Zu einem Kurztrip in Paris gehört natürlich auch der Besuch wenigstens einer der Galeries de Paris. Im 19. Jahrhundert gab es weit über 100 solche Einkaufspassagen, die sich über die ganze Innenstadt verteilten.
Bis heute konnten sich immerhin 30 von ihnen gegenüber der Konkurrenz in den neuen Geschäftsvierteln und Märkten behaupten. Zu den schönsten zählt die Galerie Vivienne.
Sie wurde ab 1823 nahe der alten Nationalbibliothek im 2. Arrondissement von Paris errichtet und steht als historisches Monument unter Denkmalschutz. Kennzeichnend für die Galerie Vivienne sind die Glasdächer,
durch die mattes Tageslicht in den 170 Meter langen und drei Meter breiten Gängen zwischen den Läden flutet. Sehr schön finden wir auch den Mosaikfußboden und die großzügige Gestaltung der einzelnen Läden.
Durch die günstige Lage nahe dem Palais Royal konnten sich die Geschäfte zunächst über einen starken Kundenandrang freuen. Dazu zählten Wein- und Buchhandlungen, Schneider, aber auch Schuhmacher und Künstlerateliers. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich dies jedoch durch den Bau der ersten großen Kaufhäuser in der Stadt.
Das änderte sich erst in den 1980er Jahren, als die Pariser ihre alten Galerien wiederentdeckten und aufwendig restaurierten. So laden heute Boutiquen von Jean-Paul Gaultier und Yoki Torii in der Galerie Vivienne zum Bummeln und mehrere Restaurants zum Verweilen ein.
Die Galerie Colbert befindet sich nur einen Katzensprung von der Galerie Vivienne entfernt. Sie wurde 1828 gebaut und nach dem Finanzminister Jean-Baptiste Colbert benannt. Mit der Galerie Vivienne ist die Galerie Colbert über einen Gang verbunden.
So wundert es uns auch nicht, dass sie ebenfalls mit einem Glasdach versehen ist und unter Denkmalschutz steht. Auffallend in der Galerie ist die gläserne Rotunde. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 15 Metern und ist von Säulen und Malereien umgeben.
Dass es die Galerie Colbert noch gibt, grenzt an ein Wunder. Denn in den 1970er Jahren musste sie wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Danach wurde sie an die Nationalbibliothek verkauft, deren eigene Räume zu eng geworden waren. Erst nach einer aufwendigen Restaurierung in den 1980er Jahren wurde die Passage wieder für Besucher geöffnet.
Da die Räume heute vor allem von den Instituten der nationalen Kunstgeschichte und des nationalen Erbes genutzt werden, ist der Besuch relativ schnell beendet. Es sei denn, man unterbricht seinen Spaziergang für eine Pause in der Cafeteria Le Petit Colbert oder in der Brasserie Le Grand Colbert.
Im krassen Gegensatz zu den beiden sehr übersichtlichen Galerien sind die großen Markthallen im Quartier des Halles. Angeschaut haben wir die teils unterirdischen Bauten der Forum des Halles - auch Bauch von Paris genannt - allerdings nicht. So wissen scheinbar auch die Pariser nicht recht, was sie mit der riesigen Anlage anstellen sollen,
nachdem der hier einst ansässige Großmarkt Anfang der 1970er Jahre abgerissen wurde. So entstanden auf dem Areal zunächst der Bahnhof für die Linien der S-Bahn RER und der Metro, später ein Einkaufszentrum und ab Mitte der 1980er ein Schwimmbad, gut zwei Dutzend Kinos und der hübsche Garten auf dem Dach des Forums.
Offenbar war alles nicht das Wahre. So wurden immer wieder die hohen Unterhaltungskosten, die mangelnde Hygiene und der sehr hohe Verschleiß als Kritikpunkte genannt. Nachdem mehrere Architekturwettbewerbe über den Umbau und die Neuausrichtung des Forums des Halles ausgelobt wurden, hat man sich 2007 für den Entwurf der Architekten Patrick Berger und Jacques Anziutti entschieden und das alte Forum zurück gebaut.
Nach einigen Jahren Bauzeit konnten die alten Markthallen im Jahr 2016 als riesiges Einkaufszentrum wieder eröffnet werden. Der lange Zeit als Schandfleck verrufene »ventre de Paris« (Magen von Paris) ist damit Geschichte. Einzig an das futuristisch anmutende Blätterdach muss sich manch ein Bürger der Stadt erst noch gewöhnen. Aber das war in Paris beim Eiffelturm oder der Glaspyramide im Louvre nicht anders.
