Diese Wanderung verbindet mit der Burgruine Helfenstein und dem Ödenturm zwei herrliche Aussichtspunkte über Geislingen an der Steige. Dabei lohnt sich schon beim Start ein Blick hoch zum Burgfried: denn ist dort die Fahne der Burg Helfenstein gehisst, dann ist auch die Burgschenke geöffnet.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen im deutschsprachigen Raum.
Beim Bahnhof von Geislingen an der Steige nutzen wir zunächst die Überführung auf die andere Seite der Gleise. Dort werden wir feststellen, wie beliebt Themenwege sein können. Wo uns früher einzig die Symbole des Schwäbischen Albvereins die Richtung wiesen, finden wir heute zumindest drei Themenwege und den Göppinger Löwenpfad Steigen-Tour, ergänzt durch einen Zuweg zu einem weiteren Löwenpfad. Was gut gemeint ist, sorgt bei manch einem Wanderer für Verwirrung. So ist die Burgruine Helfenstein an drei der Schilder genannt: die beiden hellblauen stammen vom Kreis und der Gemeinde, das gelbe Schild vom Albverein. Doch alles halb so wild. Unsere Tour entspricht der Helfenstein-Runde, die mit einem Burgensymbol sowie gelben Ring durchgehend klar gekennzeichnet ist.
Wir biegen also rechts ab, treffen damit auf die Alte Weilersteige und laufen in der scharfen Linkskurve geradeaus, sodass wir über die Verlängerung der Sackgasse in den Wald gelangen. Wir können es langsam angehen lassen. Während wir auf der Alten Weilersteige rasch an Höhe gewinnen, laden am Wegrand Bänke zum Verschnaufen ein. Daneben informieren Schautafeln über die Schichten und Schichtgrenzen im Weißen Jura, den Oxfordmergel und die Oxfordkalke sowie einen vorzeitlichen Bergsturz. Wo die Alte Weilersteige eine weite Linkskurve beschreibt, erwartet uns beim Lindele eine erste schöne Aussicht über das Rohrachtal zum Gegenhang mit dem Ostlandkreuz. Wenige Schritte weiter wechseln wir links auf den deutlich schmaleren Pfad hoch zur Burgruine Helfenstein.
Unser Zugang in die Burg erfolgt über die Südwestseite und eine teils gedeckte Treppe hoch zur äußeren Festungsmauer mit mehreren Rondellen. Die Bauzeit wird um das Jahr 1100 datiert, als auch die Grafen von Helfenstein erstmals urkundlich in Erscheinung traten. Während der Ära der Stauferkaiser gewannen die Helfensteiner rasch an Einfluss und konnten ihre Besitzungen bis Mitte des 14. Jahrhunderts von Geislingen über Heidenheim, Blaubeuren und Wiesensteig ausdehnen. Ende des 14. Jahrhunderts ging die Grafschaft an die Ulmer und Württemberger über. Nachdem die Ulmer die Festung nach dem Aufkommen der Feuerwaffen um 1400 verstärkt und weiträumig ausgebaut hatten, fiel die Burg 1552 im Markgrafenkrieg ohne Belagerung an den Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach. Nur wenige Tage später gelang es den Ulmer Truppen, die Helfenstein nach Beschuss mit schweren Steinkugeln zurückzuerobern, eh sie ihre eigene Burg schleiften. Dabei verbliebene Teile wurden 1760 beseitigt.
Den heute wieder guten Zustand der Burgruine gingen Jahrzehnte andauernde Anstrengungen voraus. So lag die Burg Anfang der 1930er Jahre im Wald verborgen und ragten nur wenige Fundamente und Mauerreste aus dem Boden. 1932 bis 1937 wurden der Wald zurückgedrängt, die Grundmauern freigelegt und teilweise wieder aufgebaut. In der Folge wurden einige Teile der Festung restauriert, wieder aufgebaut und gesichert. Dadurch ist die Burg heute wieder der Öffentlichkeit als beliebtes Ausflugsziel zugänglich und können wir hier gut und gerne einige Zeit verbringen. So eröffnet uns der Burgfried eine herrliche Sicht über die Altstadt von Geislingen zum Ostlandkreuz und den umliegenden Höhen sowie – an klaren Tagen – bis zum Schwäbischen Wald, und lässt es sich auf der weitläufigen Terrasse gut eine Weile aushalten.
Anschließend verlassen wir die Ruine Helfenstein über die südöstliche Seite und erreichen wenige hundert Meter Weiler ob Helfenstein, wo wir vom Ödenturmweg rechts zum noch 500 Meter entfernten Ödenturm abbiegen. Die unmittelbare Nachbarschaft zur Burg Helfenstein hat ihre Berechtigung: um 1420 wurde der Ödenturm zum Schutz der Burg vor Kanonenbeschuss errichtet. Entsprechend dick sind die Grundmauern des gut 33 Meter hohen Turms. Ursprünglich befand sich der Eingang neun Meter über dem Boden, sodass der Turm nur über eine einziehbare Leiter und daran anschließender Außentreppe zugänglich war.
