Seit 1971 sind die südlich von Scalloway gelegenen Shetlandinseln Tondra, West Burra und East Burra über Fahrdämme mit der Hauptinsel Mainland verbunden. Damit sind sie auch für uns mit dem Auto bequem zu erreichen.
Bei der Überfahrt bietet uns eine Anhöhe auf Tondra einen herrlichen Ausblick über die sanft geschwungene Hügellandschaft und die Meerespassage zwischen der Insel und Mainland. Einzig fehl am Platz wirkt das Kreuzfahrtschiff im Hafen von Scalloway. Aus der Ferne erweckt es den Anschein, als würde es auf dem Land sitzen.
Seit dem Bau der Fahrdämme haben sich auf den idyllischen Inseln immer mehr Menschen angesiedelt. Inzwischen stehen überall Häuser in der Landschaft verteilt und sind kleine Siedlungen entstanden wie Bridge End, das einen Yachthafen besitzt. Schon vor der in den 1970er Jahren einsetzenden Siedlungswelle hatten sich Anfang des 20. Jahrhunderts Bauern auf den Inseln angesiedelt. Die deutlichsten Spuren dieser Besiedlung finden sich bei Duncansclate, wo eine lokale Gruppe die alten Bauernhäuser restauriert hat.
Die Gebäude sind aus Naturstein errichtet, wurden aber mit Zement verstärkt und abgedichtet. Die weiße Kalkfarbe schützt vor der salzigen Gischt. Die Strohdächer sind rund geformt und machen das Gebäude windschnittiger. Ähnliche Bauwerke kennen wir von unserem Besuch bei Glencolmcille in Irland. Leider ist eine Besichtigung nur mit Voranmeldung möglich. Offensichtlich kommen hier zu wenige Touristen an, um einen laufenden Museumsbetrieb zu unterhalten.
Vom Parkplatz der Bauernhäuser von Duncansclate lohnt sich ein kurzer Spaziergang zum Minn Beach. Diese natürliche Landbrücke verbindet Burra mit der kleinen Landzunge Kettlaness. Küstenseeschwalben und Schmarotzerraubmöwen nutzen das Stückchen Land zum Brüten. Bei einem Besuch empfiehlt sich, reichlich Abstand zu den Nistplätzen einzuhalten. Sie wissen sich zu wehren und verteidigen ihre Brut bis aufs Blut.
Eindrücke von Bridge End auf Burra
Unser letzter Tag auf den Shetlandinseln ist angebrochen. Am Abend wird uns die Nachtfähre nach Orkney bringen. Da wir unser Programm inzwischen erfüllt haben, fahren wir nochmals in den Süden. Vielleicht sehen wir zum Abschluss unseres Shetlandaufenthalts ein weiteres Mal Puffins? Sowie wir die Lande- und Startbahn vom Sumburgh Airport Grutness überquert haben, legen wir einen ersten Stopp beim West Voe Strand ein.
Der halbmondförmige Strand ist einer der vier Badestrände der Shetlandinseln. Durch seine steilen, mit Strandhafer bewachsenen Dünen ist er etwas windgeschützt. Im Hintergrund sehen wir die markanten Umrisse des Sumburgh Head. Der weiße Sand und das türkisblaue Meer wirken fast karibisch. Einzig die eisige Kälte stört das Bild.
Ganz in der Nähe befindet sich die archäologische Ausgrabungsstätte von Old Scatness. Die aus der Eisenzeit stammende Anlage war, ähnlich wie der Siedlung beim Jarlshof, fast 2000 Jahre lang metertief unter Sand und Erde vergraben. Manche Gebäude und Artefakte waren bemerkenswert gut erhalten, sodass sich die Forscher ein besseres Bild von der Vergangenheit machen konnten. Aber wie so manch andere Sehenswürdigkeiten auf den Shetlandinseln hat auch diese nur stark begrenzte Öffnungszeiten. Wir stehen abermals vor verschlossenen Toren. Was uns bleibt, ist der Blick von außen.
Dann geht es auch schon weiter zum Leuchtturm von Sumburgh Head. Vor Ort stellen wir fest, dass wir richtig Glück mit unserem ersten Besuch hatten. Anders als vor ein paar Tagen ist es diesmal stürmisch. Nur ein, zwei Papageitaucher schauen kurz aus ihren Höhlen, bevor sie ihren bunten Schnabel wieder einziehen und unter der Erde verschwinden. Für die Vögel ist es zu ungemütlich, da bleiben sie lieber in ihren Höhlen. Die einzigen, die den Böen trotzen, sind die Ornithologen, die mit ihren Spektiven im Gras sitzen und unablässig die Vogelkolonien auf den Klippen beobachten. Was für ein Job!
Puffins bei Burra aus Shetland-Mainland
Bei der Rückfahrt erwartet uns dann doch noch ein kleines Erlebnis. Wie oft kommt es schon vor, dass man vor einer roten Ampel steht, weil ein Flugzeug passieren will? Hier auf den Shetlands ist das ganz normal.