Bei unserem zweiten Tag auf den Shetlands nehmen wir den Norden ins Visier. Lars nimmt dies zum Anlass, die inseltypische Gelassenheit zu vergessen und etwas mehr Gas zu geben. Wir müssen noch tanken und wollen den Bewohnern der kleineren Inseln nicht das Benzin streitig machen. Wer weiß, ob es auf Yell oder der Insel Unst überhaupt Tankstellen gibt? So früh am Morgen ist dies auf Mainland allerdings ein kniffliges Unterfangen. Denn die Tankstellen öffnen erst später und haben auch keinen Tankautomaten – oder derselbe ist außer Betrieb.
Erst am nördlichen Ende der Hafenstadt Lerwick finden wir eine geöffnete Tankstelle und kommen Dank Lars' Raserei dann sogar noch pünktlich bei Toft an. Die Fähre steht schon bereit, sodass die sonst obligatorische Wartezeit entfällt. Die Fahrt nach Ulsta auf der Insel Yell dauert etwa 20 Minuten. Übrigens ist die Fahrkarte, die gleich für beide Inseln für Hin und Zurück gelöst werden kann, verhältnismäßig billig, wenn man es mit so manchen Eintrittsgeldern in Schottland vergleicht.
Yell ist nach Mainland die zweitgrößte Insel der Shetlands mit knapp 1.000 Einwohnern. Diese leben hauptsächlich von der Landwirtschaft, vom Fischfang und – auch wenn die Insel nicht sonderlich viel zu bieten hat – vom Tourismus. Die hügelige Schieferinsel ist zu zwei Drittel mit einer durchschnittlich anderthalb Meter dicken Torfschicht bedeckt.
Diese bietet den vielen Schafen Weideflächen und so manchem Inselbewohner auch heute noch eine mollige Wärme wie vor tausend Jahren. Inzwischen wurde der Abbau und das Verheizen vom Torf zwar weitgehend eingestellt. Das Torfstechen wird in geringem Umfang aber immer noch betrieben. So sehen wir bei unserer Überfahrt an mehreren Stellen bunte Plastiksäcke, in denen getrocknete Torfflöze gelagert werden.
Interessant ist Yell vor allem für Naturliebhaber. So sollen hier die meisten Otter zu sehen sein und gibt es ein Vogelreservat. In den kleinen Ortschaften gibt es außerdem Einkaufsmöglichkeiten und B&B-Häuser. Das, was die überwiegend karge Insel aber am meisten zu bieten hat, ist Ruhe. So zählt die White Wife of Queyon, eine Galionsfigur, die über ihrem gesunkenen Schiff wacht, zu den wenigen Sehenswürdigkeiten.
Eindrücke von den beiden wichtigen Fährhäfen auf Yell, der Transitinsel von Shetland-Mainland hoch in den Norden nach Unst. Unst ist eines der beliebtesten Ausflugsziele auf den Shetlandinseln.
Weil sich das Programm damit relativ schnell auf der Insel erschöpft hat, nutzen wir die Yell nur für den Transit nach Gutcher. In dem kleinen Hafen legt die Fähre an, mit der wir nach Belmont auf Unst übersetzen. Wobei wir noch Glück haben.
Denn weil einige Pkws Yell nur zum Transit nutzen und wir sozusagen im Konvoi bei Gutcher ankommen, entschließen sich die Fährmänner zu einer außerplanmäßigen Fahrt. Andernfalls hätten wir hier eine halbe Stunde warten müssen.