Wanderung zur Burg Hundersingen

Religion, Politik und Burg bei Buttenhausen

Aussicht auf die Donauschleife Burg Hundersingen im Donautal

Die Wanderung von Buttenhausen nach Hundersingen ließe sich auch trefflich als Geschichtspotpourri beschreiben. Nachdem wir uns auf den Spuren einer jüdischen Gemeinde bewegen und das Geburtshaus Erzbergers passieren, folgen wir der Lauter flussabwärts zur mittelalterlichen Burg Hundersingen.

Auf der Geschichtsrunde

Von unserem Startpunkt beim Parkplatz Riedwiesen bzw. der Bushaltestelle gelangen wir entlang der Zwiefalter Straße zum Jüdischen Museum von Buttenhausen. In der ersten Etage des Gebäudes befinden sich heute fünf Ausstellungsräume, welche das jüdische Leben von der Ansiedlung über die württembergische Judenemanzipation im 19. Jahrhundert bis zum abrupten Ende und ihrer bis heute andauernden Aufarbeitung beleuchten.

Ab dem Museum folgen wir dem geschichtlichen Rundgang über die Mühlsteige und die Große Lauter hinweg zur Erinnerungsstätte Matthias Erzberger. Er war einer der führenden Politiker zum Ende des Kaiserreichs. 1917 hatte er die Parlamentarisierung des Regierungssystem vorangetrieben. Stellvertretend für Deutschland unterzeichnete er am 11. November 1918 den Waffenstillstandsvertrag und beendete damit den Ersten Weltkrieg. Im Frühjahr 1920 soll Matthias Erzberger verkündet haben: »Die Kugel, die mich treffen soll, ist schon gegossen.« Er sollte recht behalten. Am 26. August 1921 wurde er von zwei rechtsradikalen Offizieren ermordet. Wenige Schritte weiter passieren wir den Synagogenplatz und gelangen schließlich rechts hoch zum Jüdischen Friedhof mit rund 400 Grabsteinen.

Wir leihen uns einen Radweg

Nach der Besichtigung der am Hang angelegten Ruhestätte kehren wir über die Mühlsteige zurück in den Ort, wo wir rechts in die Straße Im Wiesengrund abbiegen. Die auch bei Radfahrern beliebte Route entlang der Großen Lauter führt an der Lautertalschule und einem Grillplatz vorbei nach Hundersingen. Nachdem wir am Ortseingang die Verkaufsbude von Häfeles Hofeis passiert haben, stehen wir in der Wassergasse vor der Wahl: um auf der als Burgenweg gekennzeichneten Strecke zu bleiben, müssten wir erst rechts, dann links in die Straße Oberdorf abbiegen. Diese Variante führt am Backhaus von Hundersingen vorbei. Sollten nicht allzu Radfahrer unterwegs sein, finden wir es jedoch schöner, bei der Wassergasse links auf den Radweg zu wechseln und mit diesem einen Steinwurf weiter rechts auf den Schotterweg abzubiegen. An dessen Ende treffen wir ebenfalls auf die Straße Oberdorf, auf der wir links die Große Lauter überqueren.

Auf dem Burgenweg zur Hohenhundersingen

Wo wir auf die Schlossrainstraße bzw. K 6769 treffen, orientieren wir uns kurz rechts, um gleich nach dem Gasthof Rössle den Burgweg hoch zur Martinskirche und dem Friedhof zu nehmen. Vor der Ruhestätte wechselt der Wanderweg auf einen Pfad, der uns eine schöne Sicht über die Häuser der Schlossrainstraße zur Großen Lauter eröffnet. Nach einer kurzen Passage im Wald haben wir die im 12. Jahrhundert erstmals erwähnte Burgruine Hohenhundersingen auch schon erreicht. Der Zugang erfolgt über eine Gittertreppe auf der Westseite des Bergfrieds. Oben angekommen, eröffnet uns die Terrasse südlich des Turms eine fantastische Aussicht über mehrere Flussschlaufen der Großen Lauter. Ab dem frühen Nachmittag spendet eine Eiche Schatten für einen der Rastplätze auf der Burg.

