Nach einem nur kurzen Abstecher auf das Nationaldenkmal gehen wir in die benachbarte Kirche Santa Maria in Aracoeli. Da sie auf der Kuppe des Arx-Hügels steht, ist der Eingang fast auf der gleichen Höhe wie die Mittelterrasse des Nationaldenkmals und, beim Spaziergang von der Piazza Venezia zum Kapitol, ein absolutes Muss.
So wie wir die Kirche betreten, bleibt die Hektik des Venezianischen Platzes hinter uns zurück. Es gibt weder Bänke noch Stühle. Das ist auch gut so. Denn der Fußboden zählt zu den am besten erhaltenen Arbeiten der sogenannten Cosmaten, der berühmten römischen Mosaizisten des 12. bis 14. Jahrhunderts. Ebenso lohnt der Blick zur Kassettendecke, die Marcantonio Colonna gemäß seines Gelübdes von vor der Seeschlacht gegen die Türken im Jahr 1571 stiftete.
Spannender ist die Geschichte des Bauwerks. So befand sich hier in der Gründungszeit von Rom die Fluchtburg, welche den Palatin nach Norden hin schützte. Weil die Göttin Juno Moneta (die Mahnende Juno) die Bürger vor Gefahren gewarnt haben soll, errichteten die Bürger ihr an dieser Stelle zur Zeit der Römische Republik einen Tempel. Auch wenn die Göttin heute kaum noch jemanden bekannt ist, kennt jeder ihren Beinamen Moneta, der sich auf das Geld übertragen hat. Als Grund nennt unser Reiseführer, dass es entweder im Tempel selbst oder ganz in seiner Nähe eine Münzstätte gegeben hatte.
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts bauten griechische Mönche ein Kloster im oder auf dem Juno-Moneta-Tempel. Dabei verwendeten sie unter anderem die alten Säulen des Tempels, die der Kirche auch heute noch ein altertümliches Aussehen verleihen. Zuletzt fiel das Gebäude den Franziskanermönchen in die Hände, die das Kloster 1250 zu einer Kirche umbauten.
Auf dem Kapitol endet unser erster Spaziergang. Eigentlich befinden wir uns damit auf einem der sieben Hügel, auf denen Rom erbaut wurde. Da aber die Kirche Santa Maria in Aracoeli und das Nationaldenkmal das Kapitol überragen, muss man etwas genauer gucken, um den Hügel zu erkennen. Zumindest dann, wenn man von der Kirche über die steile Treppe zum Kapitolsplatz hinunter steigt und die auf der anderen Seite sanft ansteigende Rampentreppe gegenüber dem Rathaus erst anschließend entdeckt.
Auch wenn der Platz tagsüber von Touristen überrannt wird, geht es hier ruhiger zu als auf den meisten anderen Plätzen im Zentrum, da wir uns in einem Bereich befinden, in dem Fahrzeuge nichts zu suchen haben. Es sei denn, das Auto oder Motorrad gehört zu einer Polizeistreife, die Taschendiebe in ihrer Tätigkeit als Besitzwechsler stört. So können wir uns doch sicher fühlen, als wir vor dem neuen Palast der Kapitolinischen Museen die von daheim mitgebrachte Pizza genießen - na ja, man weiß ja nie, was einen in der Ferne erwartet (-:
Nachdem der Kapitol zur Zeit des Römischen Reichs das politische und religiöse Zentrum mit z.B. dem Jupitertempel war, verkam er im Mittelalter zu einer überwucherten Ruinenlandschaft, auf der Ziegen das Gras fraßen. Erst als Karl V. 1536 nach Rom kam, entschied Paul III., dass die Stadt wieder ein ihr würdiges Aussehen bekommen sollte. Er beauftragte Michelangelo mit der Planung der Piazza Campidoglio. Auch wenn die Pläne während der 100jährigen Bauzeit leicht abgeändert wurden, entstand aus Michelangelos Entwürfen ein einzigartiges Renaissance-Ensemble, das bis heute erhalten blieb.
Was bei unserem ersten Besuch etwas schade ist: gerade, als der Platz einen Moment fast ohne Menschen ist und ich zum Beispiel das Reiterstandbild Marc Aurels in Ruhe aufnehmen könnte, prasselt ein Gewitterschauer auf uns herab. Weil unsere Kleidung dafür leider gar nicht ausgelegt ist, flüchten wir zunächst die Treppe zur Kirche hinauf, wo wir vor dem Eingang eines Gebäudes Schutz suchen, und fahren etwas später zurück zum Hotel.
Wobei, viel schöner ist der Platz eh erst, wenn die Dämmerung anbricht, die meisten Urlauber in den Restaurants oder Hotels sitzen und die Lichter auf dem Kapitol angehen. Erst dann stellt sich das im Reise Know-How beschriebene Gefühl ein, das »den Spazierenden zu einem feierlichen Rhythmus zwingt«. Ganz besonders gilt das dann, wenn man zufällig Zeuge einer der Hochzeiten wird, die hier oben im Rathaus geschlossen werden.