Schwarze Kamele in der Wüste

Besuch der Jebali-Hirten in der Rub al-Khali

Wüstencamp in der Rub al-Khali Wüstencamp Rub al-Khali nahe Salalah

Kamele werden in Arabien seit mehr als 4.000 Jahren domestiziert. Durch ihre Fähigkeit, große Mengen an Wasser trinken und speichern zu können, ermöglichten sie den Aufbau langer Handelsrouten. Ohne die »Wüstenschiffe« wäre die alte Weihrauchstraße von Dhofar ans Mittelmeer undenkbar gewesen. Heute spielen die Kamele - im Oman meist Dromedare - in der Folklore des Oman eine wichtige Rolle. Aber auch in der Versorgung mit Milch und Fleisch sind sie in dem dünn besiedelten Land noch immer von hoher Bedeutung.

Gerbil, eine Wüstenrennmaus zu Besuch

Trotz der Abendunterhaltung am Lagerfeuer gehen wir früh zu Bett. Als wir uns im Zelt umziehen, huscht plötzlich etwas an mir vorbei. Was war das? »Hoffentlich keine Ratte«, kommt es von Lars. Keine Minute später schreckt er wieder auf und zeigt auf meine Füße. Neben mir sitzt ein Gerbil, also eine Wüstenrennmaus, und streckt schnüffelnd die Nase in die Höhe. Leider ist der possierliche Nager zum Fotografieren zu schnell wieder verschwunden.

Aber da es Menschen gibt, die sich solche Viecher als Haustier halten, können auch wir mit unserem kleinen Freund im Zelt gut leben. Wahrscheinlich sucht die Maus nach den Keksen, die im Camp verteilt werden. Zu oft landen die halbvollen Packungen als leichte Beute in den Jacken und Taschen. Wer morgens genau hinsieht, findet tatsächlich überall zwischen den Zelten die winzigen Pfotenabdrücke der Rennmäuse.

Unsere Nacht im Wüstencamp

Kaum hat das Knistern der geladenen Synthetik-Decken nachgelassen, sind wir auch schon tief und fest eingeschlafen. Wir hätten sicherlich durchgeschlafen. Doch mitten in der Nacht fegt ein mittelprächtiger Wind über das Camp hinweg. Damit klappt das Eingangstuch des Zeltes immer wieder auf und zu. Also sofort festzurren und weiterschlafen. Denn ansonsten ist es herrlich ruhig in der Wüste.

Wir verpennen sogar den viel zu früh angesetzten Sonnenaufgang. Da wir uns mitten in den Dünen befinden, dauert es eine ganze Weile, bis die Sonne endlich über einen der vielen Gipfel hinweg blinzelt. Und als sie es tut, bestätigt sich unsere Einstellung: Sonnenaufgänge werden einfach überbewertet, was insbesondere für aride Gebiete gilt, die kaum ein Farbenspiel am Himmel zulassen.

Video: Schwarze Kamele in der Rub al-Khali

Besuch der Jebali-Hirten in der Rub al-Khali. Aufnahmen von der Fütterung der berühmten schwarzen Kamele, die hier fern ab der Zivilisation gezüchtet werden.

Besuch der Jebali-Hirten

Bei einem elementaren Frühstück lernen wir, dass auch Fladenbrot satt machen kann. Die Gemütlichkeit des Abends scheint indes über Nacht verflogen zu sein. Denn kaum ist der letzte Bissen gegessen, herrscht auch Aufbruchstimmung im Camp. Hier und da wundern sich andere Ausflügler, wo ihre Kekse geblieben sind - oder warum der Rucksack plötzlich ein Loch hat. Aber wer achtet schon auf die winzigen Spuren im Sand? Wir selbst vergewissern uns flugs, keine Maus eingepackt zu haben. Unseren Fahrer müssen wir indes nicht suchen. Er findet uns. Dann kann es auch schon losgehen und starten wir zur nächsten Fahrt durch die Dünen.

Erneut fahren wir versetzt, sodass wir den Staubfahnen der vorausfahrenden Jeeps ausweichen. Doch schon bald bremsen alle ab. Denn schon wenige Dünen weiter haben wir unseren ersten Halt des Tags erreicht. Wir besuchen die schwarzen Kamele der Jebali-Hirten. Es wirkt etwas skurril. Denn die Tiere stehen im Sand zwischen den Dünen in der Nachbarebene zum Camp. Nur ein einfacher Stacheldraht dient dort als Umzäunung. Kurz nach unserer Ankunft erscheint der Bauer mit einer Ladung frischem Heu. Was auch sonst sollten die Tiere hier fressen? Denn soweit wir auch schauen, es wächst nichts auf dem Wüstenboden.

Zucht der schwarzen Kamele

Es sind auffallend schöne und sehr dunkle Kamele, die hier in der Rub al-Khali gezüchtet werden. Laut unserem Guide werden schwarze Kamele wegen ihres Fleischs gezüchtet. Wie bei unseren Kühen wird auch bei Dromedaren in Milch- und Fleischrassen unterschieden. So macht es Sinn, dass in der Umgebung von Salalah fast nur helle Kamele anzutreffen sind.

Denn die Kamelhaltung ist bei den Omanis eine tief verankerte Tradition. Viele Städter halten sich bis heute ihre Kamelherden und holen ihre eigene, frische Kamelmilch jeden Abend mit Geländewagen von der Weide ab. Und das ist nicht wenig. Denn eine Stute kann bis zu 20 Liter Milch am Tag geben.

Stute mit Neugeborenem abseits der Herde

Auch hier hat eine Stute vor wenigen Tagen ihr Fohlen bekommen. Die beiden stehen abseits der Herde, wobei es die Stute gar nicht mag, wenn jemand zu nahe an sie oder ihr Junges heranläuft. Sie wird ihr Kalb jetzt sechs Wochen lang stillen. Dann wickelt der Hirte einen Jutesack um das Euter.

Das Kalb bekommt danach nur noch einen Teil der gemolkenen Milch. Handelt es sich bei dem Kalb um ein männliches Tier, wird es relativ bald geschlachtet. Die Kamelherden, denen wir im Oman begegnen, bestehen nämlich ausschließlich aus Stuten und ihren Kälbern.

Stopp beim Wadi Dawkah

Nachdem wir uns an den schwarzen Kamelen satt gesehen haben, steht der Rückweg nach Salalah an. Unterwegs legen wir noch einen kurzen Stopp beim Wadi Dawkah und den Weihrauchbäumen ein. Wir sind froh, dass wir bereits hier waren und von einem Gärtner über das Gelände geführt wurden. Denn bei dem organisierten Ausflug ist der Halt weit weniger informativ. Der Abstecher ist bei dieser Tour allerdings auch nur Nebensache. Eine Wüstentour in die Rub al-Khali gehört mit den vielen Erlebnissen ganz sicher zu den Highlights einer Reise in den Oman.

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