Es ist schon ein paar Jahre her, als Sonnenklar.tv erstmals Salalah in sein Programm aufnahm. Mit wachsender Begeisterung hatte ich mir die Filmchen angeschaut und fest vorgenommen: dort reise ich auch mal hin! Was für ein wundervoller Ort mit einem Namen, der einem Fußballstadion-Gaudi-Lied gleicht. In meinem Umfeld war die Gegend weitgehend unbekannt. Und doch betrieb Hilton Worldwide schon damals ein beschauliches Resort am Strand von Salalah.
Dadurch wurde es das erste Haus, welches Stefanie, Kai, Mary, Goofy und all die anderen Sonnenklar-Moderatoren vorstellten. Mit dem ebenfalls bei Sonnenklar.tv gelisteten Labranda Hotel auf Malta hatten wir bereits gute Erfahrungen gemacht. Veranstalter und Hotel standen somit fest. Danach mussten wir nur noch schauen, was uns hier geboten wird.
Vor Ort folgt der Vorfreude jedoch erst einmal die Ernüchterung. Wir haben Early Check-In und Late Check-Out. Beides ist in Salalah angebracht, da die meisten Flüge am frühen Morgen ankommen und gerne mitten in der Nacht abfliegen. So sind wir froh, gleich aufs Zimmer gehen zu können. Ein Luxus-Zimmer muss es nicht sein. Denn im Hilton sind alle Zimmer ansprechend und komfortabel eingerichtet. Allerdings wirkt unser Raum etwas arg düster. Der Blick aus dem Fenster ist wie ein Schlag ins Gesicht.
Vor uns nimmt eine riesige graue Wand die gesamte Sicht ein. Nur einen Steinwurf vom Hilton entfernt wurde ein neuer Hotelpalast errichtet. Unsere gebuchte Mountainview ist im Eimer. Auf Strandseite hatten wir keinen Wert gelegt, da wir das Zimmer eh nur zum Schlafen brauchen. Aber »no-view«? Das geht gar nicht. »Vielleicht heißt das neue Nachbarhotel 'Mountain'?«, beschwichtigt Lars. Auf zweieinhalb Wochen in einem gefühlt wertlosen Zimmer verspürt aber auch er keine Lust.
Wir kehren Wand und Zimmer den Rücken und stehen einen Augenblick später wieder bei der Rezeption. Dort will man uns erst weismachen, wir hätten ein Zimmer ohne Aussicht gebucht. Ja, die meisten Gäste kommen aus Europa, um hier schöne und sonnige Tage zu verbringen. Wie viele werden sich da wohl für die Kategorie »Betonwandblick« entscheiden? Zum Glück steht in unseren Unterlagen Mountainview drin.
Der Rezeptionist gibt klein bei und wir ziehen in ein anderes Zimmer um. Dieses versöhnt uns mit einer Kokospalme vor dem Panoramafenster. Der weitere Blick geht über den Tennisplatz zu den Bergen im Hintergrund. Na also, geht doch. Den ersten Eindruck hatten wir uns anders gewünscht. Bis zum Ende unseres Aufenthalts soll es aber bei diesem einen Fauxpas des Hotels bleiben.
Wir wischen das bisschen Ärger beiseite und fühlen uns ab sofort wohl. Bald sind die Koffer geleert und Schränke und Kommoden gefüllt. Klingt nach Urlaubsalltag, ist für uns aber ein völlig neues Gefühl. Da wir bei unseren Reisen oft schon nach einer,
spätestens nach drei Nächten das Hotel wechseln, leben wir für gewöhnlich aus dem Koffer. Diesmal ist alles geordnet an seinem Platz und können wir etwas Schlaf nachholen, bevor wir mit der Mission »zur Ruhe kommen und neue Kräfte sammeln« beginnen.
Gegen Mittag wechseln wir vom Zimmer in den Palmengarten des Hilton Salalah Resort. Nach den daheim studierten Bewertungen hegen wir wenig Hoffnung auf einen Platz am Pool. Diesmal werden wir positiv überrascht. Es sind noch einige Liegen mit Sonnenschirm frei. Schöne Sache!
