Oberhalb der Straßenbahnhaltestelle Hellichova in der Újezd und damit nur wenige Schritte vom Hotel City Partner Atos entfernt, fahren wir mit der Standseilbahn auf den Laurenziberg oder Petrin. Schön finden wir, dass hier die ganz normalen Fahrscheine gelten. Was heißt: die Fahrt auf den Berg ist spottbillig.
Da wir schon vorher zwei Fahrscheine gekauft hatten, können wir uns zumindest das Anstehen am Tickethäuschen bzw. Automaten sparen. Und, in meinem Fall, dann sogar noch für die nächste Fahrt aufbehalten. Denn nachdem das Entwertungsgerät zweimal nicht funktioniert, von hinten aber die nächsten Passagiere nachdrängen, laufe ich einfach so durch. Aber wir sind ja schon in ganz anderen Städten schwarz gefahren (Städtereise Moskau, Hongkong, Bangkok, Blossnichterwischtingen...).
Aussicht vom Laurenziberg über Prag
Oben auf dem Petrin angekommen, sind es wiederum nur ein paar Schritte bis zum »Prager Eiffelturm«. Bis zur oberen Plattform sind es 299 Stufen. Und diese hochzulaufen, lohnt sich wirklich. Denn auch wenn der Turm einiges kleiner als sein Vorbild ist, so eröffnet sich uns durch die Lage auf dem Berg doch ein herrlicher, wenn nicht der schönste Blick über die Moldau mit der Altstadt auf der rechten und der Kleinseite sowie der Burgberg Hradschin mit dem Veitsdom auf der linken Seite. Wenn es nur nicht so windig wäre ...
Wieder vom Turm herabgestiegen, könnten wir den Weg weiter bis zum Kloster Strahov laufen und von dort mit der Tram Nr. 22 oder 23 zurück ins Zentrum bzw. in die Újezd fahren. Nach so viel Programm an nur einem Tag aber verzichten wir auf diese zusätzliche Strecke und spazieren stattdessen vom Prager Turm zurück zur Standseilbahn, bzw. vorbei an der Volkssternwarte bis zu ein paar verwinkelten Gärten.
Neben der Standseilbahn am Petrin gibt es mehrere Wege, die in einem mehr oder weniger guten Zustand hinab an die Moldau führen. Auch gibt es auf etwa zwei Drittel Höhe ein Ausflugslokal mit einer kleinen Gartenterrasse und Zugang zu einem Zwischenhalt der Standseilbahn.
Ebenfalls in der Nähe des Zwischenhalts der Standseilbahn am Laurenziberg kommen wir etwas überrascht zum Museum, Atelier und Galerie Argondie. Schon von außen wirkt das Gebäude wie ein kleines Hexenhaus. Entsprechend gekleidet fängt uns eine Frau beim Eingang ab.
Ob sie die Künstlerin ist? Nein, die Gemälde im Innern der Argondie stammen von Reon, der 1948 in Prag auf die Welt kam, sich danach lange Zeit in Italien und der Schweiz aufhielt und heute in Frankreich lebt.
Im Innern erwartet uns eine mystische Welt in Stil der Renaissance. Die Bilder gleichen Fenstern in eine andere Dimension. Dabei steht schon nach wenigen Bildern fest: Hauptthema des Künstlers sind barbusige Schönheiten, mal mit Vögeln, mal mit Einhörnern und anderen Fabelwesen im Haar, meist aber mit Blättern und Zweigen geschmückt. Die Brüste wirken zwar sehr künstlich aufgesetzt, einen Besuch ist die etwas andere Galerie aber auf jeden Fall Wert.
«Meine Gemälde sind meine Visionen, meine Träume«, erklärt Reon. Wovon er träumt, verraten die Titel: »Wilde Frau des verbotenen Waldes«, »Die Verlobte des verlorenen Satyr«, »Jungfrauenwald der geheimen Verlobten« oder auch die »Königin des Türkisen Meeres«.
Während die oberste Etage eine reine Galerie ist, befindet sich im Keller eine Art Teeecke. Leise Musik plätschert aus versteckten Lautsprechern, überall strahlt buntes Licht auf die Bilder und Wände. Dazu zieren jede Menge Vasen, Krüge und Schnickschnack ein paar der Regale.