Die Quendale Water Mill zählt zu den Sehenswürdigkeiten auf Mainland, die in den gängigen Reiseführern fehlen. Allein deshalb übersehen Touristen diese nur allzu leicht. So weckt einzig ein Schild an der Durchgangsstraße von Sumburgh Head nach Lerwick unsere Aufmerksamkeit. Als wir einen Augenblick später beim Craft Shop der Mühle parken, sind wir die einzigen Besucher.
Dennoch zählt die Quendale Water Mill zu den Attraktionen, die man beim Besuch auf den Shetlandinseln einplanen sollte. Denn so unauffällig sie ist, so liebevoll kümmert sich ein Verein seit den 1970er Jahren um den Erhalt des Wasserrads und der alten, teils handbetriebenen Maschinen in der Mühle. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1868 war diese übrigens bis 1948 in Betrieb.
Nach der sehr freundlichen Begrüßung führt uns Alistair Brown zunächst in einen kleinen Raum mit einigen Stühlen. Während an den Wänden historische Bilder und Zeitungsausschnitte hängen, gibt uns ein kurzes Video einen ersten Einblick in die Restauration der Mühle und die historischen Arbeitsweisen. Auch wenn der Film vom Verein und damit von Laien produziert wurde, wirkt dieser sehr professionell, vor allem aber liebevoll gemacht.
Anschließend folgen wir Alistair in die Werkstatt der Mühle, in der einige, zum Teil heute noch in der Landwirtschaft genutzten Geräte zu sehen sind. Zu den auffallendsten zählen eine Metallsense samt Schleifsteine, ein Heumesser, mehrere Sicheln und Hacken. Gemessen am eher ungünstigen Klima auf den Shetlandinseln mit nur kurzen Vegetationsperioden fragt sich nur, was die Menschen hier überhaupt anbauen konnten, um auch eine Ernte einzufahren.
Die Antwort sehen wir im nächsten Raum: Bere. Bere ist ein sehr altes Korn, das nach Angaben des Museums schon 2000 Jahre vor Christus auf den Shetlandinseln angebaut wurde und auch auf sehr kargen Böden gedeiht. Da es auch heute noch auf wenigen Feldern auf Mainland sowie auf der Inselgruppe Orkney und einer Handvoll weiterer Inseln angebaut wird, gilt es als Großbritanniens ältestes kontinuierlich angebautes und kommerziell genutztes Getreide. Allerdings muss man es dünn aussäen, da es hoch wächst und anfällig gegen Wind ist. Die Erträge pro Hektar sind entsprechend mager.
Auf die mühsame Feldarbeit und Ernte folgte damals die nicht minder mühsame Verarbeitung des Korns. So wurde das Getreide lange Zeit zwischen zwei flachen, runden Steinen gemahlen. Davon hatte der obere ein Loch, in welchem man das Korn wie in einem Trichter einfüllte, und einen Griff am äußeren Rand. Um über die mahlende Drehbewegung ausreichend Mehl für ein Brot zu bekommen, brauchten die Menschen damals zum Teil mehrere Stunden. Durch die Entwicklung neuer Mahltechniken war es damit möglich, den immensen Zeitaufwand drastisch zu verringern.
Der Bau der Wassermühle von Quendale war somit ein Meilenstein in der Verarbeitung des Getreides. Mit der Inbetriebnahme konnte das Mehl hergestellt werden, sobald das Korn kurz vor dem Winter reif und genügend Wasser zum Antrieb des Mühlrads vorhanden war. Die Mühle von Quendale besitzt übrigens das letzte oberschlächtige Mühlrad auf den Shetlandinseln. Um auch in Zeiten mit weniger Niederschlägen arbeiten zu können, wurde ein Stück weit oberhalb der Mühle ein Weiher angelegt.
Von dort konnte das Wasser über einen Kanal auf das Mühlrad geleitet werden. Während der Kanal und das in Aberdeen hergestellte Rad wieder funktionstüchtig sind, müsste der Weiher abgedichtet werden, um wieder unabhängig vom Wetter zu sein. Doch auch ohne dies finden wir den Rundgang durch die Mühle mit ihren engen Räumen, der Trockenkammer und den alten Hebetechniken für die Mehlsäcke richtig toll. Auch deshalb, weil Alistair die Techniken anschaulich erklärt hat.
Weitere Infos zur Mühle findest Du auf der Internetseite der Mühle.