Der Untersberg wäre ohne die Salzburg-Card kein Ziel unserer Städtereise geworden. Weil die Seilbahnfahrt auf den Salzburger Hausberg in der Karte inbegriffen ist, sind wir jedoch förmlich darauf gestoßen worden. Und weil wir trotz verheerender Wetterprognose ein ganz angenehmes Wetter erwischen, wollen wir uns dieses Erlebnis natürlich nicht entgehen lassen.
Wobei mein Plan, mich in der Gondel in der Mitte der anderen Passagiere aufzuhalten, allerdings scheitert. Nicht, dass ich es nicht geschafft hätte, meine schwindelerregbaren Sinne in die Mitte der Panoramagondel zu bugsieren. Es ist allein der Mangel an Mitfahrern, warum ich dennoch zu allen Seiten freie Sicht habe; ganz gleich, ob sich nun 20, 100 oder 600 Meter Luft zwischen der Gondel und dem Boden befinden.
Dummerweise bin ich außerdem neugierig und lasse mir erklären, warum die Gondeln vor den zwei, drei Stützpfeilern unterwegs abbremsen. »Bei zu hoher Geschwindigkeit kann es passieren, dass das Zugseil aus der Führung springt«, erklärt der Gondelführer. Allein deswegen fällt man natürlich nicht in die Tiefe, »aber dann hängen wir hier ein paar Stunden fest, bevor es weiter geht.« Hätte ich doch erst nach der Rückfahrt zur Talstation gefragt...
Das herrliche Panorama der umliegenden Berge aber ist der Nervenkitzel allemal wert. Über dem benachbarten Berchtesgadener Land hängen zwar Wolken, der Watzmann aber lässt sich dennoch ab und an blicken und verbirgt sich erst wieder hinter einem dichten Wolkenschleier, als wir die Bergstation als erste Gäste des Tages erreichen.
Oben auf dem Untersberg (1.805 m) angekommen, erwartet uns erstmal ein kurzer Schneeschauer. Zum Glück bleibt es bei ein paar wenigen Flocken, sodass wir bald mit Sonne vor und dem Nebel hinter uns in Richtung Salzburger Hochthron loslaufen. Glück haben wir auch, dass es vor Ostern nochmals kräftig geschneit hat und die Spuren der Skiläufer dadurch unter einer frischen weißen Decke verschwunden sind.
Von der Bergstation der Seilbahn folgen wir dem Winterwanderweg. Außer uns sind so früh am Ostersonntag nur zwei Chinesen unterwegs - die wegen ihrem Schuhwerk bald wieder umkehren müssen bzw. sich zurück zur Seilbahn retten. Damit sind wir also ganz alleine auf weiter Flur. Nachdem wir das Berggasthaus Untersberg passiert haben, wundere ich mich über einen dunklen Fleck direkt an der Hangkante links vor uns.
Erst als wir näher kommen und sich der Nebel an der Kante lichtet, sind wir uns sicher: da sitzt ein Gamsbock. Direkt vor sich einen Absturz von rund 1000 Höhenmetern scheint es für ihn keinen schöneren Platz zu geben, um Kraft für den neuen Tag zu sammeln. Unsere Gegenwart ist ihm offenbar egal. Er ist Touristen gewohnt und weiß, dass wir uns sicher nicht zu ihm hinüber trauen.
Eine Kurve weiter geht es zunächst über eine kleine Kuppe und dann hinunter in eine Senke. Bei normalen Wanderbedingungen ist es sicher ein Leichtes, bis zur tiefsten Stelle hinab zu laufen, um auf der anderen Seite gleich wieder Richtung Salzburger Hochthron empor zu steigen. Auf einer geschlossenen, festgetretenen Schneedecke aber ist es eine klasse Plackerei. Meter für Meter müssen wir uns voran tasten und sind froh über das Seil, das uns an den schwierigsten Stellen Halt gibt.
Heile auf der anderen Seite angekommen, ist der weitere Weg zum Salzburger Hochthron wieder einfacher. Wenn die Wege offen sind, bieten sich ab dort Wandertouren zur Mittagsscharte oder zum Kanonenrohr (beide 30 Min.), zur Toni Lenz Hütte, oder, wenn sie geöffnet ist, zur Schellenberger Eishöhle (60 Min.) an. Da der Fön jeden Moment zusammenbrechen kann und wir noch das Schloss Hellbrunn wollen, belassen wir es aber beim Aufstieg auf den Gipfel vom Salzburger Hochthron (1.853 m).
Bevor es wieder mit der nächsten Gondel hinab ins Tal geht, gönnen wir uns zwei heiße Schoki im Berggasthof Untersberg und unternehmen noch einen Abstecher auf das Geiereck. Für ein paar Momente können wir von dort den steilen Hang, über dem der Gamsbock saß, hinab in die Tiefe blicken.
Dann aber ziehen erneut Wolken auf und versperren die atemberaubende Sicht. Da auch die meisten benachbarten Berge des Berchtesgadener Lands wieder verhüllt sind, kehren wir bald zur Bergstation zurück, sodass wir uns in dem Moment, als der Watzmann ganz kurz zu sehen ist, schon wieder auf der Talfahrt befinden. Schön, da über dem Untersberg selbst die Sonne schien, war es trotzdem.