Vom Obelisken-Steinbruch fahren wir zum Nasser-Staudamm von Assuan. Das heißt, zuerst überqueren wir den alten, zwei Kilometer langen Staudamm (seit 1902 in Betrieb) und fahren von dort zum neuen,
gut dreieinhalb Kilometer langen Hochdamm Sadd el-Ali, der seit 1971 weite Teile Oberägyptens mit Elektrizität versorgt.
Das allerdings bei Weitem nicht in dem erhofften Maße. Denn zum einen hatten die russischen Ingenieure den Durchfluss falsch berechnet und zum anderen wurde die Verdunstung im rund 500 Kilometer langen Nassersee stark unterschätzt.
Statt dieses mitzuteilen, brüstet sich unser Reiseleiter, dass die landwirtschaftlichen Flächen dank des Damms stark ausgedehnt und die Äcker jetzt ganzjährig bewirtschaftet werden können. Die Gefahr des Hochwassers sei zudem weitestgehend gebannt. Unerwähnt bleibt, dass sich viele Fellachen den benötigten Kunstdünger nicht leisten können.
Auf meine Rückfrage versichert er mir, dass es auch keine Seuchengefahr durch sich ausbreitende Schädlinge gebe. Von einer Bilharziose übertragenden Schneckenart, welche sich in den ständig wasserführenden Gräben ausbreitet, weiß er anscheinend nichts.
Als wir aussteigen, weist er uns noch darauf hin, dass der Hochdamm militärisches Gebiet ist und wir uns also nur im mittleren Teil aufhalten dürfen. Nun gut, das Ambiente der Touri-Zone ähnelt ein wenig einem geschäftigen Rastplatz. Ein paar Info-Tafeln erklären die Planungen,
die einst die Suez-Krise ausgelöst hatten, und hin und wieder lassen sich ein paar Soldaten blicken, dass auch niemand auf die Idee kommt, ein kleines Video zu drehen. Das nämlich ist genauso verboten wie der Spaziergang auf dem breiten Fußweg direkt oberhalb des Stromwerks.
Die Aussicht nach Süden jedoch ist gigantisch! Mehrere Boote warten auf ihre nächste Fahrt quer über den Stausee bis Abu Simbel oder bringen Ausflügler zum nubischen Galapscha Tempel am westlichen Seeufer.
Dieses allerdings wird es nicht auf immer geben. Denn der viele Schlamm, der noch vor Bau des Damms auf die Felder nilabwärts geschwemmt wurde, setzt sich nun am Grund des Sees ab. In etwa 500 Jahren wird der See vollständig verlandet sein. Ein absolutes Muss einer Nilkreuzfahrt ist der Staudamm aber gewiss.
Nach dem Besuch des Hochdamms fahren wir zurück ins touristische Zentrum von Assuan. Jedoch nur bis zum Hafen gegenüber der Insel Elephantine. Hier tauschen wir den Reisebus gegen eine ägyptische Feluke ein. Zwar wird die Fahrt im Internet gerne als überteuerter Tourinepp dargestellt. Bei uns aber gehört die Bootstour zum gebuchten Ausflugspaket, ohne dass wir zusätzlich zur Kasse gebeten werden.
Mehr noch, können wir die negativen Berichte nicht teilen, finden wir doch genügend Platz unter dem großen Segel und fühlen uns bei der Rückfahrt zur Solaris einfach nur wohl, genießen das gemächliche Kreuzen auf dem Nil und freuen uns auf das Mittagessen.
Neben den kleinen Fahrten bei Assuan werden auch längere Touren mit mehr als einer Woche auf dem Nil angeboten. Diese sind im Vergleich zu einer Fahrt auf dem Kreuzschiff zwar recht günstig, Komfort bieten sie jedoch keinen wirklichen.
Außerdem kann es leicht mal passieren, dass man mehrere Stunden praktisch auf der Stelle treibt, weil der Wind ausbleibt. Einen Motor, welcher der Feluke aus der Flaute hilft, gibt es nämlich nicht. Es sei denn, dieser Motor hängt an einem anderen Schiff. Und bis das kommt, können durchaus ein paar Stunden vergehen.
Befindet sich eine Siedlung in der Nähe, bleibt man immerhin nicht lange alleine. Denn je langsamer die Boote, desto schneller besuchen einen die rudernden Händler.