Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang durch Kirkwall fahren wir zum Brough of Birsey, unserem eigentlichen Ziel dieses Tages. Inzwischen haben wir uns über die Tidezeiten informiert und wissen damit, dass wir noch reichlich Zeit haben. Diese nutzen wir für einen Abstecher zum Broch of Gurness und folgen damit den Hinweisschildern abseits der A966 über schmale Straßen zur Küste. Ein großer Parkplatz ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir richtig sind. Noch bevor wir die Dorfanlage betreten, fällt uns die herrliche Lage des Ortes auf. So ist diese Anlage geschützt durch die vorgelagerte Insel Rousay, auf die wir blicken.
In einem kleinen Steinhaus wurde ein Visitor-Center eingerichtet, in welchem Infos zum Steinzeitdorf am Broch of Gurness sowie ein paar der ausgegrabenen Funde zu sehen sind. Hier beginnt unser Rundgang, bei dem wir uns zuallererst mit dem Mahlen von Getreide abmühen, bevor wir uns in das Gewirr aus Mauern und Steinen begeben. Hier treffen wir auf eine Besonderheit unter den vielen Brochs von Schottland. Sonst stehen Brochs immer abseits in der Landschaft.
Bei Gurness verhält es sich anders. Hier ist der Broch von einem kompletten Dorf und Schutzwällen umgeben. Wir haben eine von Ost nach West verlaufende Achse, die bis zum Broch führt. Die Eingänge zu den Häusern gingen links und rechts der Achse ab und die Erdwälle und Gräben gaben Schutz vor Feinden und Eindringlingen. Zur Not konnten die Einwohner in den im Zentrum liegenden Broch flüchten, die sonst einer der wohlhabenderen Familien als Wohnung diente.
Eindrücke unseres Roadtrips durch Schottland, den Shetlandinseln und Orkney.
Von dem ursprünglich doppelwandigen und über zehn Meter hohen Broch ist heute nur noch ein bis zu dreieinhalb Meter hoher Mauerring übrig. Aber die umliegenden Häuser, die denen der Siedlung Skara Brae sehr ähneln, sind mit ihren Grundrissen und teilweise den Einrichtungen aus Stein noch gut erhalten. 50 bis 100 Jahre nach dem Bau des Brochs brach dieser langsam in sich zusammen und musste einiges erneuert werden.
Nach etwa 300 Jahren wurde das Dorf ganz aufgegeben und verfiel. Aus späteren Zeiten stammt ein Haus der Pikten. Es wurde auf das bereits überdeckte Dorf gebaut. Gleich einem Kleeblatt sind vier Räume um einen größeren Innenraum angeordnet. Um sowohl die älteren, als auch die neuere Siedlungsstruktur erhalten und zeigen zu können, setzten die Archäologen das »Shamrock-House« kurzerhand in den Außenbereich der Siedlung um.
Nach den Pikten kamen die Wikinger in diese Gegend. Aus Ehrfurcht vor dem Hügel zerstörten sie hier nichts, sondern nutzten den auch für sie besonderen Ort als Begräbnisstätte. 1939 wurde das Grab einer Wikingerfrau entdeckt, die Ost-West orientiert in einer Steinkiste bestattet wurde. Mit ihr wurden als Grabbeigaben kleine Werkzeuge wie Eisensicheln, eine Muschelkette und zwei Fibeln, einen Art Brosche, in die Kiste gelegt.