Nach dem Besuch des Kolosseums bietet sich ein Spaziergang über die Kaiserforen an. Das heißt, leider nur zu den Resten derselben. Denn abgesehen davon, dass der Zahn der Zeit den Gebäuden arg zusetzte, befand Benito Mussolini (1883-1945), dass eine Prachtstraße vom Nationaldenkmal bis zum Kolosseum ganz praktisch sei.
Dem Bau dieser Straße wurden weite Teile der Kaiserforen geopfert. Im Kontrast zu diesem zerstörerischen Umgang mit der eigenen Geschichte ließ Mussolini nahe des Kolosseums vier in Stein gemeißelte Karten anbringen, die die Ausdehnung des Römischen Reichs zu verschiedenen Zeiten zeigen.
Insgesamt aber ist die Besichtigung der Kaiserforen für den Laien wenig erquickend. Was nützt es uns, wenn man weiß, dass hier das Leben brodelte, die Römer auf den Trajansmärkten ihre Einkäufe erledigten und Augustus nach dem Sieg über die Brutus und Cassius dem Mars Ultor im Augustus-Forum einen Tempel errichten ließ, wenn wir davon kaum noch etwas erkennen?
So also begnügen wir uns mit einem kurzen Gang über die Foren, schauen uns die gut erhaltene Trajanssäule an und lassen noch einmal den Blick über die kläglichen Reste der Basilica Ulipia und dem Trajans- und dem Cäsar-Forum schweifen, um dann auch schon das nächste Ziel in der Stadt anzusteuern.
Ausgangspunkt unserer nächsten Tour ist die Piazza Venezia, der Venezianische Platz. Es zählt zu den zentralen Punkten in Rom und ist leider zugleich einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt.
Dadurch ist es nicht so einfach, über eine der breiten Straßen etwa zum Monument Vittoriano, dem sogenannten großen Gebiss oder auch der alten Schreibmaschine zu gelangen.
Eines der wichtigsten Gebäude beim Platz ist der Palazzo Venezia. Der Bau wurde im Jahr 1455 unter dem späteren Papst Paul II. begonnen und gilt trotz der mittelalterlichen Elemente wie den zinnenbewehrten Turm als der erste Renaissancepalast Roms. Zugleich kann der Palast auf eine bewegte Geschichte zurück blicken:
zwischen 1564 und 1797 gehörte er zu Venedig. Anschließend wechselte der Bau in das Eigentum von Österreich und wurde schließlich 1916 als Feindvermögen von Italien beschlagnahmt. In den 1930er Jahren nutzte schließlich M*ss*lini das Gebäude, um vom Balkon aus seine Hetzreden in die Luft zu kläffen.
Auf der linken Seite des Palastes kommen wir zur Basilika San Marco. Der Grundstein der Kirche wurde bereits 336 gelegt. Nach Umbauarbeiten im 8. und 9. Jahrhundert ließ sie Papst Paul II. im 15. Jahrhundert in weiten Teilen restaurieren.
Viel zu sehen gibt es in der Kirche nicht. Wer aber der Hektik auf der Piazza entkommen möchte, findet hier Ruhe.
Als im Jahr 1870 die Italiener sich einigten und das gemeinsame Königreich gründeten, suchten sie einen geeigneten Ort, um den Monarchen des Resorgimento, Vittorio Emanuele II., ein würdiges Denkmal zu setzen. Zum Nachteil der Piazza Venezia wählten sie den geografischen Mittelpunkt Roms, den sie eben hier fanden.
So entstand zwischen 1885 und 1911 auf der Piazza Venezia der Vittoriano, der Altar des Vaterlands, welcher den Platz seitdem überschattet. Die Beinamen des Denkmals, etwa die große Schreibmaschine oder das große Gebiss, sprechen wohl für sich.
Und doch steht der Altar des Vaterlands bzw. Altare della Patria bei den meisten Rombesuchern auf dem Programm. So überqueren auch wir die breite Straße zwischen dem Palazzo Venezia, machen einen weiten Bogen um die Reisebusse und ringen uns für die Fahrt auf die Aussichtsplattform durch.
Der Eingang hierzu befindet sich auf der Rückseite des Denkmals, ist verhältnismäßig teuer und für Leute, welche nicht gerne in einem gläsernen Lift stehen, etwas kritisch. So wird es mir auf der Fahrt nach oben doch ein wenig mulmig und bin ich froh, als sich oben die Tür öffnet und ich mit einem schnellen Schritt wieder festeren Boden unter die Füße bekomme.
Ganz ehrlich, die Fahrt lohnt sich, zumindest bei diesigem Wetter, nicht wirklich. Zwar haben wir vom Dach der alten Schreibmaschine einen guten Überblick über die Sehenswürdigkeiten Roms, den bekommt man allerdings auch bei einem Spaziergang auf den Aventin oder im oberen Bereich des Viertels Trastevere.
Mit vielleicht dem Unterschied, dass es bei den Spaziergängen reichlich Möglichkeiten gibt, sich hinzusetzen, während es auf dem Vittoriano keine einzige Bank gibt. Sei es, weil sich die Besucher hier oben nicht allzu lange aufhalten sollen oder auch wegen der Möwen, die sich auf dem windexponierten Gebäude wohl fühlen.