Nach zwei Nächten in Gyeongiu steht mit 165 Kilometern eine längere Fahrt an. Diese führt uns weit in den Süden der Koreanischen Halbinsel bis zur Hafenstadt Tongyeong. Etwas wehmütig verabschieden wir uns vom Siwoowadang Hanok. Bisher hatten wir in dem privaten Haus den schönsten und zugleich persönlichsten Aufenthalt während unserer Rundreise.
Wir genießen noch einmal das koreanische Frühstück mit Kimchi und bekommen zum Abschied einen wunderschönen, von der Gastgeberin selbst bemalten Fächer geschenkt. Bald sind wir unterwegs auf dem koreanischen Expressway. Leider fehlt hier und da noch ein Stück von der Autobahn, sodass wir die Hafenstadt erst nach gut zweieinhalb Stunden erreichen.
Für die nächste Pension sind wir dennoch viel zu früh dran. Wir fahren zwischen den hohen Hafengebäude der Stadt hindurch zum Yi Sun-sin Park. Von den Felsen des Parks blicken wir auf den Meeresnationalpark Hallyeohaesang und auf die Insel Hansan. Am 8. Juli 1592 fand hier eine große Seeschlacht statt. Unter der Führung des Admirals Yi Sun-sin behielt die zahlenmäßig stark unterlegene Flotte der Koreaner die Oberhand über die Japaner. Geschickt nutzte Yi Sun-sin die Topographie, wie auch Wind und Meeresströmungen und besiegte so die anrückende Japanische Flotte.
Ein Konterfei des berühmten Admirals steht heute auf einer hohen Stele im Yi Sun-sin Park. Stolz blickt er hinaus auf den Meerespark. Entlang der Küste zielen Kanonen auf ebendiesen. Yi Sun-sin trug mit seinen Streitkräften während des Imjin-Kriegs zwischen den Jahren 1592 und 1598 entscheidend zur Abwehr der Invasion bei. Wobei die Schlacht von Hansan zu einer der wichtigsten in der Geschichte Ostasiens zählt. Durch die Niederlage der Japaner hatte Korea seine Freiheit bewahrt. Japans Pläne, China zu erobern, waren nach der gescheiterten Invasion Koreas bis auf Weiteres hinfällig.
Zu seinem persönlichen Unglück erlebte Yi Sun-sin den Sieg seines Landes nicht mehr. Bei einer der letzten Schlachten des Krieges wurde er von der Kugel einer Muskete tödlich getroffen. Sterbend bat er seinen Sohn, seinen Tod bis zum Ende der Schlacht geheim zu halten. Die Flotte sollte nicht demoralisiert werden und beendete die Schlacht mit einem Sieg für die Koreaner.
Neben dem Gedenken an den Admiral, dient der Yi Sun-sin Park heute als Naherholungsgebiet. Wunderschön angelegte Spazierwege locken die Bewohner von Tongyeong hierher zum Flanieren oder auch zum Joggen. Ein beschaulicher Waldpfad führt entlang der Klippen durch den Wald. Getrübt wird die Idylle einzig durch den nicht enden wollenden Lärm, der vom Meer aus hier herüber schallt. Verantwortlich dafür ist der rege Bootsverkehr zwischen den Inseln des Meeresparks und dem Hafen. Es ist schon traurig, wie gleichgültig die Menschen solch eine übermäßige Beschallung entlang ihrer Küsten sowie auch auf dem Meer hinnehmen. Die Koreaner scheinen den Lärm nicht einmal mehr wahrzunehmen. Was wir im Park außerdem vermissen, ist ein zumindest kleines Ausflugslokal. Wer sich nicht schon anderweitig mit Getränken oder Snacks eingedeckt hat, muss mit einem der schmucklosen Imbisswagen direkt am Parkplatz vorlieb nehmen.
Vorbei am Marine-Gedenkturm, erreichen wir beim Rückweg einen Aussichts-Pavillon. Er eröffnet uns die schönste Sicht über den Park zu den vorgelagerten Inseln. Einige Meter weiter steht ein steinernes Modell eines Schildkrötenschiffes. Admiral Yi Sun-sin setzte diesen Schiffstyp bei seinen Schlachten ein. Durch ihre Rudermannschaften waren sie verhältnismäßig schnell und wendig. Kleinere Schiffe des Gegners konnten mit diesen Booten praktisch überfahren und größere gerammt werden. Im Hafen von Tongyeong liegen zeitweise Nachbauten der Schildkrötenschiffe. Jetzt im Herbst sind diese aber wohl schon eingemottet.