Wer kennt nicht die Szene aus »Ein Herz und eine Krone«, in der Joe (Gregory Peck) seine Hand in den Mund der Wahrheit steckt und vor Ann (Audrey Hepburn) so tut, als würde sie ihm wirklich abgebissen, nur weil er noch Geheimnisse vor ihr und sie vermeintlich angelogen hat?
Ob es diese Szene gebraucht hat, damit dieser Witz tagtäglich hunderte Male nachgespielt wird, ist fraglich. Sicher aber ist, dass der Mund der Wahrheit dadurch zu einer beliebten Sehenswürdigkeit in Rom wurde.
Damit folgen die Besucher einer mittelalterlichen Legende, nach der jeder seine Hand verliert, der sie in die Öffnung legt und dabei nicht die Wahrheit sagt. Was, wenn man der wahrscheinlichsten Herkunft der Marmorscheibe glaubt, nicht besonders lecker ist.
Demnach handelt es sich bei der Maske um eine Art Kanaldeckel der Cloaca Maxima, wobei die tiefer liegenden Löcher für Nase, Augen und Mund als Einläufe zu erklären wären.
Aber das kann uns genauso wenig von dem mutigen Test abschrecken wie die lange Schlange der Besucher, die vor uns an der Reihe sind. Gut, ich hatte das Gefühl, als wollte mich der Mund als Ganzes in sich hinein saugen
(der Witz wird nur wenige dutzendmal pro Tag gespielt), aber schön ist dafür, dass jeder einzeln zu der Maske vortreten kann, keiner drängelt und man genug Zeit für sein ganz eigenes Bild bekommt.
Ist man schon einmal hier, lohnt es sich, die Kirche Santa Maria in Cosmedin anzuschauen. Ihr Name stammt vom griechischen Wort für Schmuck ab und erinnert daran, dass griechische Mönche zur Zeit des Bildersturms in Byzanz nach Rom geflohen waren und hier eine Kirche errichtet haben, die mit ihrem Schmuck besonders aufgefallen ist.
Auch wenn die Kirche mehrmals umgebaut wurde, sind auch heute der sogenannte Cosmatenfußboden und die marmorne Schola Cantorum, der für die Sänger abgetrennte Raum, sehenswert. Nur außerhalb des Gebäudes zu sehen fällt zudem der siebenstöckige Kirchturm auf, der als der schönste romanische Glockenturm Roms gilt.
Nahe der Kirche Santa Maria in Cosmedin befindet sich Circus Maximus oder, wie er hier heißt: Circo Massimo. Uns ist schon vor der Ankunft klar, dass es dort nicht allzu viel zu sehen gibt. Denn der Circus war einst die größte Pferderennbahn von Rom und damit in großen Teilen einfach nur ein flaches,
ovales Gelände, auf dem die berühmten Wagenrennen á la Ben Hur statt fanden. Auf den Ausgang der spektakulären Rennen setzten die Römer hohe Summen und so manch einer hat hier wohl seine Villa oder seinen Palast verloren.
Hier lohnt es sich, in die Mitte des Geländes zu gehen und sich vorzustellen, wie rings um der gewaltigen Rennbahn bis zu 300.000 Besucher auf den Rängen den Kontrahenten zujubeln,
wie der Staub unter den Hufen und Rädern hoch wirbelt, während die Fahrer in ihren prächtigen Tuniken die Pferde vorantreiben, wie sie in den Kurven Kopf und Kragen riskieren, bevor sie zum nächsten gefährlichen Überholmanöver ansetzen.
So unvorstellbar es heute erscheinen mag, dass im Circus Maximus einst 300.000 Menschen Platz gefunden haben, so ist es doch gar nicht so lange her,
dass diese Zahl noch übertroffen wurde: Am 14. Juli 2007 sollen mehr als 400.000 Fans zu einem eintrittsfreien Rockkonzert von Genesis auf das Areal unterhalb des Palatins gekommen sein.