Wir holen also unsere Badetücher beim Kabuff am Pool und halten Ausschau nach einem schönen Plätzlein. Was auffällt: die meisten Gäste drängen sich zwischen dem Pool und dem Strandrestaurant. Aber warum? Ah ja, in diesem Bereich werden die Getränke bis direkt an die Liege gebracht.
Wir indes gehen lieber ein Stück weiter in den Garten hinein. Zwei Liegen im Schatten hoher Palmen versprechen einen wunderbaren Platz. Die Sicht geht über den breiten Sandstrand auf die Bucht und zum gegenüberliegenden Hafen von Raysut. Dennoch verstreichen keine fünf Minuten, bis ich mich nach einem anderen Platz umsehe.
Denn durch die beständige Meeresbrise ist der Schatten ganz schön beweglich. So tauschen wir unseren Platz unter Palmen gegen einen mit Sonnenschirm und finden tatsächlich für die nächsten zweieinhalb Wochen unseren Stammplatz. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Und auch Ausruhen will erst einmal gelernt sein.
Tatsächlich ist der hintere Bereich des Gartens ein Traum. An einigen prächtigen Palmen vorbei blicken wir auch hier direkt aufs Wasser. Bis zum ersten Kontakt mit dem Arabischen Meer wird es jedoch noch eine Weile dauern. Denn vom Hotelzugang an den Strand bis an das Randmeer des Indischen Ozeans sind es 230 Meter. Aber wir haben ja reichlich Zeit, um uns zu einem späteren Zeitpunkt in die fernen Wellen zu stürzen.
Wir genießen die Ruhe und warten, wie es sich für All-Inklusive-Touristen gebührt, aufs Mittagessen. Ähnlich verhält sich das Personal der Tauchbasis PADI, ABT Diver, SUB AQUA Divecenter oder wie auch immer sie ihre Station nennen. Gelangweilt wischen sie dort auf ihren Smartphones herum und hoffen, so wirkt es, auf einen entspannten Tag.
Nach dem Essen steht bereits der nächste Termin an. Um drei Uhr beginnt die Infoveranstaltung im Resort vom Meeting Point Oman, dem Reisepartner von FTI. Da wir auf der Insel La Réunion feststellen mussten, dass es echt blöd sein kann, den Reiseleiter zu verpassen, treffen wir pünktlich in der Lobby ein. Bei der Fahrt zum Hotel hatte er uns bereits mit Unterlagen zum Ausflugsprogramm ausgestattet. Wir wissen also längst, was wir wollen.
Trotzdem lauschen wir gebannt Adhams monotonem Vortrag. Ein Verkaufsgenie scheint der Mann keines zu sein. Eigentlich sollten wir eine Provision erhalten. Denn wir sind es, die später Christa zu einem Ausflug mit Übernachtung in der Wüste überreden. Leider muss sie den Silvester-Termin nehmen, da sie nur eine Woche Zeit hat. Wir selbst buchen die Tour für unsere letzte Woche und hoffen, dass wir Adham und seinen Leuten bis dahin in Erinnerung bleiben.
Allmählich endet unser erster Nichts-tu-Tag. Es wird Zeit, sich fürs Abendessen zu richten. Auch hier bemerken wir bald eine sich täglich wiederholende Routine. Wir versuchen stets einen Tisch auf der oberen Terrasse zu erhalten. Denn von dort hat man den gesamten Außenbereich im Blick, sodass wir das Kommen und Gehen der anderen Gäste verfolgen können. Meist sitzt Christa ganz in unserer Nähe und steigert den Unterhaltungswert. Sharif weiß nach zwei Tagen, dass wir jeder ein Sprudelwasser und ein Glas Rotwein bekommen.
Mit Getränken bestens versorgt, lassen wir uns anschließend vom Essen überraschen. Hier erweisen sich die philippinischen Köche als wahre Künstler am Kochtopf und Grill. Das Essen ist echt lecker, vielseitig und auch qualitativ voll und ganz in Ordnung. Selbst die Kuchen und Desserts, um welche wir normalerweise einen großen Bogen machen, sind ansprechend dekoriert und in verführerisch kleine Portionen aufgeteilt. Zum Abschluss ist es somit ein Leichtes, sich durchzuprobieren, ohne dass es gleich in Völlerei ausartet.
