Während wir über das Gelände von Ubar spaziert sind, haben unsere Fahrer Luft aus den Autoreifen gelassen. Denn bei Shishr endet die Asphaltstraße. Wir kommen nun ins »Leere Viertel« der Rub al-Khali und fahren über die flache Schotterebene der Ramlat Fasat. Als Ramlats werden eigentlich die Ebenen zwischen den Dünenzügen bezeichnet.
Bis die ersten Dünen in Sichtweite sind, müssen wir uns jedoch noch gedulden. Einzig die vielen Reifenspuren im Schotter lassen erkennen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. So rast unser Fahrer inmitten des Konvoi über die karge Landschaft hinweg. Wir sind immer leicht versetzt zum vorderen Auto, um der Staubwolke auszuweichen.
Sanddünen der Rub al-Khali im Oman
Vereinzelt begegnen uns Felder mit Fettblattbäumen, die den Satansäpfeln von Äthiopien ähneln. Sie gehören zu den genügsamen Spezialisten, welche in solch einer erbarmungslosen Gegend zu überleben fähig sind. Schließlich zeichnen sich in der Ferne die roten Dünen der Rub al-Khali vor dem Horizont ab.
Am Dünenrand befindet sich die Oase Al Hashman oder auch Alhacman. Sie ist gut bewacht. Denn die Omanis haben selbst hier, mitten in der Wüste, ein militärisches Verwaltungsgebäude hingestellt.
Unser Ziel freilich bleiben die Dünen. Denn jetzt fängt der Spaß erst richtig an. Eine Leidenschaft der Omanis ist nämlich das Dune Bashing. Nur zum Spaß brettern sie mit Vollgas durch die Wüste.
Dabei gilt es, die steilsten Dünen zu erklimmen und rechtzeitig wieder so abzudrehen, dass man ohne Steckenbleiben wieder hinabfährt. Und auch wenn wir keine Anhänger irgendwelcher Motorsportarten sind, macht das hier wirklich einen Heidenspaß.
Bald wird es Zeit, die Dünen für den Sonnenuntergang anzufahren. Mit reichlich Abstand zum Vorauto rasen wir die nächsten Dünen steil bergauf, sodass der Sand wie eine Welle über die Motorhaube schwappt. Unser Fahrer muss den Scheibenwischer einschalten, um freie Sicht zu behalten. Oben angekommen, drosselt er den Jeep abrupt ab und lenkt ihn gekonnt neben die anderen. Unsere Verfolger haben weniger Glück.
Ihr Auto gerät auf die nach hinten abrutschende Seite der Sicheldüne. Dort ist der Sand so weich, dass sie stecken bleiben. Während sich die Teilnehmer Sorgen um die Weiterfahrt machen, bleiben die Omanis gelassen. Mit dem selben Elan, mit dem sie zuvor die Düne emporgerast sind, packen sie nun an, um sich gegenseitig aus den Sand herauszuziehen.
Wir selbst dürfen endlich die Dünen zu Fuß erobern. Sofort verteilen sich die Leute auf verschiedenen Hügeln. Auch wenn unsere Gruppe recht klein ist, wollen wir eine menschenfreie Düne. Mühsam klettern wir von Düne zu Düne, bis wir eine geeignete Stelle gefunden haben. Voilà, wir sind bereit für den Sonnenuntergang. Oder auch nicht? Von uns unbemerkt, sammeln sich die anderen nur allzu bald wieder, um das nächste Dünenfeld anzufahren. Blöd nur, dass uns das bei der Ankunft keiner mitgeteilt hat.
Einer der Gruppe erbarmt sich und folgt uns. Schnell stapfen wir zurück zum Auto. Wobei schnelles Latschen über Dünen ganz schön anstrengend ist. Wir sind völlig fertig. Trotzdem klettern wir wenig später auch die nächsten Dünen wieder hinauf. Nun sehen wir die Sonne wirklich untergehen. Es ist eine richtig schöne Stimmung. Schade nur, dass mit dem letzten Sonnenstrahl auch das bisschen Wärme verschwindet, das sie uns heute gespendet hat.
Ausflug mit dem Jeep nach Ramlat Fasat, bekannt als das Leere Viertel in der Wüste Rub al-Khali. Eindrücke von der fantastischen Dünenlandschaft und dem Sonnenuntergang über dem gelb-roten Sand.