Der heutige Eingang wurde nach der Schleifung der Burg Helfenstein durch die zweieinhalb Meter mächtige Grundmauer des Turmsockels gebrochen. Ab 1555 diente der Ödenturm dazu, bei Feuer Alarm zu schlagen. Allerdings brannte der Ödenturm durch Blitzeinschläge selbst fünfmal aus. Seine heutige Gestalt erhielt er nach dem letzten großen Brand im Januar 1921. Der Turm ist von Mai bis Oktober jeweils sonntags zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Ansonsten bietet der Platz unterhalb des Turms eine schöne Sicht über die »Teufelsklinge« zur Burg.
Der spätere Abstieg erfolgt auf der Westseite des Turms über einige Serpentinen bis hinunter auf einen breiten Weg. Dort biegen wir scharf rechts ab, eh der Weg bei den ersten Häusern von Geislingen in die Brunnensteige übergeht und wir erst die Unterführung der Bahnlinie nutzen, dann die Helfensteinstraße kreuzen. Nach wenigen Schritten in der Rosenstraße biegen wir rechts in die Hauptstraße ab, wo wir in der Fußgängerzone zum Forellenbrunnen finden.
Der Titel des Geislinger Heimatliedes unterstreicht bereits die besondere Lage der Fünftälerstadt, die von den Höhen der Schwäbischen Alb fast rundherum umschlossen ist. Zu den fünf Tälern zählen das Obere und Untere Filstal, das Rohrachtal, das Eybachtal und das Längental.
Nachdem wir am Ende der Hauptstraße erst die Karlstraße, dann die Ledergasse überquert haben, verdient das Kornschreiberhaus unsere Aufmerksamkeit. 1397 über einem noch älteren Gewölbekeller errichtet, gilt es das älteste Gebäude der Stadt sowie des Landreises Göppingen. Nachdem es sich Ende der 1980er Jahre in einem baulich desolaten Zustand befand, wurde es 1990/91 systematisch abgetragen und unter Verwendung der alten Hölzer wieder in den Originalzustand versetzt. Das deutlich größere Fachwerkgebäude schräg gegenüber beherbergt das Museum im Alten Bau.
Der Alte Bau entstand um 1445 und war damals der Kornspeicher der Stadt. Seit 1919 beherbergt das imposante Fachwerkhaus die Museumssammlung des Kunst- und Geschichtsvereins Geislingen. Außerdem werden in der Städtischen Galerie im Alten Bau zeitgenössische Kunstwerke ausgestellt. Neben den jährlichen fünf Kunstausstellungen findet hier in der Adventszeit die traditionelle Weihnachtsausstellung statt. Das Museum ist von Mai bis Anfang November Dienstag bis Sonntag zwischen 15 und 17 Uhr geöffnet.
Unser Weg führt uns zwischen beiden Gebäuden hindurch zur Schulstraße, wo wir erst rechts, dann wieder links in die Moltkestraße abbiegen. Wo diese in die Steingrubestraße endet, gelangen wir links zur Jahnhalle und in den Stadtpark, wo wir mit dem Biergarten im Stadtpark eine schöne Gelegenheit bekommen, die kurze und kurzweilige Runde nachhallen zu lassen. Die letzten Meter zum Bahnhof erfolgen schließlich rechts durch die Parkstraße.
Die Anfahrt nach Geislingen an der Steige erfolgt über die B 10 Stuttgart-Ulm oder, von der A 8, über die B 466. Im Ort auf die Bahnhofsstraße zum Bahnhof und P+R-Parkplatz abbiegen. Weitere Parkmöglichkeiten bestehen bei der Jahnhalle und in der Parkstraße.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Es bestehen einige Zugverbindungen zum Bahnhof Geislingen (Steige).
Tourencharakter: Sowohl der Auf- als auch Abstieg sind relativ steil und erfordern festes Schuhwerk. Auf der Burg führen Treppen und luftige Brücken zu den schönsten Aussichten.
Ausgangspunkt | Bahnhof Geislingen (470 m) |
Koordinaten | N 48.7467, E 9.8414379 (Parkplatz am Bahnhof) |
Gehzeit | 1.30 Stunden |
Distanz | 4,5 km |
Anstiege | 210 HM |
Grad | T2 |
Einkehr | Burgschenke Helfenstein, Sa und So ab 9 Uhr; in Geislingen |
GPS-Daten | Wanderung Helfenstein Ödenturm gpx |
KML-Daten | Wanderung Helfenstein Ödenturm kml |