Die Abreise von den Orkney Inseln erweist sich als langwierig oder gar als zähe Geduldsprobe. Am späten Nachmittag beginnt es zu regnen und die Sehenswürdigkeiten in und um Kirkwall haben wir bereits alle gesehen, zumal diese eh früh schließen. So bleiben uns noch einige Stunden im Pub zum Abendessen und zum Warten.
Livemusik oder sonstige Aufführungen werden leider nirgends angeboten. Also belassen wir es beim Leute beobachten, hin und wieder Fußball im Fernseher schauen und beim Durchblättern unserer bisherigen Fotos. Schließlich bekommen wir den Abend auch herum und fahren gegen halb elf zum Fährhafen.
Dort angekommen beginnt Teil zwei des Wartens. Orkney ist nur eine Zwischenstation der Fähre. Anders als in der Silberstadt Aberdeen und Lerwick stehen wir damit an einem verwaisten Fährhafen. Als die MV Hjaltland endlich anlegt, wird natürlich erst entladen, dann die Lastwagen verladen und festgezurrt, bevor wir an der Reihe sind. Dadurch dauert es bis kurz nach Mitternacht, eh wir endlich in unseren gemütlichen Betten liegen.
Hundemüde hätte ich eigentlich augenblicklich schlafen können. Schade nur, dass irgendwelche Schnarchköpfe trotz Hinweis ihre Alarmanlagen beim Auto scharfgestellt haben, die natürlich bei jeder Welle losgehen. Damit dauert es nochmals gut 20 Minuten, bis Ruhe einkehrt und auch ich endlich meinen Schlaf finde; wenn auch nur kurz. Um sechs Uhr werden wir schon wieder geweckt und müssen uns für das Entladen bereit machen. Auch wenn das Frühstück auf dem Schiff sehr lecker und für schottische Verhältnisse preiswert und reichhaltig ist, lassen wir es diesmal ausfallen und machen uns sogleich auf den Weg in das idyllische Dee-Tal.
Kurz vor dem Schloss Balmoral erreichen wir den hübschen Ort Ballater. Inzwischen hat sich auch etwas Hunger eingestellt, Zeit für eine Frühstückspause. Ähnlich wie in Aberdeen sind hier die Häuser aus Silbergranit gebaut. Die Entdeckung der Heilquellen in Pannanich ließ Ballater zu einem beliebten Touristenort aufblühen. Viele Genesungssuchende kamen in das »Lourdes der Deeside«, sodass der Ort 1866 sogar eine Eisenbahnanbindung bekam. Gut hundert Jahre später wurde der Bahnbetrieb wieder eingestellt. Der Bahnhof wird heute als Museum und Besucherzentrum genutzt. Auch die königliche Familie nutzte dieses Gebäude auf ihren Reisen nach Balmoral.
Heute wird das Heilwasser als Deeside Natural Mineral Water abgefüllt und in alle Welt geschickt. Keiner braucht jetzt mehr extra wegen der Heilquelle anreisen. Trotzdem bleibt Ballater mit seinem denkmalgeschützten Ortskern beliebt. Zudem gilt es wegen seiner hügeligen, naturnahen Landschaft als ein guter Standort für Wanderer und Mountainbiker. Trotz Übermüdung wollen auch wir noch wandern gehen. Erst aber brauchen wir eine Stärkung im kleinen Kaffeehaus nahe der Kirche. Heute verzichten wir auf Wurst und Ei und geben uns mit leckeren Scones und Milchkaffee zufrieden.