An der Bucht Pipervika befindet sich das Radhuset von Oslo, eines der unverwechselbaren Gebäude der Stadt. Jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, findet hier im Rathaus die feierliche Verleihung des Friedensnobelpreises statt. Dabei war der Standort des Rathauses lange Zeit weder feierlich noch friedlich. Eine slumartige Bebauung in diesem Viertel war den Stadtoberhäuptern längst ein Dorn im Auge. So kamen die Forderungen, die Auflösung der Union mit Schweden 1905 durch ein entsprechendes Bauwerk zu feiern,
gerade zur rechten Zeit. Allerdings ergriff erst 1914 der damalige Bürgermeister die Initiative zur Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs. Bis zum Beginn der Bauarbeiten dauerte es jedoch noch einige Jahre. Finanzprobleme, der Erste Weltkrieg und schließlich die allgemein schlechte Stimmung während der Weltwirtschaftskrise verzögerten das Projekt ein ums andere Mal. Erst nach vielen Veränderungen kam es im Jahr 1930 endlich zur Ausführung.
Passend zum neuen Bauwerk wurde der schäbige Stadtteil geschleift und der Blick auf den Oslofjord geöffnet. Das Radhuset sollte ein Gebäude der Geschichte, Kunst und Kultur Norwegens werden. Dazu wurde 1936 ein weiterer Wettbewerb zur künstlerischen Innenausstattung ausgeschrieben. »Das Volk« stand dabei im Mittelpunkt was bedeutete:
sämtliche Materialien mussten norwegischer Herkunft sein. Der zeitgenössische Künstler Karl Högberg schuf somit ein Fresko über »Handel und Gewerbe« und Reidar Aulie eines über die »Geschichte der Arbeiterbewegung«. Neben einer astronomischen Uhr bieten aber auch die Außenmauern verschiedenste Reliefs über die norwegische Geschichte.
Rathaus von Oslo
Am zweiten Morgen unseres Oslo-Besuchs haben sich die Regenwolken endlich verzogen. Unter einem nun strahlend blauen Himmel sieht der hohe Norden gleich viel freundlicher aus. So machen wir uns guten Muts auf nach Aker Brygge, dem Stadtteil, der sich um die Bucht Pipervika zieht. Seit dem norwegischen Ölboom ab den 1970er Jahren hat sich die Gegend allmählich zum populärsten Einkaufs- und Ausgehkomplex entwickelt.
Die alte Schiffswerft wurde 1982 geschlossen und ab 1986 verwandelten sich die Werkshallen in ein großes Shoppingcenter. Weitere industrielle Ziegelbauten erhielten einen neuen Schliff. Wohnungen, Bürohäuser, Restaurants und Kinos zogen die neue norwegische Konsumgesellschaft in diese urbane Landschaft.
Besonders lebhaft geht es an der Bucht sonntags zu, wenn es auch die Norweger es an die frische Luft lockt, womit in diesem Fall allen voran die zahlreichen Gastronomiebereiche im Hafen gemeint sind. Obwohl die Preise auf uns ganz schön gesalzen wirken, gönnen sich die Norweger hier ihr Mittagessen bei hübscher Sicht auf das Rathaus und über die Buch auf die Festung Akershus.
Und auch wenn der Genuss von Alkohol generell eine sehr teure Sache in Norwegen ist, so steht doch die ein oder andere Flasche Champagner oder Wein auf den Tischen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Wir belassen es beim Beobachten der Menschen und beim Schlendern über die Bootsanlegestege. Ein hübscher Uhrturm ziert den Hafen und wer nicht groß Essen gehen will, bekommt an den kleineren Hütten einen günstigeren Snack. So lässt es sich hier gut verweilen, bevor wir unsere Besichtigungstour mit der Festung fortsetzen.
Ende des 13. Jahrhundert entstand auf der Landzunge Oslofjord die erste Festungsanlage von Oslo. Rund 300 Jahre später ließ der dänische König Christian IV. die mittelalterliche Burg in ein Renaissanceschloss umwandeln. Auch wenn das Akershus heute nicht mehr als Befestigungsanlage genutzt wird, dient die Festung noch immer militärischen Zwecken.
Lange Zeit wurde die Anlage als Gefängnis genutzt. So auch während der deutschen Besatzungszeit, als hier zudem ein Exekutionsplatz eingerichtet wurde. Heute sind in der Festung die königliche Garde und Teile des norwegischen Verteidigungsministeriums untergebracht.
Die Anlagen des Akershus slott og festning sind frei zugänglich. Doch können die historischen Räumlichkeiten nur während der Sommermonate besichtigt werden. Dann werden auch verschiedene Führungen angeboten. Dazu gehört die Schlosskapelle mit einer Krypta.
Hier wurden seit der Nachkriegszeit die Mitglieder der königlichen Familie bestattet. Wer sich für die Geschichte der Festung interessiert, kann das Forsvarsmuseet, das Militärgeschichtliche Museum in der Anlage besichtigen.
Ansonsten bietet sich ein Spaziergang durch die Festung und über die alten Wälle an. An einigen Stellen haben wir eine wunderschöne Aussicht auf die Bucht Pipervika und das Treiben bei den Ausschankflächen der Aker Brygge. Während unseres Besuchs hatte ein Kreuzfahrtschiff hinter der Festung angelegt.
Es zeigt, wie sich die Zeiten seit den Anfängen von Oslo geändert haben. Denn auch wenn es nicht zu den größten seiner Art zählt, so lässt das Schiff die alte Festung richtig klein wirken.