Das nächste Quellgebiet ist Ayn Humran. Die offizielle Zufahrt führt über die Nationalstraße 49, von der wir beim Quellgebiet Ayn Razat über zehn Kilometer entfernt sind. Auf unser abenteuerlustiges Navi jedoch ist Verlass. Es findet eine spektakuläre Abkürzung.
Ein Auto voller Inder kennt diesen Schleichweg ebenfalls. Da diese mit der gleichen Wagenklasse vorneweg fahren, folgen wir ihnen mutig. Wir sind Touristen. Woher sollen wir wissen, für wen der Hinweis »Private Road« gilt und an wen sich das Durchfahrt-Verboten-Schild richtet?
Die Schotterpiste ist an sich recht gut befahrbar. Sie verläuft schnurstracks immer entlang der Hochspannungsleitungen. Während die Stromkabel jedoch die tiefen Einschnitte einiger Wadis einfach überspannen, führt die Piste steil in die Täler hinab, um auf der anderen Seite genauso steil wieder anzusteigen. Von Madeira wissen wir, dass ein Auto ab einer gewissen Steigungsgrad einfach stehen bleiben kann. Wir hoffen, dass wir in den vielen Kerbtälern von solch einer Erfahrung verschont bleiben. Zudem frage ich mich, wie oft hier überhaupt Autos durchfahren?
Denn die kilometerlange Piste macht den Anschein, als diene sie einzig dem Bau und der Unterhaltung der Stromtrasse. Damit ist sie ein gefundenes Fressen für unser abenteuerlustiges Navi. Doch wir haben Glück. Mit etwas Herzklopfen, aber frei von Pannen meistert mein Rallye-Fahrer sämtliche Dellen und Huckel auf der Piste und erreichen wir schließlich die Zufahrtsstraße zum Ayn Humran. Tatsächlich haben wir dazu, verglichen mit der offiziell ausgeschilderten Route über die Nationalstraße, nur halb so viele Fahrkilometer gebraucht.
Ayn Humran ist wieder eine gefasste Quelle. Ein eingezäunter, sauber angelegter Pool wird von einem Banyan-Feigenbaum beschattet. Über einen Kanal wird das Wasser in einen nahe gelegenen Wald und weiter in eine Gartenanlage geleitet. Im Vergleich zu ihren Nachbarquellen schüttet sie nur wenig Wasser, das sich in einer Senke am Nordrand der Ebene sammelt. Vor Ort verleiht eine Allee mit hoch gewachsenen Kokospalmen eine angenehm friedliche Stimmung.
Komplett verschleierte Frauen sitzen im Schatten und sind eifrig am tratschen, während sich ihre Kinder im kühlen Nass tummeln. Auch Bachstelzen und Bülbüls suchen diesen Ort auf und bewegen sich rund um das Gewässer. Wer einen längeren Aufenthalt bei Ayn Humran plant, findet etwas abseits öffentliche Toiletten. Ansonsten muss man sich aber auch hier selbst versorgen. Das ist okay, da man bei Ausflügen in diese Gegend ohnehin immer etwas zu Trinken dabei sollte. Da das Quellgebiet insgesamt nur wenig zu bieten hat, verweilen wir dennoch nur kurz, bevor wir zu unserer Gelände-Limousine zurückkehren und uns auf die Suche nach den nächsten Quellen machen.
Ausflug ab Salalah zum Quellgebiet Ayn Humran. Aufnahmen vom großen Quelltopf und der Wasserleitung zu den Waschplätzen nahe der Quelle.