Bei einsetzender Morgendämmerung brechen wir am nächsten Tag auf. Von unserem Ferienort Muravera fahren wir erst ein Stück die Fernstraße 125 und biegen dann in das Tal des Fiume Flumendosa (Hauptstraße 387) ab. Nachdem wir die ersten Berge, den Monte Parredis (630 m) zur Rechten und den Monte su Piroi (605 m) auf der linken Seite passiert haben, biegen wir in Ballao Richtung Escalaplano ab. Nach der Abzweigung sind es noch knapp fünf Kilometer bis zu unserem ersten Ziel: die Funtana Coberta, ein nuraghischer Brunnenkomplex.
Die Ruine der Funtana Coberta befindet sich auf der linken Seite, etwas unterhalb der Straße. Wahrscheinlich kann man mit dem Auto bis nahe an den Komplex heranfahren. Weil der Weg jedoch steil ist und dank des Regens der letzten Nacht recht rutschig aussieht, lassen wir das Auto aber lieber oben stehen.
Zum Glück ist es trocken, als wir aussteigen. Oder doch eher leider? Denn kaum sind wir beim Brunnentempel angekommen, setzt ein unangenehmer Nieselregen ein.
Dafür sind wir die einzigen, die das Brunnenheiligtum am frühen Morgen besichtigen.
Viel zu sehen gibt es zwar nicht, der im 10. Jahrhundert errichtete Brunnen ist aber bis heute gut erhalten geblieben.
Als wir die wenigen Stufen in die Brunnenkammer hinunter steigen, sehen wir, dass unten immer noch Wasser geschöpft werden kann - wenn es nicht grade von oben auf einen herab fällt.
Damit sind wir dann auch schon durch mit der Sehenswürdigkeit. Für einen kleinen Abstecher aber lohnt sich das alte Heiligtum.
Wenige Kilometer weiter durchqueren wir Escalaplano und folgen den Schildern Richtung Nurri. Das heißt, weil gleich nach Escalaplano ein Wegweiser zu einem weiteren nuraghischen Gebäude und einer Kirche steht, legen wir - links ab von unserer Route - den zweiten Stopp des Tages ein.
Wobei wir lediglich bis zur Bergkirche des San Giovanni Battista kommen. Sie ist von Korkeichen umgeben und bietet eine gute Aussicht über Escalaplano. Ein paar der Eicheln sammeln wir dann auch ein. Ob aus ihnen aber je ein kleines Bäumchen wird???
Wieder auf unserer geplanten Strecke, kommen wir langsam höher. Bis wir schließlich auf Wolken- und Nebelfetzen in den Tälern unter uns blicken. Nachdem wir nach Arrubiu auf eine schmale Straße (weiter oben verläuft diese über einen Damm) abbiegen, können wir dann weite Teile des Lago di Mulargia überblicken.
Zunächst aber wollen wir hoch zu der Nuraghe von Arrubiu, dem immerhin größten nuraghischen Komplex Sardiniens. So stehen wir also um 8.30 Uhr vor dem geschlossenen Tor der Anlage. Denn leider öffnet diese erst um 10 Uhr.
Zum Glück aber lässt sich das Tor öffnen und kommen wir unbemerkt an ein paar Arbeitern vorbei. Errichtet wurde die Nuraghe vermutlich im 15. Jahrhundert vor unserer Zeit. Als sie im 9. Jahrhundert v. Chr. teilweise einstürzte, wurde sie aufgegeben.
Bis sie die Römer rund 700 Jahre später als geeignetes Weinlager wiederentdeckten. So gibt es neben den nuraghischen Gebäuden wenigstens zwei weitere, die aus der Zeit der Römer stammen.
Der Steinhaufen, der sich uns bietet, war einst eine stolze Fünfeckbastion. Die inneren Türme waren dabei Teil einer massiven Mauer, welche den Innenhof umschloss. Zusammen mit zwölf weiteren Türmen in der Außenmauer standen hier 18 Türme.
Davon ist der Zentralturm mit 16 Meter Höhe noch am besten erhalten. Hier wurde auch eine Amphore gefunden, die heute Teil der Ausstellung ist. Aber, wie gesagt, ist diese noch geschlossen.
Von Arrubiu müssen wir auf denselben Weg zurück an den Lago di Mulargia. Über Nurri, Serri, vorbei am Plateau Giara di Serri (650 m), und über Gergei kommen wir nach Barumini.
Bevor wir zu unserem Hauptziel, die Hochebene der Giara di Gesturi, fahren, halten wir bei einer weiteren Nuraghe, der Su Nuraxi. Diese befindet sich direkt an der Straße Richtung Tuili und ist touristisch gut erschlossen.
Nach der günstigen Erfahrung, dass wir bei den ersten zwei Nuraghen einfach reingehen konnten, steuern wir auch hier zielstrebig das Eingangstor der Su Nuraxi an. Zu sehen ist - abgesehen von einer Gruppe auf der Nuraghe - niemand. Wohl aber zu hören.
Denn kaum haben wir den Eingang erreicht, als hinter uns eine Frau ruft. Oh, da befindet sich dann wohl das Tickethäuschen. Sehen konnte sie uns übrigens dadurch, dass die Einfahrt zum Parkplatz in ihrem Blickfeld liegt. Schade eigentlich.
Als wir die Eintrittspreise sehen, schlucken wir kräftig. Neun Euro pro Person? Das scheint nun doch ein wenig übertrieben. Zumal die Anlage bei Nässe nur an der Außenseite begangen werden darf. Reingehen ist nicht. Reingehen ohne Führung ist ebenfalls nicht.
Da wir auf die nächste Führung zudem noch zwanzig Minuten warten sollen, entschließen wir, uns die Su Nuraxi nur durch die Absperrung hindurch anzuschauen. Ob man beim Gang entlang der äußeren Mauer soviel mehr sieht, dass sich die neun Euro Eintritt lohnen? Wir glauben es eher nicht.