Rückweg über die Hochfläche

Nach dem Burgbesuch verlassen wir den Burgenweg und nehmen den mit gelbem Dreieck gekennzeichneten Pfad an den oberen Waldrand und weiter zum Parkplatz Schlosshau. Ab dort folgen wir dem auch als lokalen Wanderweg 13 ausgewiesenen Fahrweg nach Norden über die Hochfläche sowie am Hof Haldenegg vorbei. Am Ende der landwirtschaftlichen Straße biegen wir links auf den mit gelber Gabel Wanderweg des Albvereins ein und folgen der Straße erst über offenes Gelände, im weiteren Verlauf durch den Wald zurück nach Buttenhausen. In Sichtweite der ersten Häusern zweigen wir rechts ab und nehmen anschließend den Treppenweg hinunter zur Michaelskirche, wo wir uns zum Abschluss der Runde wieder auf den geschichtlichen Rundweg von Buttenhausen treffen.

Jüdische Gemeinde Buttenhausen

Die ältesten Nachweise jüdischer Mitbürger in Buttenhausen gehen auf das Jahr 1755 zurück. Nachdem diese zunächst nur vereinzelt im Großen Lautertal lebten, beschloss Freiherr Philipp Friedrich von Liebenstein zu Jebenhausen 1787 die Ansiedlung von 25 weiteren jüdischen Familien. Möglich war ihm dies, da Buttenhausen damals eine eigenständige, reichsfreie Herrschaft darstellte. Der Adlige warb für religiöse Toleranz und erhoffte sich eine wirtschaftliche Stärkung. Gegenüber den umliegenden, Juden gegenüber kritischen Orten Württembergs sicherte ihnen der von Liebenstein verfasste Schutzbrief neben der freien Religionsausübung auch einen gewissen Grad der Selbstverwaltung zu.

Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof von Buttenhausen

Mit Erfolg: bald nach dem Eintreffen der ersten Familien entstanden mehrere jüdische Einrichtungen. 1789 stifteten die Freiherren von Liebenstein der noch jungen jüdischen Gemeinde ein Gelände zur Bestattung ihrer Verstorbenen. Als bedeutendstes Gebäude entstand 1796 eine Synagoge an der heutigen Mühlsteige. Der erhoffte Aufschwung nahm zu Beginn des 19. Jahrhunderts Fahrt auf und dauerte bis zur Wende zum 20. Jahrhunderts an.

Niedergang der jüdischen Gemeinde

Der rasche Niedergang des jüdischen Lebens in Buttenhausen ging mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) einher. Bereits 1933 wurde die jüdische Schule aufgelöst. Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November zerstörten SA-Schergen die Synagoge. Hierzu benötigten sie allerdings zwei Anläufe. Denn der erste, von ihnen gelegte Brand wurde von der herbeigeeilten Feuerwehr und dem Bürgermeister gelöscht. Während des Zweiten Weltkriegs besiegelten zwei groß angelegte Deportationen nach Riga im heutigen Lettland und Theresienstadt das Ende der jüdischen Gemeinde. Heute erinnert das jüdische Museum in der ehemaligen Bernheimer'schen Realschule an das jüdisch-christliche Zusammenleben in Buttenhausen.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung bei Buttenhausen

Anfahrt mit dem Auto: Von der B 465 in Münsingen auf die K 6769 abfahren und der Beschilderung nach Buttenhausen folgen. Der Parkplatz befindet sich am südlichen Ortsausgang.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Ab dem Bahnhof Münsingen mit der Buslinie 265 zur Haltestelle Buttenhausen Wasserstetter Straße. Der Zugang erfolgt über die Zwiefalter Straße.
Tourencharakter: Der Aufstieg von Hundersingen zur Burgruine Hundersingen erfolgt auf schmalen Pfad, der Zugang zum Bergfried über eine Gittertreppe. Ansonsten nutzt die Runde breite (Rad-) Wege und schwach befahrene Straßen.

AusgangspunktParkplatz Riedwiesen (630 m)
KoordinatenN 48.3593, E 9.4814 (Parkplatz)
Gehzeit2.30 - 3.30 Stunden
Distanz9,0 km
Anstiege250 HM
GradT3
EinkehrGasthof Rössle in Hundersingen, Do-Di ab 11:30 Uhr, Tel. 07383/389
GPS-DatenWanderung Burg Hundersingen gpx
KML-DatenWanderung Burg Hundersingen kml

Wanderkarte zur Wanderung zur Burg Hundersingen

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