Bisher haben wir uns hauptsächlich der Natur gewidmet. Daneben kann die Region Dhofar aber auch mit historischen Sehenswürdigkeiten aufwarten. Zu den bekannteren zählt das Hiobs Grabmal. Das im Englischen als »Job's Tomb« und hier als Nabi Ayub bekannte Grab ist fester Bestandteil einer ausgewogenen touristischen Tour durch das Jabal Qara-Gebirge. Gut 20 Kilometer von Salalah entfernt, in einem winzigen Ort bei einer Art Supermarkt, befindet sich die Zufahrt zum Mausoleum.
Besuch von Hiobs Grabmal im Mausoleum Nabi Ayub im Oman. Eindrücke von dem ungewöhnlich langen Sarg und dem Park außerhalb zwischen dem Mausoleum und der alten Moschee.
Wir haben Glück. Eine Reisegruppe schlüpft gerade in ihre Jeeps. Sowie sie abfahren, steht nur noch ein weiteres Auto auf dem Parkplatz, sodass wir uns auf einen ruhigen Aufenthalt freuen können. Jetzt müssen wir nur noch ein aufdringliches Dromedar vom Eingangstor verscheuchen.
Das Tier gehört zu den Stammgästen der Grabanlage. Dies jedoch weniger des Glaubens oder des Grabes wegen. Vielmehr interessiert es sich für den Garten. Die selbst zur Trockenzeit grüne Anlage muss auf das Kamel wie ein Schlaraffenland wirken.
Grüne Mangobäume, Akazien und Oleander umgeben die kleine Moschee, welche dringend einen neuen Anstrich benötigt. Immerhin ist das Grab eine bedeutende Pilgerstätte für Muslime. Daneben wird der hier begrabene Prophet aber auch von den anderen beiden monotheistischen Weltreligionen verehrt. Im Koran lautet sein Name Nabi Ayoub, in der Bibel ist er als Hiob bekannt.
Im Alten Testament wird Hiob als wohlhabender und rechtschaffener Mann beschrieben. Und obgleich er all seinen Besitz wieder verlor, hielt er an seinem Glauben zu Gott fest. Da ihm nacheinander vier Boten des Himmels seine schmerzlichen Verluste mitteilten, werden schlechte Nachrichten bis heute als »Hiobsbotschaft« überbracht.
Allerdings beherbergt nicht die Moschee das Grab des Propheten. Das Mausoleum ist ein kleines Gebäude mit goldener Kuppel. Es passt irgendwie zu Hiob, dass auch hier der Prunk längst verloren gegangen ist. Sollte er tatsächlich in dem Sarkophag ruhen, wird es ihn kaum stören. Direkt neben dem Gebäude hat sich Hiob übrigens mit einem Fußabdruck verewigt.
Eine quadratische Mauerumfassung schützt das Heiligtum vor Verwitterung. Wie wir es von anderen Ländern bereits kennen, wandelte auch dieser Heilige auf großem Fuß. Doch im Gegensatz zu Buddhas 1,80 Meter langen Fußabdruck auf dem Adams Peak in Sri Lanka, misst Hiobs Fußabdruck mit knapp 40 cm Länge fast schon menschliche Maße.
An dieser Dimension orientiert sich auch der schlichte, mit einem grünen Tuch überdeckte Sarkophag im Innern des Mausoleums. Mehrere muslimische Familien sitzen auf dem Boden. Die Erwachsenen beten andächtig vor sich hin, während die Kinder den Teppich mit Keksbrösel füttern. Wie es sich für heilige Stätten im Oman gehört, sind noch vor dem Eingang die Schuhe auszuziehen und müssen Frauen ihre Haare mit einem Tuch verhüllen.
Es ist stickig in dem kleinen Raum. So bleiben wir nur kurz in dem Mausoleum, eh wir der nächsten, asiatischen Reisegruppe in die Hände laufen. Wir unterhalten uns noch kurz mit deren Guide. Er stammt aus Bangladesch und nutzt die Gelegenheit, um für sein schönes Heimatland zu werben. Doch es ist Zeit, weiter zu reisen. Auf dem Weg zum Ausgang begegnen wir wieder unserem Empfangskamel.
Es hat es tatsächlich geschafft, in die Anlage einzudringen. Katzenhaft versucht es nun, dem Aufsichtspersonal zu entwischen. Doch es ist zu spät. Ein Gärtner hat das Tier entdeckt und führt es wieder in die Dürre hinaus. Ich bringe ihm etwas frisches Gras von der Anlage mit. Doch das Dromedar ist wählerisch und bevorzugt Blätter der Akazie. Tja, da muss es wohl auf einen Riesen wie Hiob warten.