Vom Belvedere des Schlossgartens führt eine Treppe durch eine Art Staudengarten, wo sich ein schmaler Weg bis hinunter zur Straße Chotcova anschließt. Anstatt direkt an der Straße, eine der Haupteinfahrten in die Innenstadt, nutzen wir einen auf stelzen errichteten Pfad, der irgendwie immer entlang des efeubewachsenen Burghügels führt. Für jeden ist dieser Weg allerdings nicht geeignet, da sich gegen Ende doch ein paar Fragen ergeben, wie es weitergeht bzw., wenn man denn endlich einen Verdacht hat, diese Route über luftige Gitterroste hinweg führt.
So finden wir dann auch nicht auf Anhieb zum Waldstein Palais, sondern stattdessen zum Ledebur-Garten. Der zugehörige Palast wurde 1601 gegründet, während die Gärten selbst im Jahr 1697 zu einer barocken Gartenterrasse geformt wurden. Das Wetter, welches uns empfängt, hätte zwar etwas besser sein dürfen. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken und nutzen erstmal eine Bank nahe des unteren Eingangs für die nächste kleine Pause.
Ledebur Garten und Palais
Nachdem man außen am Burgberg herabgelaufen ist, bietet sich der Garten übrigens als eine ganz hervorragende Möglichkeit an, die Höhenmeter über mehrere steile Treppen auf schnellstem Wege zurückzugewinnen. Na ja, für das nächste Mal wissen wir dann, dass es auch oben einen Zugang in den Park gibt. Dafür aber bietet sich uns im oberen Bereich ein recht ansehnlicher Blick über die roten Dächer der Prager Kleinseite - und außerdem zu einer dunkelgrauen Wand, mit der wir dank der Entfernung allerdings nicht allzu viel anzufangen wissen. Nur, dass sie seltsam aussieht.
Vom Ausgang des Ledebur Gartens laufen wir erst rechts, dann wieder links und voilá, befinden wir uns auf einmal beim Waldstein Palais. Wenig später stehen wir dann direkt vor der grauen Wand, der Hauptattraktion im Verwunschenen Garten des Palais. Erst aus der Nähe erkennen wir die feine Arbeit der unzähligen, kleinen Grotten in der Wand. An mehreren Stellen sind Gesichter in den Stein eingearbeitet. Dadurch entdecken wir immer wieder Neues in der Wand. Außerdem stellen wir fest: Waldstein hatte einen seltsamen Geschmack.
Der Erbauer, Albrecht von Waldstein, ist bei uns besser als Wallenstein bekannt, der während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 48) als Feldherr des katholischen Kaisers Unheil über Mitteleuropa brachte. Nachdem er in den ersten Jahren des Krieges ein riesiges Vermögen zusammengeraubt hatte, kaufte er 1623 unterhalb der Prager Burg 26 Häuser und drei Gärten. Zugleich ließ er den ersten barocken Garten in der Stadt errichten. Lange genießen konnte Wallenstein sein Vermögen allerdings nicht. Denn schon bald erschien er dem Kaiser als zu mächtig. 1634 ließ ihn der Kaiser ermorden.
So liegt es heute wieder beim Volk, auf dem großen Gelände spazieren zu gehen, vielleicht eine Runde um den großen Teich zu laufen und die Frühlingssonne zu genießen.
Ernster geht es im Waldstein Palais zu. Hier befindet sich heute der Sitz des tschechischen Senats. So soll man sich nicht wundern, wenn einem ein Abgeordneter über den Weg läuft. Muss ja aber nicht sein, wie wir meinen.