruft er den Fahrer wenige Kilometer vor Kairo an, damit wir ihm bestätigen, dass alles in Ordnung ist. »Ich hatte mal einen Fahrer, der hat immer gesagt, die Leute schlafen alle«, erzählt er. Er habe sich noch gewundert.
Stattdessen aber habe der Fahrer seine Kunden versetzt und das Geld für den Ausflug so einstreichen wollen. Das dürfe natürlich nicht mehr passieren. Auch sollen wir die Fahrt erst zahlen, nachdem wir wieder zurück in Hurghada sind.
Wenig später steigt unser Reiseleiter zu. Als erster Punkt steht das ägyptische Museum auf dem Programm. Fotografieren ist im Museum zwar leider (oder auch zum Glück?) verboten. Dadurch, dass er sich nur um uns kümmern muss, führt er uns jedoch absolut genial durch die vielen Räume, fragt nach Sachen, welche uns mehr interessieren und findet irgendwie immer zum rechten Moment eine Vitrine, bei der gerade keine große Gruppe davor steht. Zum Schluss haben wir noch genug Zeit, uns ein paar der Tiermumien anzusehen. Von dem Souvenirladen direkt im Museum rät er uns jedoch ab, da sich die extrem hohe Miete doch stark auf die Preise auswirke.
Viel ist nicht mehr übrig von Memphis, der ersten Hauptstadt der Ägypter. Denn so, wie das über beinahe sämtliche Dynastien wirtschaftliche Zentrum heute nur noch einen Punkt auf der Karte etwas südlich von Kairo darstellt, so sind es auch nur wenige Statuen und Stelen, die im Museum von Memphis zu sehen sind.
Die eindruckvollste ist eine (überdachte) Ramses-Statue. Im Gegensatz zu Ramses II., der mit 90 Jahren ein für seine Zeit biblisches Alter erreicht hat, strahlt die Statue immer noch ein freundlich-jugendliches Aussehen aus.
Außer der 10,5 Meter hohen Statue gibt es in Memphis einen Alabastersphinx und das auf einer Stele verewigte Apries-Dekret, welche über Landschenkungen und Steuerbefreiungen für den Ptah-Tempel berichtet. Die Tiere des in Memphis verehrten Gottes Ptah, die Apis- Stiere, wurden übrigens auf der anderen Seite der Straße einbalsamiert. Aber auch davon ist nicht mehr viel zu erkennen.
In der Altstadt von Kairo kommen wir über die Ruinen eines römischen Festungsturmes zur Kirche der Heiligen Jungfrau. Oder, wie die Ägypter sagen, zur El-Muallaqa (die Hängende), weil sie über dem ehemaligen Südwesttor der römischen Festung schwebt. Im 7. Jahrhundert erbaut, wurde die koptische Kirche im 11. Jahrhundert für 300 Jahre der Sitz des Patriarchen.
Nach einigen Erweiterungen und Umbauten besitzt die Kirche heute zwar ein unsymmetrisches Kirchenschiff und finden sich selbst islamische Elemente innerhalb der Anlage, dafür aber ist die Kirche bis heute sehr gut erhalten.
Heute bildet die koptische Kirche eine Art Ruheinsel inmitten des hektischen Treibens auf Kairos Straßen. So lassen auch wir den Lärm hinter uns zurück, als wir in den schmalen, aber schönen Eingangsbereich mit Palmen, kleinem Springbrunnen und islamisch geprägten Ornamenten kommen.
Im Gegensatz zur jüdischen Ben-Esra-Synagoge (sie soll an der Stelle stehen, an welcher Moses als Baby gefunden wurde) darf hier fotografiert werden. Was sich wirklich lohnt. Denn wie der kleine Garten, so ist auch das Kirchenschiff liebevoll eingerichtet.
Über das rechte Seitenschiff gelangen wir zu einer Seitenkapelle, in der Fresken aus der Gründungszeit zu sehen sind. Außerdem gibt hier eine Öffnung im Boden den Blick auf die Fundamente der Kirche über der römischen Festung frei.