Wir fahren weiter ins Gebirge. Langsam steigt die Straße auf fast 1000 Meter über dem Meer an. Die Hochlagen des Jabal el Qara ähneln einer afrikanischen Baumsavanne. Mit dem Unterschied, dass hier oben Kamelherden zwischen den Akazien weiden. Bei der Siedlung Titam biegen wir rechts nach Hijayf bzw. Qairoon Hairitti ab.
Erneut wandelt sich die Natur. Diese Gegend wird, wenn überhaupt, nur sporadisch durch den Monsun beeinflusst. Bald verlassen wir die Vegetationszone und wird es um uns herum wüstenhaft. Schauen wir auf die Landkarte, so befinden wir uns bereits in der trockenen Halbwüste Nejd.
Die Straße führt über eine Hochebene. Links und rechts passieren wir tiefe Einschnitte in der zerklüfteten Kalkstein-Mondlandschaft. Die dazugehörenden Wadis freilich sind jetzt trocken. Wir machen eine kurze Rast und steigen aus. Ein kühler Wind fegt über das Gestein. Sonst umfängt uns absolute Ruhe. Einsam steht unser Auto in der Landschaft. Durch die erhöhte Straße wirkt es, als hätte man es aus einem Werbespot ausgeschnitten und hierhin gesetzt. Ansonsten gibt es hier so rein gar nichts zu sehen. Wir fahren weiter.
17 Kilometer nach Titam zweigen wir nach Ayun ab. Der Ort mitten in der Steinwüste lohnt den weiten Weg nicht wirklich. Doch ganz in der Nähe gibt es hier einen Wadi mit Felsenpools und Riedgras. Der Weg zu dem Wadi Ayun führt leider wieder über eine Allradpiste.
Nachdem Lars schon bei der Fahrt zum Al Fazayeh Beach seine Freude hatte, lasse ich ihn aber natürlich auch hier gewähren. Zur Not können wir ja immer noch umkehren oder das letzte Stück laufen.
Während die ersten 500 Meter noch gut zu fahren sind, beginnt das Auto danach ordentlich zu holpern. Die dreieinhalb Kilometer bis zum Ende der Straße stellen aber weder Lars noch unseren Mitsubishi vor ernsthaften Schwierigkeiten. Vor Ort finden wir den Brunnen ausgetrocknet vor.
Doch im Wadi steht etwas Wasser. Angeblich sollen die Pools auch das Grundwasser der Oase Ubar speisen. Das wäre echt bemerkenswert. Folgt man dem Verlauf des Wadis, so sind es 150 Kilometer bis Ubar; Luftlinie sind es immer noch 115 Kilometer.
Neben dem Wadi sollte es bei Ayun eine weitere Besonderheit geben. Laut unserem Reiseführer müssen wir auf der Holperpiste an einem Feld Trilithen vorbeigefahren sein. Es soll sich hierbei um Steinpyramiden handeln. Offenbar sind diese eher unauffällig, weshalb wir bei der Rückfahrt langsamer machen und die Umgebung nun gründlich absuchen.
Und tatsächlich entdecken wir die kleinen Haufen. Die Gebilde bestehen aus drei aufrecht aneinander gestellte Steine. Ein vierter Stein wurde darauf gelegt. Somit müssten die Teile eigentlich Tetralithen heißen. Allerdings sind die Decksteine im Lauf der Zeit heruntergerutscht, sodass sie als solche erst nicht erkannt wurden.
Anders als die Trilithen in Stonehenge ist bei den Ayun-Trilithen keinerlei kulturwissenschaftlicher Ursprung bekannt. Keiner weiß, wann und warum diese Gebilde entstanden sind. Natürlich gehen die Forscher von einem rituellen Begräbnis oder einer sonstigen Zeremonie aus.
Andererseits sind die Steinblöcke so klein, dass sie auch ein Junge anheben und bewegen könnte. Wahrscheinlich war es den Hirtenjungen bei ihrer Arbeit einfach langweilig und das Anhäufen der Steine ein willkommener Zeitvertreib. Ähnliches kennen wir ja von den Steinmännli in den Alpen.
Eindrücke von der Trockenheit in der Halbwüste Nejd im Oman. Aufnahmen des wenigen Grün am Talgrund des Wadi Ayun. Blick über die zerklüftete Felslandschaft rund um der Oase.