Einziges Manko der Rund-um-sorglos-Verpflegung ist der drohende Bewegungsmangel. So machen wir uns bald auf die Suche nach dem Tanzlokal. Nachdem wir bereits zufällig das ukrainische Gesangsduo A&N getroffen hatten, führt uns der Weg an der Rezeption vorbei zur Whispers Bar. Dann aber stutzen wir, ob die Bar überhaupt schon geöffnet ist? Denn auch für eine Hoteldisco ist es ist ungewöhnlich still vor der Tür. Erst, als wir diese öffnen, schallt uns der Singsang von Anna und Nathalie entgegen. Die beiden unterhalten einen leeren Raum, was wirklich schade ist.
Wir bleiben, bestellen Cuba Libre und warten kurz ab. Da sich bis auf zwei Einheimische keine anderen Gäste in den Raum trauen, tanzen wir bald für uns alleine. Sowie auch für die beiden Sängerinnen, welche sichtlich erfreut sind über uns. Erst gegen Mitternacht füllt sich die Disco. Es sind durchweg Einheimische, die in den Raum strömen und sämtliche noch freien Tische in Beschlag nehmen. Und das, obwohl an unserem ersten (Donnerstag-) Abend ab null Uhr kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden darf. Denn ab Mitternacht ist Freitag, der heilige Tag der Omanis.
Mit den Omanis wird auch die Security zahlreicher. Manch einer der »Nachthemdträger« versucht, sich an europäische Frauen heran zu tanzen. Ein solches Verhalten wird nicht geduldet, ungeachtet dessen, dass die von außerhalb kommenden Männer im Gegensatz zu den Hotelgästen den Eintritt bezahlen müssen. Als sich mir einer nähert, geht Lars einfach dazwischen und gut ist. Dafür pirscht sich der Nachthemdträger an die nächste Frau heran. Zu seinem Missgeschick ruft er damit einen Mann der Security auf den Plan.
Doch noch ehe sich die Situation entwickeln kann, packt er seinen Landmann am Kragen und setzt ihn vor die Tür. Auch bei den angenehmeren Omanis, die sich nur unterhalten wollen, werden wir angesprochen. Wenn wir uns unwohl fühlen, sollen wir uns bitte melden. Die Security regelt das dann. Ähm ja, ist sicher nett gemeint, für unseren Geschmack aber leicht übertrieben. Wir kommen ohne Petzen aus, was einen sicherlich besseren Eindruck auf die Einheimischen macht.
So verstreichen die ersten beiden Tage im Oman relativ ereignislos. Konnte uns das Hilton in den ersten Stunden nicht wirklich überzeugen, so stellt sich allmählich das Kubasyndrom ein. Wir beginnen, das Resort zu mögen und fühlen uns wohl. Einzig mit dem vielen Nichtstun kann ich mich nur sehr langsam anfreunden, wenn überhaupt.
Sechs spannende Tage mit dem Mietwagen liegen hinter uns. Damit ist es wieder höchste Zeit, den Hotelgarten, den Pool und den Strand zu genießen. Wir haben zwei Tage frei von jeglichem Programm. Um nicht plötzlich einzurosten, sind nun längere Strandspaziergänge angesagt. Und Strand hat Salalah wie, ja, wie Sand am Meer.
Vom Garten bis zum Meer sind es gut 200 Meter mit wunderbar weißem und sauberem Sand. Einziger Wermutstropfen ist ein leider fieser, kühler Wind, der sich Anfang Januar hierher geschlichen hat. Wir verzichten auf ein Bad im Meer und laufen lieber dem Sonnenuntergang entgegen.
Strand beim Hilton Salalah
Gegenüber vom Hilton befindet sich der Port Salalah. Täglich fahren riesige Containerschiffe im Schneckentempo an uns vorbei, um hier ihre Ladung zu löschen oder neue Container zu laden. Doch hin und wieder legen auch Kreuzfahrtschiffe eine Stopp bei Salalah ein.
So hatten wir die letzten Tage einige AIDA-Gäste in unserem Hotel, welche für ein paar wenige Stunden den Sand unter ihren Füßen spüren wollten. Gegen Abend kehrt an solchen Tagen wieder Ruhe ein und gehört der Strand einem wieder fast alleine.
