Skara Brae aus der Jungsteinzeit

Besichtigung einer Siedlung der Steinzeitmenschen

Skara Brae zählt zu den Höhepunkten unter den Ausgrabungsstätten der Orkney Insel. Das lässt sich bereits am groß angelegten Parkplatz ablesen. Hier werden wir wohl kaum wegen Platzmangel vertrieben. Zu unserem Bedauern stehen auch schon ein paar Busse dort. Normalerweise gilt das als sicherer Indikator für schlimmes Gedränge.

Doch wir haben Glück: die meisten Besucher sind mit Kaffee und Kuchen beschäftigt und eine größere Schulklasse besetzt gerade die Filmvorführung, die wir uns eh nur bei schlechtem Wetter angetan hätten. Auch auf Anraten der Kassiererin verlassen wir also flugs das großzügige Besucherzentrum durch den Hinterausgang und stehen auch schon vor dem Nachbau eines dieser Erdhäuser.

Das 1998 erstellte Replikat veranschaulicht, wie die Steinzeitmenschen damals gelebt haben. Dies ist richtig gut gelungen. Die Höhe des Gebäudes wurde allerdings der heutigen Menschenhöhe angepasst. Die Originalhäuser sind um einiges niedriger und die Gänge schmaler. Wie es sich für Steinzeitmenschen gehört, war die Inneneinrichtung aus Stein gefertigt. Das Bett, der Herd, das Regal – alles besteht aus Stein. Auch die Frischhaltebox im Boden, in der ein Fisch im Wasser aufbewahrt wird, ist in Stein gefasst. Trotzdem wirkt es warm und gemütlich. Nur an Licht mangelt es, da die Wohnungen damals über einen geschlossenen Gang miteinander verbunden waren.

Video Jungsteinzeit-Siedlung Skara Brae auf Orkney

Besichtigung der Jungsteinzeit-Siedlung Skara Brae auf der Nordseeinsel Orkney. Eindrücke vom Marwick Head an der Westküste Orkneys mit Aufnahme vom Kitchener Memorial.

5000 Jahre zurück in die Vergangenheit

Ein Fußweg führt uns 5000 Jahre in die Vergangenheit zurück zum Dorf von Skara Brae. Der Weg gleicht einer Zeitreise, bei der wir nacheinander Steinplatten passieren, auf denen herausragende Zeitpunkte der Menschheitsgeschichte genannt sind. Liegen die »Zeitplatten« des ersten Menschen auf dem Mond (1969) und die Erfindung des Telefons (1876) noch nah beieinander, so werden die Abstände zur Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776), dem Ersten Kreuzzug (1095) und dem Fall von Rom (476) zunehmend größer. Nachdem wir auch den Tempel von Salomon (962 vor Christus) passiert haben, ist es noch ein ganzes Stück bis ins Jahr 3000 vor Christus, der Zeit von Skara Brae.

Der Fund des Sir William Graham Watt

Nachdem die Steinzeitsiedlung Jahrtausende lang verborgen unter Sand und Erde gelegen hatte, entdeckte Sir William Graham Watt das Dorf im Jahr 1850 – auch wenn ihm das nicht sofort bewusst war. Eine ungewöhnlich starke Sturmflut hatte den Bereich freigelegt und den gesamten Küstenabschnitt abgedeckt. Wenig begeistert begutachtete er den Schlamassel, bis ihm menschliche Knochen auffielen. Mit Spaten und Schaufel begann er schließlich zu buddeln und eines der besterhaltenen Dörfer der Steinzeit freizulegen. Noch heute ist das Meer ein Problem für das Dorf. Mit hohen Befestigungsmauern versucht man dieser Lage Herr zu werden.

Skara Brae war keine kurzlebige Siedlung, sondern wurde über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten bewohnt. Trotzdem gehen die Archäologen davon aus, dass die Anlage nicht über acht Wohnkomplexe hinauswuchs, in denen zwischen 50 und 100 Menschen lebten. Über mit Stein gedeckte Gänge waren die Wohnungen zugänglich. Dies gab den Bewohnern Schutz vor den Witterungen.

Zudem hatte jedes Haus eine Eingangstüre aus Holz oder Stein, welche mit Holzleisten oder auch Walknochen befestigt waren. Nur ein einziges Gebäude gehört nicht zu den Wohnhäusern. Es hat weder Bett noch Regale, trotzdem eine zentrale Feuerstelle. Hier wird eine Werkstatt vermutet, in der Werkzeuge aus Stein und Knochen hergestellt wurden.

Wie beim Jarlshof gibt es bei Skara Brae verschiedene Bauphasen. Diese liegen allerdings so übereinander, dass wir heute nur die Häuser aus der zweiten Phase besichtigen können. Für die erste müssten die jetzigen Häuser zerstört und abgetragen werden, was natürlich keiner will. Wann genau und warum die Siedlung damals verlassen wurde, ist unklar. Vielleicht hatten die Bewohner schon damals Probleme mit der Versandung. Anders als heute lag die Siedlung beim Erstellen jedoch noch nicht direkt am Meer. Eine Landmasse davor bot den Häusern Schutz vor den Wassermassen.

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