Früh am nächsten Morgen weckt uns das Geräusch der Motoren. Kamen wir nilaufwärts nur sehr langsam voran, geht es nun an einem Tag zurück nach Luxor. Zuvor aber legt die HS Solaris in Kom Ombo an. Um etwa acht Uhr brechen wir zu den Ruinen des Doppeltempels für Sobek, dem Krokodilgott, und Haroeris (Horus der Große) auf.
Vom Bootsanleger trennen uns nur wenige Meter zu Fuß zum Sobek-Tempel. Dabei kommen wir natürlich wieder durch die obligatorische Souvenir- und Kleidermeile, andere wollen uns Eis verkaufen. Insgesamt sind die Händler hier jedoch weit weniger aufdringlich als bei vielen anderen touristischen Zielen in Ägypten und wirkt alles ordentlich und aufgeräumt. Links und rechts säumen Hecken und große Sträucher, vor allem Drillingsblumen (Bougainvillea), den Weg. Als wir den kleinen Markt schon fast passiert haben, fallen uns zwei alte Frauen auf.
Ein kleines Stück zurückgesetzt, bieten sie den Vorbeigehenden ihre Künste im Kartenlegen an. Wer wissen will, welche Schicksalsschläge ihm im Leben drohen, hier erfährt er es gewiss. Eine Gewähr, dass die Prophezeiung wirklich so eintritt, wie es die Karten offenbaren, gibt es zwar nicht. Interessant und unterhaltsam aber ist es sicherlich - zumindest solange die Tarot-Karten keine Geheimnisse und Sünden offen legen, die noch gar nicht eingetreten sind, oder sich die zwei Damen darauf beschränken, die Wetterprognose auszulegen. Denn das wäre in dieser Gegend doch arg billig...
Der Tempel von Kom Ombo ist der einzige, der mit Sobek und Haroeris zwei Gottheiten zugleich gewidmet ist. Dementsprechend gibt es hier auch zwei Eingänge, hinter denen zwei parallele Gänge durch die Säulensäle zu den beiden Sanktuarien (die innersten Heiligtümer) mit den schwarzen Granitaltaren führen.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an zahlreiche, erstaunlich gut erhaltene Reliefs vorbei, welche (einmal mehr) den Pharao bei Opferhandlungen, das Kultbild des Krokodilgottes Sobek, einen Kalender mit dem Ablauf der verschiedenen Tätigkeiten während der Jahreszeiten und vieles mehr zeigen.
Wie auf der Insel Elephantine gibt es auch hier ein Nilometer, welches jedoch keine Verbindung mehr zum Nil hat. »Das Wasser, das Sie hier sehen, ist nur Grundwasser«, erklärt unser Reiseleiter. Bis heute aber gibt es hier mehrere kleine Krokodile in einem kleinen Raum zu sehen.
Wie Sobek wurden auch sie früher im Tempel verehrt, um ihre freilebenden Artgenossen zu besänftigen. Nach ihrem Tod wurden sie mumifiziert. Größere Exemplare dieser Echsen sind im Nationalmuseum in Kairo zu sehen.
Kurz vor 9.30 Uhr legt die HS Solaris in Kom Ombo Richtung Esna ab. Vorbei geht die Kreuzfahrt an Palmenhainen, Zuckerrohr- und Papyrusfelder sowie den kleinen Dörfern der Fellachen.
Hin und wieder entdecken wir ein paar Wasserbüffel friedlich am Ufer grasen, dann wieder beklagt irgendwo in der Ferne ein Esel sein Dasein. Es klingt herzzerreißend, aber ob es den Tieren wirklich so schlecht geht, wie sie tun?
Wir genießen die Fahrt, schauen abwechselnd auf die grüne Landschaft, die Wüste und in unsere Reiselektüre. Diesmal sind die meisten wach, als wir kurz nach 11 Uhr erneut an den Felsengräbern von Dschabal as-Silsila vorbeikommen.
Ansonsten beschäftigen uns diesen Vormittag eigentlich nur zwei Aufgaben: Ausruhen und auf das Mittagessen warten (-: