Bei der Weiterfahrt nach Lerwick halten wir bei einem Aussichtspunkt nördlich oberhalb von Hoswick und Sandwick. Er bietet uns eine freie Sicht auf die Passage vom Mousa Sound. Sie trennt die Insel Mousa von Mainland und eignet sich gut, um Seevögel und Robben zu beobachten. Auf der nahen Insel Mousa können wir außerdem den Broch von Mousa erkennen. Mit 15 Metern hat dieser einen relativ geringen Durchmesser. Dafür besitzt der Turm stabile und dicke Mauern, weshalb wohl auch heute noch eine Höhe von 13 Metern erhalten ist.
Wer möchte, kann mittags mit dem Boot zur Insel übersetzen. Allerdings sollte man sich zuvor auf der Website der Fähranbieters vergewissern, ob das Boot auch fährt. Denn bei ungemütlichem Wetter, dass nur allzu oft herrscht, fallen die Touren aus. Spielt das Wetter mit, dauert der Aufenthalt auf Mousa dann rund drei Stunden. Daneben bietet The Mousa Boat Ausflugsfahrten an, um Sturmschwalben zu beobachten. Diese Fahrten finden am späten Abend statt und dauern anderthalb bis zwei Stunden.
Da es bei unserer Ankunft zunehmend ungemütlicher wird und die Insel außer dem Broch nicht viel zu bieten hat, verzichten wir auf den Ausflug und fahren stattdessen nach Hoswick. Eine warme Stube und ein Kaffee wären jetzt angebracht. Aber eine Gaststätte ist hier keine zu finden. Nur das wenig einladend wirkende Besucherzentrum vom Ort verspricht Kaffee und Kuchen.
Nach einem Abstecher an die Küste wagen wir uns dort hinein und sind ganz überrascht. Im Innern wirkt das Visitor Center wie ein Flohmarkt mit angeschlossenem Restaurant. Alter Krempel und Souvenirs werden zum Verkauf angeboten, während es an der Theke eine anschauliche Kuchenauswahl gibt. Diese ist offensichtlich auch bei den Einheimischen beliebt. Wir bekommen den letzten freien Tisch ab.
Da die meisten Männer auf Ölplattformen bei der Arbeit sind, brauchen die Frauen auf der Insel Beschäftigung und Unterhaltung. Sie treffen sich also alle mit ihren Kindern im Besucherzentrum und essen einen Kuchen nach dem anderen. Der ist auch wirklich sehr lecker. Was man vom Kaffee leider nicht behaupten kann.
Hat den Briten nie jemand gesagt, dass die Kaffeebohnen vor dem Aufbrühen gemahlen werden? Ich habe noch nie einen so dünnen Kaffee gesehen. Tatsächlich dachte ich erst, es wäre Tee – was wohl auch die bessere Wahl gewesen wäre. Egal, Hauptsache, wir können uns aufwärmen, bevor wir zu unserem nächsten Spaziergang an der Küste von Wester Quarff aufbrechen.
Der Weg dorthin schlängelt sich auf einer schmalen Straße die Sackgasse hinunter bis fast an die Küste vom Wester Quarff. Von dem winzigen Parkplatz am Ende der Straße sind es ein paar Schritte zu Fuß, bis sich uns eine schöne Sicht auf die Westküste und über die moorigen Felder eröffnet. Während am Wegrand zahlreiche Primrosen blühen, weiden auf den Grasflächen Pferde und Schafe.
Für eine längere Wanderung ist es jedoch einfach zu kalt. So sehr uns das Wetter am Morgen noch mit herrlichem Sonnenschein bei den Papageitauchern verwöhnt hatte, so bitter zeigt sich die Insel jetzt von ihrer rauen Seite. Zeit, sich auf den Rückweg zu machen und ein gemütliches Restaurant für das Abendessen zu finden.