Sowohl das historische als auch das geographische Zentrum von Paris ist die Île de la Cité. Nachdem hier im 3. Jahrhundert der keltische Stamm der Parisii siedelte, gründeten die Römer auf der Insel Lutetia eine Festung, in der die Einwohner Schutz vor Einfällen germanischer Stämme suchten.
Erst im hohen Mittelalter schaffte es die Stadt, sich auch an den Ufern der Seine auszubreiten. Als später die Könige Frankreichs ihre erste Residenz von der Insel auf das Festland verlegten, entstand auf der Ile de la Cité ein dichtes Gassengewirr, das bis heute erhalten ist.
Kein Wunder also, dass sich die Cité zu einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Touristen entwickelt hat. Gibt es doch hier neben einem bekannten Markt mit der Kirche Notre Dame, der königlichen Kapelle Saint Chapelle und dem ehemaligen Staatsgefängnis Conciergerie mehrere der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Paris. Doch auch wer dem Getümmel für ein paar ruhige Augenblicke entfliehen will, findet am westlichen Ende der Insel, nahe der Brücke Pont Neuf, mit dem Place de Dauphin einen hübschen Platz abseits der Massen.
Ein unbedingtes Muss auf der Île de la Cité ist die Pariser Conciergerie. Nachdem sie im Mittelalter zum Kapetingerpalast gehörte, wurde sie Teil des Gebäudekomplexes Palais de la Cité. Der Gesamtkomplex diente vom 10. bis 14. Jahrhundert den französischen Königen als Residenz. In dem neuesten Teil des Gebäudes befindet sich heute der Justizpalast der Stadt. Seit 1914 ist der Teil der Conciergerie für die Öffentlichkeit geöffnet. Während der Französischen Revolution erfuhr das gesamte Gebäude eine erschütternde Berühmtheit.
In den dicken Mauern des Schloss- und Staatsgefängnisses warteten die Mörder von Heinrich IV. und des Herzogs von Berry und Charlotte Corday, die Mörderin von Marat genauso auf ihre Verurteilung wie Marie-Antoinette. Bekannt wurde die Erzherzogin von Österreich-Lothringen und Dauphin von Frankreich durch ihren Ausruf: »Wenn sie kein Brot haben, so sollen sie Brioche essen«. Allerdings wurde ausgerechnet ihr berühmtes Zitat schon lange vor ihrer Thronbesteigung durch Jean-Jaques Rousseau verwendet wurde.
Als das Schreckensgericht der Revolution die Macht innehielt, warteten hier zeitweise über 1000 Gefangene gleichzeitig auf ihre Hinrichtung, eine Menge, die selbst in dem großen Palastgemäuer schwer unterzubringen war. Auch wenn die meisten von ihnen hier nur kurze Zeit ihr Dasein fristeten. Ab dem 2. April 1793 bis zum 31. Mai 1795 tagte hier das Revolutionstribunal und verurteilten die Revolutionsrichter 2700 Gefangene zu Tode.
Unter ihnen fanden sich übrigens auch Danton und Robespierre, welcher seiner eigenen Terrorherrschaft zum Opfer fiel. Am 27. Juli 1794 wurde er gestürzt unter Berufung auf ein Dekret, das er selbst verfasst hatte und das die Verdächtigten jedweder Möglichkeit der Verteidigung beraubte. So waren es die selbst herbeigerufenen Geister, die sich gegen Robespierre richteten.
Heute ist die Pariser Conciergerie mit ihren drei Rundtürmen, der ersten öffentlichen Uhr in der Stadt und ihrer neugotischen Fassade ein Museum. Als Besucher kommen wir nach dem Eingang als Erstes in den Raum der alten Palastwache.
Das riesige Gewölbe stammt aus dem 14. Jahrhundert und wird von mächtigen Pfeilern getragen. Im oberen Bereich werden diese angestrahlt, während wir selbst in einer düster gehaltenen Atmosphäre stehen. Da es in der Palastwache nicht viel zu sehen gibt, gehen wir aber bald weiter in die oberen Räume der Pariser Conciergerie.
Neben verschiedenen Gegenständen aus der Zeit der Französischen Revolution wie das Fallbeil der Guillotine können wir uns ein Bild von dem Leben in dem Gefängnis machen. So kommen wir nacheinander an dem Raum der damaligen Wachstube, des Untersuchungszimmers und exemplarisch eingerichteten Gefangenenzimmern vorbei.
In ihnen mussten damals acht bis zwölf Gefangene auf engstem Raum ausharren, eh sie im Namen der Revolution hingerichtet wurden. Das nachgebaute Zimmer von Marie Antoinette mit richtigem Bett, Waschgelegenheit, Sekretär und mehreren Stühlen wirkt im Vergleich dazu wie der reinste Luxus. Genutzt hat es ihr freilich ebenso wenig.