Leider fehlt den Omanis der Sinn für idyllische Spaziergänge. In ihren PS-starken Geländefahrzeugen preschen sie lieber über den Sand und knapp in die Wellen hinein. Bleibt einer stecken, eilt der nächste zur Hilfe. Wir indes laufen lieber barfuß durch den Sand, genießen das Meeresrauschen und sammeln riesige Sepiaschalen für unsere Wellensittiche.
An ruhig gelegenen Hotelanlagen und einem Vogelschutzgebiet vorbei könnten wir bis in die Ortschaft Salalah hinein laufen. Erst beim Sultanspalast wäre nach gut siebeneinhalb Kilometern Schluss. Wie gesagt, wir wollen nicht einrosten; doch auf keinen Fall wollen wir schon wieder übertreiben.
Zwei Wochen genießen wir nun das All-inklusive-Programm des Hilton Salalah Resorts und sind noch immer begeistert. Inzwischen kennt uns das ganze Hotel. Morgens wird der leckere Milchkaffee aus dem Myfair Café an den Frühstückstisch gebracht.
Mittags und abends kommen die Getränke gerne automatisch zum Tisch. Wir fühlen uns pudelwohl und das spricht sich unter dem Personal herum. So erzählt uns Indha, wir wären bekannt als »das deutsche Paar, das immer freundlich ist und ein langes Leben haben wird, weil es so viel lacht«.
Für uns ist es selbstverständlich, auch dem Personal freundlich zu begegnen. Umso mehr staunen wir über manch einem anderen All-inklusive-Gast. So beobachten wir eine Italienerin, die in München wohnt. Wo andere einen unbeschwerten Urlaub genießen, legt sie ihr auf Hauptaugenmerk darauf, die Zusatzkosten für das All-inklusive-Programm gegenzurechnen. Ständig auf Sonderbehandlungen aus, verlangt sie das Abendessen vor den offiziellen Zeiten, weil sie ja jetzt Hunger hat. Während wir auf einen gemütlichen Abend anstoßen, mokiert sie sich über einen angeblich minderwertigen Wein oder auch einfach darüber, dass das Personal sie übersähe und lieber andere bediene. Auch das All-inklusive-Band weigert sie sich zu tragen, weil es am Arm kratzt.
Und kaum stellt Lars fest, mit was für einem Gesichtsausdruck sie ständig mit ihrem Freund spricht, wird dieser krank. Au weia! Mit Magenschmerzen kämpft er sich ans Büfett, um sich den Teller mit Spaghetti voll zu stapeln. Bezahlt ist schließlich bezahlt. Ob ihm das gut tut? Wir wissen es nicht. Am späten Abend sitzt sie jedoch alleine in der Shisha-Bar und blubbert wie wild an einer Wasserpfeife. Als es bereits aus den Ohren dampft, weckt sie (fast) unser Mitleid. Schließlich muss sie nun doppelt blubbern, damit die Rechnung für sie und auch ihren Freund aufgeht. Aber jetzt hören wir lieber auf. Sonst machen wir uns noch einen Namen als »das deutsche Paar, das immer am Lachen ist, aber kein langes Leben haben wird, weil es über die Falschen lacht«.
Wobei, es gibt noch einige solche Urlaubs-Spezialisten. Da kann am frühen Morgen schon der fehlende Kaffeelöffel für Unmut sorgen. Doch im Hilton bleibt dies die Ausnahme. Die leise Mehrheit genießt hier zufrieden ihren Urlaub. Es sind Österreicher und Italiener, welche immer fröhlich lachend über die Anlage schlendern und andere mit ihrer guten Laune anstecken. Ein Paar aus Finnland verbringt den ganzen Tag in den Sesseln der Bibliothek und freut sich,
in Ruhe in den mitgebrachten Büchern schmökern zu können. Unser Hamburger Gastronomen-Paar genießt es, lecker bekocht zu werden und stundenlang Karten zu spielen. Und zuletzt erzählt der Luxemburger mehr Kalauer über seine Heimat, dass er damit locker die Grenzen seines winzigen Lands sprengen könnte. Und warum? Um sich und sein Umfeld zu unterhalten. Urlaub kann so viel Spaß machen!