Gegen Mittag unternehmen wir einen Auslug in den Skulpturenpark Frognerparken, dem bekanntesten Park in Norwegen. Der Frognerpark gehört zum Gutshof Frogner. Neben dem Park wurde auch gleich der gesamte noble Stadtteil nach ihm benannt. Das Gut selbst zählt zu den ältesten und größten Höfen von Oslo und gehörte im 18. und 19. Jahrhundert reichen Familien wie Anker und Wegner. Im Jahr 1910 wurde die Kommune Oslo zum Eigentümer des Guts und unternahm größere Restaurierungen und Instandsetzungsarbeiten. Heute ist in den Gebäuden das Oslo Bymuseum untergebracht, welches tausend Jahre Stadtgeschichte sowie Wechselausstellungen zu aktuellen Themen und Entwicklungen in der Stadt zeigt.
Mit der Trikken 12, der Straßenbahn, kommen wir von Aker Brygge bis zur Station Vigelandparken. Hier befindet sich das von Vigeland gestaltete Haupttor, durch das wir den hübschen und großzügigen Landschafts- und Skulpturenpark Frognerparken betreten.
Die Hauptattraktion des Parks sind die 212 Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland (1869 – 1943). Doch auch die architektonische Ausgestaltung der Anlage mit alten, teils exotischen Bäumen wie Ginkgo und Mammutbaum, gehen auf Vigelands Entwürfe zurück.
Die Fertigstellung des Parks hat Vigeland nicht mehr erlebt. Auch glaubte er nicht daran, dass die weitere Gestaltung und Vollendung des Parks mit einem anderen Künstler funktionieren würde. Als Konsequenz schuf er noch in seinen späten Lebensjahren Entwürfe für die Zukunft. Dazu gehört die 1988 erstellte Bronzegruppe »Slekten« – Gattung – mit 21 Figuren auf einem großen Torbogen. Sie ist Vigelands zweitgrößte Figurengruppe nach dem Monolith.
Die größten Anziehungspunkte des Skulpturenparks Vigelandsparken sind die Brücke und der Monolith von Gustav Vigeland. Mit 58 Bronzeskulpturen war die Brücke der erste Teil des Parks, der 1940 vollendet wurde. Hier ist auch deutlich das Thema des Parks zu erkennen, den Menschen in verschiedenen Lebenslagen, Alter, Geschlechter und Generationen darzustellen.
Der Brückenkörper selbst geht auf das Jahr 1914 zurück. Er steht im Zusammenhang mit der Jubiläumsausstellung des Frognerparks und überspannt die Frognerteiche. Das Geländer der Brücke besteht aus Granit und ist mit Laternen und Eidechsen aus Stein verziert. Dazwischen zeigen Skulpturen einige Kinder, Frauen und Männer in allen erdenklichen Posen.
Sie tanzen, spielen und turnen. Unter ihnen finden wir den Sinnataggen, ein kleiner Trotzkopf, der zornig mit seinen Füßen aufstampft. Der kleine Junge ist den Osloer so ans Herz gewachsen, dass er heute zu den Wahrzeichen der Stadt zählt. Ihn zu finden, ist kinderleicht: Genau an der Stelle, wo sich immer wieder eine Menschentraube bildet, weil ihn jeder Besucher trösten und beruhigen will.
Auf einer gestuften Anhöhe steht der »Monolith«, eine 17 Meter hohe monolithische Steinsäule, aus etliche Körper herausgearbeitet wurden. In seiner Drangzeit fertigte Gustav Vigeland eine monumentale Figur nach der anderen an.
Die Erschaffung dieser monumentalen Steinsäule, die aus insgesamt 121 Figuren besteht, war das Meisterstück seines Wirkens. Dies wird auch durch ihren Standort auf dem höchsten des Vigelandspark verdeutlicht.
Die ersten Entwürfe für die Steinsäule entstanden schon im Jahr 1919. Doch es dauerte acht Jahre, bis der Stein an Ort und Stelle platziert war. Danach dauerte es nochmals ein Jahr, bis er 1928 in eine aufrechte Position gebracht wurde. Immerhin musste der 280 Tonnen schwere Granitblock aus den Bergen in Iddefjorden gehauen und mit einem komplizierten Transport nach Oslo gebracht werden.
Auch wenn die Stadt Oslo den Park hauptsächlich finanzierte, war dieses Unternehmen doch ein wirtschaftliches Risiko für Vigeland. 14 Jahre lang arbeiteten Steinmetze an dem Block. Damit die Männer auch bei schlechtem Wetter arbeiten konnten, hatte man einen Holzschuppen um den Monolith herum gebaut. 1944 konnte der Monolith dann endlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Figuren im Vigeland Skulpturenpark
Die Symbolik der Menschensäule ist nicht ganz eindeutig. Von den einen wird sie als Streben nach geistigem Licht und höhere Erkenntnis interpretiert. Andere sehen in ihr die Auferstehung oder den Kampf ums Überleben. Den Figuren der 36 Granitgruppen, die um die Säule herum platziert sind, ist dies egal.
Auch diese sind jeweils aus ganzen Steinblöcken heraus gearbeitet und haben ganz offensichtlich Spaß an ihrem Sein, wobei sie auch die vielen Berührungen der Parkbesucher geduldig über sich ergehen lassen und den Ausflug in den Skulpturenpark Frognerparken zu einem besonderen Erlebnis machen.