Nahe der antiken Stadt Memphis erstreckt sich der Friedhof weiterer Pharaonen: Sakkara. Das berühmteste Bauwerk ist die Stufenpyramide des Pharaos Djoser. Dabei hatte der Architekt Imhotep zunächst gar nicht an den Bau einer Pyramide gedacht. Ihm ging es darum, eine quadratische Mastaba für Djoser zu errichten. Erst später erweiterte er den Bau in fünf weiteren Bauphasen zur insgesamt sechsstufigen Pyramide. Die Stufen sollten dem Pharao den Aufstieg in den Himmel ermöglichen, damit zu seinem wahren Vater, dem altägyptischen Sonnengott Re (auch Ra), gelangt.
Wir selbst gelangen nach dem Ticketschalter über einen Aufgang zur Unas-Pyramide. Sie ist so klein, dass sie von den meisten Besuchern allerdings gar nicht als Pyramide wahrgenommen wird.
Eindrucksvoller sind da die ersten steinernen Dächer, welche heute noch von Steinsäulen getragen werden.
Wahrscheinlich haben die Steinmetze den Stein nach Vorbild des damals üblich verwendeten Baumaterials nachempfunden: die Säulen als Baumstämme, das Steindach als Schilfdach. Dabei gelang es ihnen jedoch noch nicht, frei stehende Säule zu schaffen, sodass jede Säule mit einer Wand zur äußeren Mauer verbunden ist.
Bei unserem Besuch in Sakkara können wir die Archäologen beobachten, wie sie in der Hitze unter Zeltplanen ausharren, messen, schätzen und pinseln. Es ist eine langwierige Arbeit, die Erfolgschancen sind ungewiss. Doch Mitte des Jahres 2020 haben es doch einige Wissenschaftler geschafft und sich soweit durchgepinselt, dass sie elf Meter unter der Erde 13 Holzsärge entdeckten. Zum Teil waren die Originalbemalungen noch erhalten. Einige Wochen später stießen sie, neben der ersten Fundstelle, erneut auf eine Vielzahl von Särgen. Einige der Sarkophage sind noch vollständig versiegelt. Sie sollen rund 2500 Jahre alt sein. Geduld zahlt sich aus!
Weil Sakkara nicht zum üblichen Ausflugsprogramm der 1-Tages-Fahrten zählt und nur wenige Urlauber in Kairo übernachten, ist es hier angenehm ruhig. Mal abgesehen davon, dass auch hier ein paar Wachmänner und ein paar Leute, die einfach nur herumlungern, auf ein kleines Trinkgeld hoffen.
Während ich mich frage, ob wir, sollten wir den Männern etwas geben, nicht jede Menge andere zum Betteln ermuntern, betätigt sich unser Reiseleiter als »Scheinwerfer«. »Die Wachleute verdienen nur sehr wenig«, erklärt er.
Blickt man vom Wall westlich der Pyramide nach Norden, kann man mit etwas Glück über die Pyramiden von Abusir und Sawjet el-Arjan bis zum Plateau von Gisa sehen, während weiter südlich die Knickpyramide und die Rote Pyramide zu sehen sind.
»Aller guten Dinge sind drei.« Das dachte sich vielleicht schon Pharao Snofru, Vater des Cheops. Denn innerhalb von 40 Jahren ließ er gleich drei Pyramiden in der Gegend von Dahschur errichten.
Nachdem ihm die erste - diese ist recht verfallen - nicht gut genug für seine ewige Ruhestätte war, mussten seine Ingenieure eine zweite bauen.
Hätte diese vom Sockel bis zur Spitze denselben Neigungswinkel, wäre diese nahezu 129 Meter hoch geworden. Das machte jedoch der weiche Untergrund nicht mit, weshalb die Ingenieure den Winkel im letzten Drittel deutlich abflachten.
Dies gab der zweiten gedachten Ruhestätte Snofrus den Namen »Knickpyramide«. Einen Grund zum Feiern gab es hingegen nicht. Denn auch diese Pyramide war dem Pharao nicht gut genug, um in den Himmel aufzusteigen.
Erst die dritte Pyramide, bekannt als Rote Pyramide, war Snofru endlich gut genug. Diese gilt mit ihren 105 Metern Höhe übrigens als erste »richtige« Pyramide Ägyptens. Und der Besuch lohnt sich auch heute noch. Denn während die Pyramiden von Cheops und Chephren alltäglich überrannt werden, findet kaum ein Urlauber bis nach Dahschur.
So treffen wir vor Ort auf einen recht einsamen Wachposten inmitten der Wüste, der sich offenbar über jede kleine Abwechslung freut. Wie übrigens auch über das kleine Trinkgeld, mit dem unser Reiseleiter sicherstellt, dass wir unsere Kamera mit in die Grabkammer nehmen dürfen.
Selber allerdings wollte er nicht mit nach unten steigen. Denn der Eingang befindet sich auf etwa 28 Meter Höhe, von wo ein 63 Meter langer Gang bis fast auf Bodenniveau herab führt. Dieses leider alles andere als bequem. Die Decke nämlich ist so niedrig, dass wir die gesamte Strecke in gebückter Haltung zurücklegen müssen. Doch selbst das ist nur die halbe Wahrheit.
Denn unten angekommen, sticht uns ein beißender Salmiak-Gestank in die Nase. Ob hier etwa noch irgendwo der Pharao liegt? Oder vielleicht seine Pferde? Nein, die können es nicht sein, da es diese zur Zeit Snofrus noch gar nicht in Ägypten gab. Im Bereich der Grabkammer steigert sich Gestank jedenfalls so arg, dass uns ein Atmen durch die Nase nicht mehr möglich ist und wir nach der kurzen Besichtigung und dem schweißtreibenden Aufstieg froh sind, wieder an der frischen Luft zu sein.