Ein Ausflug nach Kairo ohne Pyramiden? Das geht nun wirklich nicht. Wie schnell wir die erste gezeigt bekommen, überrascht uns jedoch schon ein wenig. Als unser Reiseleiter den Kleinbus auf einer mittelstark befahrenen Brücke für die ersten Pyramiden-Fotos anhalten lässt, sind wir aber nicht nur erstaunt, wie nah bei Kairo die Pyramiden von Gizeh sind, sondern auch, wie wenig von ihnen zu sehen ist. Dank der Abgase und der hohen Verdunstung nämlich ist ganz Gizeh von einer dichten Smogschicht umhüllt.
Wie bei eigentlich jedem Kairo-Besucher stehen bei uns die Pyramiden der Pharaonen Cheops und Chephren sowie der Sphinx fest auf dem Programm. Da wir uns bei Simsim nach niemand richten müssen und zwei Tage Zeit haben, möchten wir uns außerdem die Stufenpyramide in Sakkara anschauen. Zudem schlägt unser Reiseleiter die Fahrt zu den etwas außerhalb gelegenen Pyramiden des Pharaos Snofru in Dahschur vor. Auch das nehmen wir gerne an. Los geht es aber natürlich bei Gizeh.
Von unserem klimatisierten Kleinbus steigen wir direkt in die staubige Hitze Gizehs. Unser Fahrer will zwar ein paar Meter weiter zu einem Parkplatz fahren. Dazu müsste er aber verkehrt herum durch eine Einbahnstraße fahren, was ihm zwei Polizisten verwehren.
Da nützt es auch nichts, auf die Breite (ein großer Bus hätte bequem wenden können) der Straße hinzuweisen. Egal, auf die paar Meter kommt es nach der langen Fahrt auch trotz der Hitze wirklich nicht an.
Bevor wir uns die Pyramiden aus nächster Nähe anschauen, geht es erstmal zum Mittagessen ins Pyramidenrestaurant. Wir haben Glück und bekommen einen Platz in der vordersten Reihe mit absolut freier Sicht auf den Großen Sphinx und die Pyramiden dahinter.
Auch das Büfett hält eine reiche Auswahl bereit, sodass hier jeder satt werden sollte. Mehrere große Ventilatoren halten außerdem die Fliegen auf Distanz. Mit anderen Worten: wir können ungestört essen und schwitzen.
Dann aber brechen wir endlich zur Cheops-Pyramide auf. Sie ist nicht nur die älteste hier in Gizeh, sondern außerdem die größte Pyramide der Welt und das einzige noch erhaltene Weltwunder der Antike. Mit dem Bus oben angekommen, wundere auch ich mich, warum wir nicht aussteigen? Stattdessen erzählt unser Reiseleiter ausführlich,
dass die Kalksteinblöcke ganz in der Nähe abgebaut wurden, die einzelnen Blöcke im Schnitt 2,5 Tonnen wiegen und die gesamte Pyramide ein Gewicht von circa 6,25 Millionen Tonnen besitzt. Erst nach gut zehn Minuten schließt er seinen Bericht und fragt, wie viel Zeit wir zum Anschauen und Fotografieren brauchen.
Wieder im Freien, verrät mir die Hitze, warum wir uns alles im Bus anhören mussten. Leider ist und bleibt der Himmel schmutzig grau, sodass keine brillanten Bilder möglich sind. So wundert uns nicht, dass die angebotenen Ansichtskarten fast die Reihe durch Montagen sind, bei denen die Pyramiden einfach ausgeschnitten und auf einen blauen Himmel geklebt wurden.
Dank der Wärme halten sich die meisten Besucher nur kurz im Freien auf. Geduldiger sind da die Wachleute, Händler und Bettler, die uns mit ihrem ausdauernden Hallo-Geflüster die ganze Zeit über begleiten, um eine Flasche Wasser zu verkaufen, sich gegen ein kleines Trinkgeld mit ihrem Dromedar fotografieren zu lassen oder auch einfach nur so ein paar Piaster zu erhaschen.
Was uns die Pyramiden lehren: die beste Sicht hat man, wenn man nicht direkt davor steht. So ist es bei der Chephren-Pyramide zwar gut möglich, sich ein Bild von der Cheops-Pyramide zu machen. Die Ruhestätte Chephrens lässt sich dann aber nicht mehr als Ganzes aufnehmen.
Vor Ort wirkt die Chephren-Pyramide übrigens etwas größer als die seines Halbbruders. Das allerdings nur, weil Chephren eine natürliche Geländeerhöhung auf dem Plateau von etwa zehn Metern für den Bau seiner Pyramide gewählt hat.
Da wir auf die Besichtigung eines dunklen, ungeschmückten Gangs im Inneren der Pyramide verzichten, sind wir schon bald auf dem Weg zum Sphinx. Nachdem er lange Zeit unter dem Sand verborgen lag, steht er heute bei der Pyramiden-Lichter-Show im Mittelpunkt. In diese Veranstaltung sollte man allerdings nicht mit der falschen Erwartung gehen.
Schließlich wird hier keine spektakuläre Laser-Show, womöglich noch mit riesigem Feuerwerk, geboten. Nein, hier steht die lange Geschichte Ägyptens im Vordergrund, erzählt aus der Sicht des Sphinx, der - wenn wir ihm glauben - so ziemlich jeden großer Herrscher der Welt gesehen hat, angefangen bei den Pharaonen, über Cäsar und Augustus, Napoleon bis hin zu den Staatsherren unserer Zeit.