Allmählich gehen uns die Ausflugsziele rund um Salalah aus. Ein paar Quellgebiete am Rand der Berge lohnen jedoch einen kurzen Besuch. Wir können uns also reichlich Zeit für das Frühstück lassen. Es ist Dreikönigstag. Tags zuvor hegten wir noch die Hoffnung, dass uns diese drei Heiligen auch von der andauernden Weihnachtsmusik erlösen werden. Mit dem aus etlichen Lautsprechern rieselnden Christmas-Jive verfliegt diese Hoffnung allerdings schon am frühen Vormittag.
Ausflug zum Quellgebiet Ayn Razat nahe Taqah, einem beliebten Ziel für Familien zum Picknicken. Aufnahmen vom Gelbsteißbülbül bei der Futtersuche und dem Wasserlauf ab der Quelle von Ayn Razat.
Wir verschwinden also auf Sightseeing und nutzen ein weiteres Mal die Umfahrung von Salalah. Inzwischen kennt Lars sämtliche »Humps«, welche Salalahs Straßen zieren und von der Ferne oft schwer auszumachen sind. Bisher sind wir oft darüber hinweg geholpert. Mit wachsender Routine auf Omans Straßen verlaufen die Fahrten ruhiger.
Auf der Fahrt in Richtung Taqah sind vier Abstecher zu Quellgebieten möglich, welche wir bisher links liegen gelassen hatten. Der erste davon ist Ayn Razat, welches sich nahe dem nordöstlichsten Kreisverkehr »Um Al Ghawarif« befindet.
Solange der Bypass nicht nach Osten verlängert wird, würden wir geradeaus sehr bald im Nichts stehen. Darum nehmen wir die Ausfahrt in Richtung Norden und erreichen nach drei Kilometern die Zufahrt zur Quelle.
Nahe der Quelle wird es ungewöhnlich grün. Auf den Sträuchern und Bäumen sind Gelbsteißbülbül auf der Futtersuche. Auch ein grüner, uns leider unbekannter Vogel labt sich an den Früchten. Einen Steinwurf davon entfernt befindet sich eine umzäunte Parkanlage. Dort sehen wir Gärtner am Unkraut jäten, Pflanzen und Gießen.
Der große Garten ist nur donnerstags und freitags für Besucher zugänglich. Der spärliche Bewuchs zeigt auch hier, dass es gewaltig an Wasser mangelt. Wer bei einer früheren Reise den in der Wüste befindlichen botanischen Garten auf Kitchener Island in Assuan besucht hat, wird hier wenig verpassen.
Die Quelle des Ayn Razat ist gefasst und füllt großzügig angelegte Becken mit Wasser. Wie bisher überall, ist es schön klar und lädt eigentlich auf eine Abkühlung ein. Doch wie in vielen tropischen, stehenden Gewässern, kommt auch hier eine Bilharziose übertragende Wasserschnecke vor. Die Behandlung dagegen ist unkompliziert ist.
Dennoch verzichten wir gerne auf eine Infektion. Wer hat schon Lust auf seltsame Würmer in seinem Körper? Das denken wohl auch die Omanis, die lieber Inder mit Besen in das Gewässer schicken. Sie schrubben das Bachbett ab, um es von Algen und vielleicht auch von den Wasserschnecken zu befreien.
Über Steintreppen erreichen wir eine runde Höhle in der Steilwand. Von hier überblicken wir die Gartenanlage und das große Picknickareal von Ayn Razat. Da unser Besuch auf einen Samstag fällt, an dem die meisten Leute arbeiten, sehen wir kaum heimische Ausflügler.
Nur einer der vielen Picknickplätze wird gerade von einer Familie in Beschlag genommen. Sie sind noch mit der Vorbereitung beschäftigt. Das Grillfeuer wird gerade geschürt. Ein Ziegenböcklein meckert noch gut gelaunt von der Pritsche eines Pick-ups. Wir gehen lieber, bevor das arme Tier ausgemeckert hat.