Zu den ältesten Galerien zählt die im Jahr 1799 gebaute Passages des Panoramas. Sie befindet sich zwischen dem Montmartre Boulevard und der Straße Saint-Marc, ebenfalls im 2. Arrondissement von Paris.
Sie war eine der ersten überdachten Ladenpassagen von Europa und war im 19. Jahrhundert als wichtiges Handelszentrum der französischen Philatelie bekannt. Ihr Name geht auf eine Reihe von Panoramen in zwei 1831 wieder abgerissenen Rotunden zurück, welche große Städte zeigten.
Die Läden in der Passage de Panoramas haben sich auf Nischenprodukte und auch Tradition besonnen. So kommen wir an einem Geschäft vorbei, in dem Briefmarken ge- und verkauft werden, eh wir wenige Schritte weiter über eine reiche Auswahl an Spazierstöcken staunen. Der Besuch lohnt aber auch wegen der Gastronomie. So versetzt einen der große Teesalon mit seiner geschnitzten Holzfassade in das 19. Jahrhundert zurück. Mit etwas mehr Hunger im Bauch sind wir allerdings in ein kleines, ruhiges Restaurant gegangen, wo gute und günstige Mittagessen angeboten werden.
Der Name der Galerie Vero-Dodat geht auf die Metzger Benoît Véro und Dodat zurück, welche die Passage 1826 als Verbindung der alten Markthallen mit dem Palais Royal errichtet haben.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Pariser Galerien blieb das Dekor in der Galerie Vero-Dodat weitgehend erhalten. So auch der auffallende Boden aus weißen und schwarzen Marmorplatten.
Ein weiterer Unterschied zur Galerie Vivienne oder Colbert ist die Gestaltung die Decke: sie ist deutlich niedriger und wird durch einige Deckengemälde unterbrochen. Dadurch ist die Galerie auch etwas dunkler als die anderen.
Was für Geschäfte sich in der Passage befinden, lässt sich nicht sagen. So haben wir ein paar Jahre nach unserem Besuch erfahren, dass viele der Boutiquen ständig ihren Inhaber - und damit auch das Sortiment - wechseln. Von Bestand scheinen nur zwei Restaurants und die Statuen am Eingang - Merkur auf der linken, Herakles auf der rechten Seite - zu sein.
Paris ist ja bekanntlich die Stadt der Liebe. Es sind die vielen schönen Plätze und romantischen Ecken und Winkel, die malerischen Brücken, die herrlichen Bauwerke und sicher auch die Wege entlang der Seine,
welche unzählige Paare anlocken, wie um dieses zu beweisen. Was aber hat das mit einem Kaufhaus zu tun? Ganz einfach: wer nach Paris kommt und seine Frau liebt, der geht mit ihr in die Galeries Lafayette.
Was es dort alles zu kaufen gibt, kann ich leider nicht genau sagen. Denn schon kurz, nachdem wir den Einkaufstempel betreten und die Parfümabteilung durchquert haben, bin ich von den vielen Gerüchen wie benebelt.
Hinzu kommt die irre Aufmachung in etliche kleine Stände und Nischen auf der einen Seite und dann wieder Bereiche, von denen man große Teile der Galeries Lafayette überblicken kann. Sich hier als Mann zurecht zu finden, ein aussichtsloses Unterfangen.
Erst, als wir in die oberen Abteilungen und damit aus dem Dunst der Düfte auftauchen, fällt mir die Orientierung leichter, lasse ich mich von dem Lichterspiel auf den großen Leinwänden, wo sich Tierköpfe, Falter und Männer abwechseln, beeindrucken und freue ich mich über die lustigen Puppen mit ihren Fraggel-Zöpfen.
Ob die Ähnlichkeit beabsichtigt ist? Keine Ahnung. Aber das ist wohl genauso wichtig wie die Blicke der Unterwäschemodells. Diese sind nämlich abgedeckt, so dass sie nicht einmal die knuffligen, sündhaft teuren Stofftiger, noch das große Dromedar sehen können. Bin ich froh, dass es beim Handgepäck ein eng gesetztes Limit gibt...