Nachdem wir die meisten Punkte unseres Programms besucht haben oder abgelaufen sind, fahren wir mit der Metro bis zur Station Circo Massimo. Von dort sind es, über den Piazza di Porta Capena und die Viale delle Terme di Caracalla, noch gut 600 Meter bis zum Eingang der Caracalla Thermen bzw. der Thermae Antonianae, eine der wenigen ruhigen Sehenswürdigkeiten in Rom.
Und doch müssen wir uns zunächst etwas beeilen. Denn auch wenn wir so ziemlich die einzigen Besucher sind, so treffen wir fast gleichzeitig mit einer größeren Schulklasse ein. Zum Glück aber vertrödeln die ihre Zeit damit, sich zu sortieren, sodass sie dann doch erst nach uns durch den Eingang gehen und wir den Weg zur ersten Abzweigung für uns alleine haben. So also tauchen wir dann ein in »eine faszinierende künstliche Welt«, wie es in unserem Reiseführer heißt.
Wobei die Begeisterung nach ihrer Errichtung im dritten Jahrhundert nach Christus sicherlich weit größer war. Denn während sich das westliche Römische Reich bereits seinem Untergang zuneigte, sollten die Thermen den Bürgern wieder Zuversicht auf bessere Zeiten geben und neue Motivation, sich für das Reich stark zu machen, entfachen. Entsprechend waren die Caracalla Thermen allen Bürgern frei zugänglich (Brot und Spiele).
Allein die Thermen mit ihren kunstvollen, zum Teil heute noch erhaltenen Bodenmosaiken waren damals prächtig anzusehen und die Saunalandschaft sicher ein Ort, an dem man sich stundenlang wohlfühlen konnte. Daneben aber boten die Caracalla Thermen weit mehr: auf dem gewaltigen Gelände luden Bibliotheken, Sporteinrichtungen und Gärten zum Verweilen und zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Um den Andrang damals bewältigen zu können, waren im oberen Stockwerk Falltüren angebracht. Deren Schächte führten direkt zu Karren, mit welchen die benutzten Badetücher zur Reinigung gebracht wurden. Ein Komfort, den es allerdings nur eine kurze Zeit gab. Denn als im Jahr 537 die römischen Aquädukte geschlossen wurden, fehlte auch den Thermen das nötige Wasser und fand die öffentliche Einrichtung ein jähes Ende.
Hätte den Badegästen von damals einer gesagt, wie sich die Zeiten ändern, sie hätten wohl nur ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Denn anstelle von Badevergnügen für umsonst müssen die Besucher von heute Eintritt bezahlen - freilich ohne in den Genuss zu kommen, sich nach einem Wechsel von Sauna, Warmwasser und Sprung ins kalte Becken bei einer Massage verwöhnen zu lassen. Schade eigentlich. Doch es gibt auch in unserer Heimat eine Caracalla Therme in Baden-Baden am Rand des Schwarzwalds. Dort gibt es vielleicht weniger Mosaike, dafür heißes Thermalwasser. Das ist doch auch schon was.