»Auf den Spuren der Illuminati« - so könnten wir den letzten vollen Tag in Rom nennen. Denn mit dem Pantheon, der Piazza del Popolo samt der Kirche Santa Maria del Popolo und der Piazza Navona stehen heute einige Schauplätze des Romans auf unserem Programm.
Zunächst aber geht es zur Via XX Settembre in die Chiesa di Santa Maria della Vittoria. Hier wollen wir uns die im Buch beschriebene Verzückung der heiligen Teresa anschauen.
Wir betreten die Chiesa di Santa Maria della Vittoria und kurz darauf gehen mehrere Lichter an. Wie praktisch! So strahlen die Farben und das viele Gold doch viel schöner als wenn alles duster gehalten ist. Es dauert nicht lange, da betreten zwei Männer im Priestergewand den Altarraum. Noch bevor wir wissen, wie uns geschieht, finden wir uns damit in einem Gottesdienst wieder. Das sich außer uns nur noch eine weitere Person in der Kirche befindet und diese auch schon bald aufsteht und hinaus geht, scheint den Priester von seinem Tun nicht abzuhalten.
Im Gegenteil nämlich, scheinen die Priester etwas verwundert zu sein, dass sie den rein spirituellen Gottesdienst vor Zeugen halten. Wir jedenfalls harren aus, ohne ein einziges Wort zu verstehen, bevor wir etwa 20 Minuten später endlich die berühmte Skulptur Berninis anschauen können und sehen, dass der Pfeil des Engels tatsächlich auf den Schoß der verzückten Theresa zielt.
Unser Weg führt uns an der Piazza Barberini vorbei. Ein Grund für uns, den Platz und den benachbarten Palast auch noch anzuschauen. So spazieren wir einmal mehr die geschwungenen Kurven der Via Vittoria Veneto hinab, bis wir bei ihrer Einmündung in den Piazza Barberini zum Fontana dell Api kommen.
Er ist nicht sonderlich groß, zeigt aber genau so wie der Fontana del Tritone, der Bienenbrunnen auf der Platzmitte das Wappentier der Familie Barberini: Bienen. Für Rom ist dies typisch. Denn im 17. Jahrhundert machten in erster Linie die Kleriker Karriere, welche besonders viel Geld für den Bau von Gebäuden, Plätzen und Brunnen ausgaben. Aus Dank bauten die Künstler die Wappen und Symbole ihrer Gönner mit ein.
Die barocke Pracht des Platzes aber hat gelitten. Dies sehen wir deutlich, als wir die ovale Treppe im Palazzo Barberini hinauf steigen und uns die Rückseite des Gebäudes anschauen. Die Farben sind verblasst, die Fassade bröckelt und selbst die Buchshecken im barocken Garten stehen tief im Kraut. Dass wir hier einen der ruhigen Orte in Rom entdecken,
bringt leider auch nicht so viel, da Sitzbänke fehlen und es auch sonst nichts gibt (zumindest nicht im Schatten), das sich zum drauf sitzen eignet. So bleibt uns nur die Möglichkeit, die im Palast untergebrachte Nationalgalerie mit Gemälden von Tizian oder Raffael anzuschauen. Worauf wir bei dem schönen, sonnigen Wetter jedoch verzichten.
Als nächstes kommen wir über die Via di Ripetta zur Piazza del Popolo, dem Pappelplatz. Wer es genau nimmt, müsste eigentlich hier seine Besichtigungstour beginnen. Denn wer früher aus dem Norden nach Rom reiset, kam durch die Porta Flaminia durch die aurelische Mauer in die Stadt. In der Zeit von Bahnhöfen und Flughäfen ist dieser Brauch (zum Glück) Geschichte.
Wie auch der Name des Tores. Weil nämlich Neros Geist in einem Nussbaum neben dem Tor vermutet wurde, errichtete die Gemeinde Popolo im Jahr 1099 an jener Stelle eine Kapelle. Später wurde sie zur Kirche Santa Maria del Popolo vergrößert. Der Name ging mit der Zeit auf das Tor und den Platz über.
Witzig finden wir, dass wir beim Besuch des Platzes selber Geister sehen. Oder besser gesagt: Quälgeister, da wir mitten in ein Kinderfest hinein platzen. Überall sind Stände aufgebaut, können die Kleinen ihr Geschick und ihren Mut bei der Feuerwehr beweisen oder auf Rädern durch einen Parcours fahren.
Über mehrere Lautsprecher werden weite Teile des Platzes beschallt und wirkt die Atmosphäre freundlich und ausgelassen. Für uns eine nette Gelegenheit, um es uns auf den Stufen unterhalb des Obelisken bequem zu machen und dem bunten Treiben zuzuschauen.
Schließlich aber rappeln wir uns wieder auf und gehen in die Kirche S. Maria del Popolo. Neben einigen Grabdenkmälern von, so lesen wir, kunsthistorischer Bedeutung finden wir in der letzten Kapelle auf der linken Seite zwei Hauptwerke von Caravaggio: die Bekehrung des Paulus und die Kreuzigung von Petrus.
Doch auch ohne diese beiden Werke ist das Innere der Kirche, verglichen mit der schmucklosen Fassade, überraschend hübsch gestaltet und damit ein Muss, wenn man es schon bis zum Pappelplatz geschafft hat.