Auf dem Rückweg nach Salalah unternehmen wir einen zweiten Anlauf, zur Ausgrabungsstätte Samharam zu kommen. Diesmal sehen wir die Behelfsabfahrt zu dem UNESCO Weltkulturerbe rechtzeitig. Doch leider befindet sie sich auf der Gegenfahrbahn. Wir nutzen also die Abfahrt zum Wadi Darbat.
Damit machen wir uns erneut auf die Suche nach einer vernünftigen Zufahrt zur Ausgrabungsstätte. Bei solchen Sachen kommen die Teilnehmer der geführten Touren sicherlich entspannter ans Ziel. Aber auch wir finden schließlich den richtigen Weg und stehen alsbald vor dem Besucherzentrum von Samharam.
Im kleinen, aber vollklimatisierten Museum sollen wir zuerst einen Film anschauen, um etwas über die Geschichte Samharams zu erfahren. Auch sind hier mehrere Infotafeln und besondere Fundstücke ausgestellt. Wir erfahren, dass Samharam ein hadramischer Begriff ist
und »Sein Name ist großartig« bedeutet. Auf Arabisch wird die Ausgrabungsstätte wie die daneben liegende Lagune Khor Rori genannt. Doch auch den Griechen der Antike war der Ort als Moscha Limen bekannt.
Ehe die Lagune Khor Rori versandete, befand sich hier eine flache, offene Meeresbucht. Sie bot den idealen Schutz vor Piratenangriffe und bewog den Herrscher von Shabwa im späten 4. Jahrhundert vor Christus dazu, hier die größte und mächtigste Kolonialsiedlung der Hadrami in Dhofar anzulegen. Es entstand eine wehrhafte Festung mit einem eigenen Weichrauchhafen.
Hintergrund der Kolonialisierung war der florierende Weihrauchhandel, welchen die Herrscher Hadramuts unter ihre Kontrolle zu bringen versuchten. Den Einwohnern Dhofars indes war die Festung in der Mündung des Wadi Darbat ein Dorn im Auge. Damit mussten sich die Hadrami nicht nur gegen Angriffe vom Meer, sondern auch gegen Übergriffe aus dem direkten Umland schützen. Deutlich wird dies durch eine doppelte Stadtmauer, welche die erhöht gelegene Festungsanlage umschließt.
Die Festung selbst erbauten die Hadrami so groß, dass sowohl die Soldaten als auch die Händler mitsamt ihrer Vorräte und Weihrauchlager genügend Platz innerhalb der Mauern fanden. Das Konzept ging auf: über mehrere Jahrhunderte hinweg behaupteten die hadramitischen Besatzer den weltgrößten Umschlagplatz für Gewürze mitten in Dhofar. Schiffe brachten von dort die wertvollen Ladungen in die jemenitischen Heimathäfen.
Doch nichts hält ewig. Die Versandung der heutigen Lagune sowie auch die Angriffe der Perser leiteten im 4. Jh. n. Chr. den Untergang der Hafenstadt ein. Nach dem Untergang Samharams glaubten die Omanis lange Zeit dem Mythos, hier hätte einst der Palast der Königin von Saba gestanden.
Erst nachdem in den 1950er Jahren Archäologen die alten Steine genauer untersuchten, konnte die Gründungszeit der Siedlung durch hadramische Inschriften verfeinert werden. Mit ihrer Arbeit wurde der Mythos zur Legende.
Bei den Grabungsarbeiten legten die Archäologen stattliche Ringmauern, aber auch einige Gebäude, Tempel und sogar einen 25 Meter tiefer Brunnenschacht frei. Anders als bei der Ausgrabungsstätte Al Baleed ist es in Samharam bereits gut möglich, sich die alte Siedlung und den Weihrauchhafen bildlich vorzustellen.
Wir schlendern zwischen den alten Mauern hindurch, die mit grob behauenem Sandstein erbaut wurden. Von den höher gelegenen Bereichen öffnet sich uns immer wieder eine schöne Sicht über die Anlage und auf die Lagune. Durch ein fest installiertes Fernrohr können wir Flamingos beobachten, die durch das seichte Wasser waten.
Nach gut einer halben Stunde haben wir die Runde über die Ruinen geschafft. Wir überlegen, den Spaziergang bis zum Weihrauchhafen auszudehnen. Doch brennt die Sonne mittlerweile gnadenlos auf uns hinab. Also nehmen wir einfach das Auto und holpern mal wieder über eine Sandpiste bis zu den Überresten eines alten Fischerbootes. In der Ferne können wir erneut Flamingos beobachten.
Leider sind die auffallend gefärbten Vögel ziemlich weit weg. Zu unserem Glück versucht jedoch ein anderes Paar, die Flamingo-Kolonie über die andere Seite der Lagune zu erreichen. Dabei sind sie so ungeschickt, dass sie die Vögel aufscheuchen. Kurze Zeit später fliegen die Flamingos ganz nah an uns vorbei Schöne Sache!!!
Mit diesen schönen Eindrücken endet unser Tagesprogramm. Bleibt die Frage, wem wir davon später im Hotel berichten sollen? Heute war ein typischer Abreisetag. Die wenigsten Salalah-Urlauber bleiben länger als eine Woche. So sind die netten Italiener und Christa sicher schon wieder in ihrer Heimat.
Ergo müssen wir uns neue Freunde suchen und stehen wir damit vor einer neuen All inklusive-Herausforderung. Zunächst aber bleibt uns Indha, die uns im Myfair-Café mit zwei perfekt zubereiteten Milchkaffee erwartet und sich ebenfalls an Bildern über ihre vorläufige Wahlheimat erfreut.
Ausflug zum UNESCO Weltkulturerbe Samharan im Oman. Rundgang über die Ausgrabungsstätte des antiken Weihrauchhafens. Aufnahmen von Wasservögeln in der Lagune Khor Rori von Samharan.