Durch die späte Ankunft der Nachtfähre nach Aberdeen bleibt uns am letzten Tag noch reichlich Zeit für Orkney. Also unternehmen wir trotz regnerischem Wetter noch einen Abstecher nach St Margaret's Hope auf der Insel South Ronaldsay. Die Inseln sind heute bequem über die Churchills Barriers zu erreichen. Die Überfahrt geht so schnell, dass nur Zeit bleibt, sich Gedanken über die Geschichte der Dämme zu machen:
In der Nähe lag der als sicher geltende Hafen von Scapa Flow. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelangte am 13. Oktober 1939 das U-Boot U47 in den Hafen, wo es das britische Schlachtschiff H.M.S Royal Oak versank. Dabei riss das getroffene Kriegsschiff 833 Seemänner mit in den Tod. Als Reaktion auf den Angriff ließ Winston Churchill die Barrieren errichten. In der St. Magnus Kathedrale von Kirkwall erinnert heute ein Denkmal an die Tragödie.
Eindrücke unseres Roadtrips durch Schottland, den Shetlandinseln und Orkney.
Unser erstes Ziel auf den Inseln ist die Italienische Kapelle. Als gute uns günstige Sehenswürdigkeit – leicht anzufahren und kostet nichts – lockt es natürlich auch die Reisebusse an. So ist die Kirche die ersten Minuten nach unserer Ankunft proppenvoll. Wir nutzen dies für eine kurze Pause auf den Bänken und vertiefen uns in die kleine Lektüre, die über die Kirche ausliegt. Die Kapelle und eine Statue des Heiligen Sankt Georgs sind die einzigen Überreste des Lagers 60. Hier wurden mehrere hundert italienische Gefangene untergebracht, die an den Dämmen der Churchills Barriers arbeiten mussten.
Ödes Land und schlechtes Wetter sind nicht gerade das, was Italiener unter standesgemäßer Haltung verstehen. Um sich wohler zu fühlen, bauten sie Pfade und legten Blumenbeete an. Sie gestalteten damit das ganze Gelände um. Was fehlte war eine Kirche. Dafür erhielten sie zwei Wellblechbaracken, die aneinander gestellt und zur Kapelle umgestaltet wurden. Das unschöne Wellblech wurde mit Gipsplatten verschalt und eine hübsche Maueroptik und Ornamenten aufgemalt.
Der Künstler Domenico Chiocchetti malte Fresken von Engelsfiguren und einem herrlichen Altarbild mit der Madonna und dem Jesuskind. Als das Lager nach dem Krieg verschwand, kamen immer mehr Bewohner Orkneys zur Kapelle. Ihre Schönheit sprach sich herum, sodass sich die Italienische Kapelle mit der Zeit zu einem Wallfahrtsort entwickelte. So kehrten auch immer wieder ehemalige Gefangene, wie Domenico, an den Ort ihrer Gefangenschaft zurück, alleine um ihre kleine Kapelle zu besuchen.
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir St Margaret's Hope. Der kleine Ort ist nach der norwegischen Prinzessin Margarete benannt, die hier 1290 im jungen Alter von nur sieben Jahren starb. Der pittoreske Ort selbst bietet nur wenige Sehenswürdigkeiten und ist entsprechend schnell erkundet. Da es bei unserem Spaziergang wieder zu regnen beginnt, sind wir froh, als wir eine kleine Schmiede finden, die zum Museum umgestaltet wurde. Da die Schmiede aus nur zwei Räumen besteht, brauchen wir für die Besichtigung allerdings auch nur wenige Minuten.
Diesmal regnet es sich richtig ein, sodass wir als Nächstes einen Pub suchen. Die gibt es natürlich überall, sodass wir bald fündig werden. So verbringen wir noch eine ganze Weile im Pub von St Margaret's Hope und lernen dort durch einen geschwätzigen Einheimischen, dass der orkneyische Dialekt mit der Zeit ganz schön anstrengend ist. Immerhin aber lässt sich auch durch ständiges Nachfragen die Wartezeit bis zur Abfahrt unserer Fähre von NorthLink Ferries verkürzen.