Schon zur Eisenzeit siedelten die Menschen auf dem Plateau des Castle Rock von Edinburgh. Dass sich die Besiedelung später über den einzigen Zugang zum Burgberg hinaus ausdehnte, liegt da nahe. Als zweiter Fixpunkt in der Stadt wurde im 12. Jahrhundert die Abtei von Holy Rood gegründet.
Über Häuserzeilen ist diese mit dem Castle von Edinburgh verbunden. Heute trägt der Abschnitt entlang der High Street und Canongate den Namen »Royal Mile« und bildet die Flaniermeile zwischen der Burg und dem Palast. Allein sie ist gespickt mit Sehenswürdigkeiten. Doch lohnt es sich auch, in die kleinen Nebengassen zu schauen.
Nach unserem Burgbesuch starten wir unseren Spaziergang über die Royal Mile mit der Esplanade. Sie galt einst als beliebtester Galgenplatz der Stadt. Da die Exekutionen zu regelrechten Volksfesten ausarteten, benötigten die Henker für ihr Spektakel den weitläufigen Platz. Auch beim zweiten wichtigen Punkt auf der Royal Mile jagt so manch Besucher einen Schauer über den Rücken: auf dem Lawnmarket erinnert die Deacon Brodie´s Tavern an einen zwielichtigen Charakter. Im 18. Jahrhundert führte er jahrelang ein Doppelleben. Tagsüber machte sich William Deacon Brodie einen Namen als ehrbaren Bürger, engagierten Stadtrat und Handwerker.
Auch ein paar Verbesserungen am Galgen gehen auf sein Konto. Nachts zeigte er sein anderes Gesicht: als Anführer einer Bande raubte er die reichen Stadtbürger aus, bis er beim Einbruch im Steueramt erwischt wurde. Mit einem stählernen Kragen versuchte er dem Henker ein Schnippchen zu schlagen und dem Galgentod zu entgehen. Doch die Manipulation flog auf und sein Leben endete an dem von ihm selbst verfeinerten Galgen. Sein jahrelanges Doppelleben inspirierte später Robert Luis Stevenson zu dessen Bestseller Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
Bei einem Abstecher zur George IV. Bridge erreichen wir das Café Elephant House. Viele Harry Potter-Fans zieht es hierher. So soll J. K. Rowling Teile des ersten Bandes in dem Café geschrieben haben. Ohne die vielen Zauberer-Anhänger, die heute Schlange stehen, war es sicher mal ein idyllischer Ort.
The Elephant House in Edinburgh
Heute erntet Lars beim Versuch ein Foto zu machen, gehässige Blicke und Worte von ein paar auf Platz wartenden Inderinnen, die ihn am liebsten in einen Frosch verwandelt hätten. Aber woher sollen sie auch wissen, dass unsere Zeit zu kostbar ist, um sie mit Warten in einem Café zu verplempern, welches auch von der Erfolgsschriftstellerin längst gemieden wird? Ein Blick in das Elephant House aber lohnt sich.
Wieder zurück auf der Royal Mile stehen wir bald vor der St. Giles´Cathedral. Als Hauptkirche von Edinburgh wurde sie 1633 zur Kathedrale ernannt und somit zum Bischofssitz. Der Reformator John Knox nutzte das Gotteshaus als Ausgangspunkt der schottischen Revolution und hielt so einige seiner gefürchteten Predigten von der Kanzel. Die Kathedrale war ein Anziehungspunkt für religiöse Streitereien. So traf den Priester ein Schemel am Kopf, nachdem die Marktfrau Jenny Geddes wegen seiner anglikanischen Gottesdienstordnung erzürnt war.
Henkersplätze, kopflose Trommler und Leichenfledderei bieten viel Stoff für das Edinburgh Dungeon. Aber auch eine große Zahl von Schriftstellern ließen und lassen sich noch heute für das Grusel- und Krimi-Genre gerne von der Stadt inspirieren.
Ihnen allen ist das Writers Museum gewidmet, welches einem Einblicke in nostalgische Erinnerungen und Notizen der Schreiber eröffnet. Dabei bietet einem das Museum durch seine Lage in einem verwinkelten Hinterhof selbst schon Stoff für eine gruselige Erzählung.