Die Fahrt in den Süden vom Mainland der Shetlandinseln verläuft angenehm. Anders als auf dem schottischen Festland sind auf den Straßen nur wenige Autos unterwegs, sodass wir entspannt vorankommen. So gurken wir langsam in den Süden und genießen die Aussicht über die torfige Hügellandschaft und das Meer.
Aufnahmen von einigen Papageitauchern (Puffins) am Sumburgh Head im Süden der Shetland-Inseln. Schöne Eindrücke von der tollen Landschaft von Mainland.
Durch das insgesamt geringe Verkehrsaufkommen ist es im Süden der Insel sogar möglich, eine Straße über die Landebahn vom Sumburgh Airport zu führen. Wie bei uns die Bahnübergänge, regeln hier Flugzeugübergänge den Verkehr. Nur mit dem Unterschied, dass ein Mitarbeiter des Flughafens zur Stelle ist, sobald sich ein Flugzeug im Anflug befindet.
Ein kurzes Stück weiter wird die Straße schmaler. Etwas unsicher kurven wir in einer engen Gasse um einen Bauernhof herum und rumpeln als Nächstes über ein Viehgitter. Einspurig mit einigen Ausweichstellen geht es weiter bis zum unteren, größeren Parkplatz von Kap Sumburgh Head, dem südlichsten Punkt von Mainland. Vom Parkplatz aus ist der Leuchtturm bereits gut zu sehen. Und genau da wollen wir hin. Laut Reisehandbuch soll sich bei dem Leuchtturm ein Paradies für Puffins befinden. Wir sind gespannt und laufen entlang der Steilküste Richtung Turm.
Puffins beobachten am Sumburgh Head
Was soll ich sagen? Schon nach kurzer Zeit entdecke ich beim ersten Blick hinter einer niedrigen Mauer die ersten dieser niedlichen Vögel am Steilhang. Hinter mir poltert es: während mein Herz aufgeregt höher schlägt, fällt Lars ein Stein vom Herzen. Es war ihm klar, dass ich die Insel erst wieder verlassen werde, nachdem ich Papageitaucher gesehen habe.
So kam bei ihm schon leichte Panik auf, wir könnten hier wochenlang festsitzen. Um so beruhigter kann er sich jetzt ans Fotografieren machen. Und als uns ein Ornithologe hoch zum Leuchtturm schickt, da dort ganz viele sein sollen, können wir bereits am frühen Vormittag zufrieden auf den jetzt schon gelungenen ersten Tag auf den Shetlandinseln blicken.
Der Leuchtturm am Sumburgh Head war der erste, der auf den Shetlandinseln erbaut wurde und steht heute unter Denkmalschutz. Robert Stevenson bewertete diesen Punkt am Kap bei seinem Besuch als sehr geeigneten Standort für einen Leuchtturm. Nach seiner Planung wurde er 1821 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Schon immer war das Leben auf den Shetlands wohl etwas gelassener als anderswo. So blieben die beiden Leuchtturmwärter auch dann noch gelassen, wenn sie beim Dienst am Turm eingeschlafen waren. Sie hatten ein Gentlemen's Agreement getroffen, das Einschlafen für sich zu behalten.
Als es dennoch herauskam, hatte sich das stillschweigende Abkommen erledigt und waren die Wärter entlassen. Im Dienst einzuschlafen, war damals ein schweres Vergehen, da bei erlöschtem Signallicht die Schiffe auf Grund gefahren wären. 1991 wurde der Turm vollständig automatisiert. Das Leuchtfeuer liegt 91 m über dem Meeresspiegel und hat eine Reichweite von 23 Seemeilen, also rund 42 km. Drei weiße Blitze alle 30 Sekunden sind die Kennung des Turms. Zum Glück der vielen Seevögel hat das 1906 installierte, gewaltige Nebelhorn ausgedient. Auch wenn es Richtung See zeigt, hätte ich beim Ertönen nicht daneben stehen wollen.
Durch die Automatisierung brauchte es keine Wohnung für den Wärter mehr. Da das Gebäude einer stark feuchten und salzigen Witterung ausgesetzt ist, wurden die Wände in doppelter Dicke gebaut. Um die Gebäude zu erhalten wurde eine umfassende Sanierung und Modernisierung durchgeführt und ein Besucherzentrum mit einem kleinen Museum eingerichtet. Zudem kann ein Tagungsraum mit Panoramablick auf die Klippen privat oder geschäftlich genutzt werden. Das schönste ist wohl die Ferienwohnung mit Selbstverpflegung. In gemütlicher Atmosphäre können dort, fernab zum nächsten Nachbar, stürmische Nächte zu einem einmaligen Erlebnis werden.
Papageitaucher auf Shetland-Mainland
Ein viel schöneres Erlebnis für uns sind aber die vielen Papageitaucher, die sich hinter der Mauer an der Steilküste tummeln und die wärmende Sonne genießen. Sie sitzen zum Teil vor ihren Bruthöhlen, die Kaninchenbauten ähneln und oft auch von Kaninchen stammen. Immerhin fühlen sich Kaninchen im Hang genauso wohl wie die Puffins. Es ist richtig schön, diese Papageitaucher zu beobachten,
wie sie immer wieder ihre Flügelchen strecken und zum Fliegen starten wollen. Geschickte Flieger sind sie wahrlich keine und das Landen fällt ihnen sichtlich schwer. Dabei versuchen sie, möglichst senkrecht zu landen, eh sie mit ihren roten Patschfüßen auf den Grund stürzen und, wenn es sein muss, zusätzlich mit dem Schnabel bremsen. Dafür zählen sie zu den besten Tauchern in der Vogelwelt. So sollen einzelne Exemplare in Tiefen von bis zu 68 Metern jagen. Faszinierend!