Die Fahrt ins Tal der Könige führt am Haus von Howard Carter vorbei. Kennen tun ihn wohl die wenigsten. Er jedoch war es, der das Grab Tutenchamuns nach jahrelanger Suche 1922 gefunden hatte.
Zu meinem Bedauern finden wir hingegen keine Zeit für einen kurzen Stopp. Nicht, dass ich angeben will, aber ich hatte über die lange Suche und die Rückschläge Carters mal ein Buch von Christian Jacq gelesen. Andererseits, nur für einen Urlauber da hochkurven? Da muss man dann doch wohl ein wenig individueller unterwegs sein. Egal.
Angekommen im Tal, passieren wir flugs die noch recht verschlafene Touri-Einkaufsmeile, bevor sich uns die Gewissensfrage stellt: Fotografieren oder lieber nicht? Leider ist dieses mittlerweile in sämtlichen Gräbern verboten. Andererseits hatte ich vor dem Urlaub mit der ägyptischen Botschaft in Berlin telefoniert, welche es mir am Telefon erlaubt hatte. Mehr noch, wäre es außerdem kein Problem, ins Grab von Sethos I. (Vater von Ramses dem Großen) zu gehen, welches eines der zugleich größten und prächtigsten im ganzen Tal ist.
»Sethi I.? Das Grab ist seit Jahren geschlossen«, wundert sich unser Reiseleiter, lässt sich dieses aber vor Ort bestätigen. Nun gut, dafür sind die Grabkammern Ramses I. (Begründer der 19. Dynastie und Opa von Ramses d. Gr.), Merenptah I. (dem 13. Sohn Ramses II.) und des Generals Ramses III. (20. Dynastie) zugänglich.
Beim Besuch empfiehlt sich übrigens wirklich, zumindest die Tafeln vor den Eingängen zu fotografieren. Denn wer sich nicht schon vorher die Grabkammern heraussucht, welche er sehen will oder sich recht gut in der Zeit der alten Ägypter auskennt, kann in der Regel schon wenig später nicht mehr sagen, welches Grab er besichtigt hat.
Außerdem empfiehlt sich, genug Wasser mitzunehmen und vor dem Gang ins jeweilige Grab ein paar Mal tief durchzuatmen. Denn die Luft ist auch schon am Vormittag extrem stickig in den Gängen. Dies gilt vor allem für die Gräber der bekannten Pharaonen bzw. welche von den Reiseleitern als besonders schön empfohlen werden. Sprich: je mehr Malereien an den Wänden, desto weniger Sauerstoff in der Luft.
Ausgenommen hiervon ist zum Beispiel das Grab von Merenptah. Dieses liegt etwas abseits und hat im Gegensatz zu Ramses I. und III. keine Malereien im Abgang. Der untere Raum mit dem Sarkophag ist aber dennoch ansehnlich gestaltet und bietet sowohl Luft als auch genügend Platz für die wenigen Besucher. Die Überreste Merenptahs sind unter dem Namen »Weiße Mumie« bekannt, da sie eine weißliche Farbe aufweist. Gefunden wurde diese jedoch im Grab des Amenophis II., wo sie gegen Ende der 20. Dynastie versteckt wurde.