Maeshowe und der Ring of Brodgar

Megalithanlagen und die Stehenden Steine von Stenness

Als erstes Ziel unserer Inselrundfahrt steht der Besuch des Grabhügels von Maeshowe auf dem Programm. Beim Besucherzentrum der Tormiston Mill erhalten wir den Orkney Explorer Pass. Er gilt für alle Inselsehenswürdigkeiten und hilft, bares Geld zu sparen. Hätten wir das nur schon auf den Shetlands gewusst. Der Jarlshof ist nämlich auch inbegriffen. Mit der Ausstellung des Passes haben wir jetzt 30 Tage Zeit, um alles abzuklappern.

Stehende Steine von Stenness auf Orkney

Zugang zur Megalithanlage

Leider bleibt uns der Zugang zur Megalithanlage von Maes Howe dennoch zunächst verwehrt. Denn dazu müssen wir uns erst bei der Kasse anmelden. Dort wird uns eine Zeit zugewiesen, zu der wir an einer Führung teilzunehmen dürfen. Als Begründung nennt uns die Dame den Parkplatzmangel, der beim Besucherzentrum herrscht. Nun gut, in vier Stunden müssen wir also wieder zurück sein.

Bei den stehenden Steinen von Stennes

Ein paar Kilometer weiter erreichen wir die stehenden Steine von Stennes. Wären wir beim Maeshowe aufmerksamer gewesen, hätten wir diese schon in der Ferne erkennen können. Zwischen dem Loch of Stennes und dem Loch of Harray entstand vor rund 5000 Jahren einer der ältesten Steinkreise Großbritanniens. Ursprünglich bestand dieser aus 11 oder 12 Steinen, die auf einer in Sandstein geschlagenen Ebene stehen. Umgeben war diese von einem großen Graben und einem gewaltigen Erdwall. Vieles ist heute zerstört, was nur zum Teil dem nagenden Zahn der Zeit zuzuschreiben ist.

So hatte der Bauer Captain MacKay im Jahr 1814 versucht, die Steine zu zerstören, aus Angst, die Besucher könnten seine Felder niedertrampeln. Der Sinn und Zweck von diesem Henge blieb ihm offenbar verborgen. Heute wissen die Insulaner natürlich, dass die Steine von besonderem Wert sind, zumal sie Orkney als touristisches Ziel stärken. So können diejenigen, die zur Wintersommerwende hierher kommen, mit etwas Wetterglück vom Watchstone aus erkennen, dass die Sonne genau zwischen den Hoy-Bergen untergeht.

Der Steinkreis Ring of Brodgar

Knapp anderthalb Kilometer weiter stehen die Steine vom Ring of Brodgar. Dieser Henge ist deutlich besser erhalten und wird von den Forschern als Weltkulturerbe dem Stonehenge in Südengland gleichgesetzt. Mit einem Durchmesser von 104 Metern ist er sogar größer als Stonehenge. Ein kurzer Spaziergang führt vom etwas abseits gelegenen Parkplatz zu dem von Getreidefeldern umgebenen Steinkreis. Von den ursprünglich 60 Monolithen sind heute noch 27 erhalten. Wie bei den Steinen of Stennes wurde hier auch ein gewaltiger Graben um die Anlage ausgehoben. Ob Totenkultstätte, Mondobservatorium oder Sonnentempel, keiner kennt den genauen Grund für diese Bauwerke.

Steinkreis Ring of Brodgar auf Orkney

Im Grabhügel Maeshowe

Da die vier Stunden bis zu unserer Maeshowe-Besichtigung noch eine ganze Weile dauern, unternehmen wir als Nächstes eine Klippenwanderung bei Yesnaby, bevor wir uns auf den Weg zurück zur Megalithanlage machen. Dort angekommen, treffen wir auf die anderen Besucher der Führung und sollen mit ihnen beim Eingang der Grabkammer auf unseren Guide warten. Irgendwie hat das Besucherzentrum eine blöde Lage, sodass der Zugang zunächst eine Landstraße kreuzt, bei der die Autos nur so angerauscht kommen.

Jenseits ist sieben Meter hohe Grabhügel bald erreicht. Schafe weiden auf ihm, weshalb der letzte das Gittertor vor dem Zugang in den Hügel hinter sich schließen muss. Immerhin hätten es die Viecher einiges leichter, in den Innenraum zu kommen, während wir durch einen 15 Meter langen Gang gebückt hindurch krabbeln müssen. In der Grabkammer angekommen wird deutlich, weshalb es kaum Sinn macht, mehr Parkplätze beim Besucherzentrum einzurichten. Im Innenraum der Grabkammer findet nur eine sehr begrenzte Anzahl Menschen Platz.

Entstehung von Maeshowe

Maeshowe, auch Maes Howe geschrieben, ist vor ungefähr 5000 Jahren entstanden. Damals stapelten die Menschen tonnenschwere Felsklötze sorgfältig übereinander, bis sie eine fünf mal fünf Meter große und genau so hohe Hauptkammer hatten. Dazu errichteten sie drei Nebenkammern. Steinpfosten am Eingangsbereich deuten auf eine Türe hin. So konnte die Anlage verschlossen werden. Der Eingang wurde so angelegt, dass am Mittwinter die Sonne beim Untergang hinein scheint.

Noch heute beeindruckt dieses stille Spektakel etliche Leute, die das alljährlich wiederkehrende Ereignis im Internet verfolgen. Über eine Webcam wird der Einfall der Sonnenstrahlen live aufgenommen. Allerdings muss das Wetter mitspielen. Ansonsten sind nur wenige Reste von der Anlage übrig geblieben. Bei der Entdeckung 1861 war das Grab nahezu leer. Die Wikinger waren schneller. Sie waren durch die Dachkuppel in die Grabkammer eingedrungen und haben sich mit Runen verewigt.

So übersetzt unser Guide mit Freude die Geschichten von Hakon und dem geborgenen Schatz oder Ingibiorg, der schönen Witwe. Überhaupt fallen unserem Guide unheimlich viele Dinge über diese zwar beeindruckende, aber doch eher leere Steinhalle ein, wobei er auch die kleinste Felskritzelei berücksichtigt. Die erste Viertelstunde ist dies ja noch interessant, aber während er seine Erzählungen immer mehr ausdehnt und immer wieder zu ganz anderen Themen abdriftet, weiß ich bald nicht mehr, auf welchem Bein ich in dem beengten und mit Leuten vollen Raum stehen soll. Nach einer Dreiviertelstunde fragt er endlich, ob noch Fragen sind. Nach einem stillschweigend vereinbarten, allgemeinem Schweigen in der Kammer sind wir erlöst. Weniger ist doch manchmal mehr. Immerhin haben die Erbauer nur eine dezente Anlage errichtet und keinen riesigen Tempel.

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