Hoch über Neuffen erhebt sich die Burgruine Hohenneuffen auf einem zu allen Seiten steil abfallenden Felssporn. Wo sich im Mittelalter feindliche Truppen die Zähne ausbissen, lädt heute das Burgrestaurant mit Biergarten und Kiosk zu unbeschwerten Stunden ein.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen im deutschsprachigen Raum.
Auf der Runde zur Hohenneuffen bewegen wir uns auf dem 2018 erstmals zertifizierten Premiumwanderweg »hochgehgekeltert«. Damit können wir uns über eine ordentliche Beschilderung – die Hohenneuffen ist bei unserem Ausgangspunkt bereits angegeben – freuen. Die Orientierung fällt entsprechend leicht. Vom Wanderparkplatz am Schelmenwasen starten wir also in nördlicher Richtung, halten uns bei den Gabelungen jeweils rechts, um dann beim Wegweiser Hart ebenfalls rechts abzubiegen.
Nach einem ersten Anstieg tangieren wir bei Pfahlhau die Straße, verlassen diese sogleich wieder auf der linken Seite, eh wir bei der folgenden Gabelung den rechten Weg wählen. Im weiteren Anstieg verjüngt sich der Waldweg bald zu einem Pfad. So wie sich ein zweiter »hochgehweg« zu unserem gesellt, stehen mehrere Kehren an, bevor wir in einem weiten Bogen zum Wegweiser östlich Hohenneuffen gelangen. Von dort führen uns die nächsten Kehren weiter bergan zum Burgweg sowie rechts zur Burgruine.
Der Zugang in die Burg Hohenneuffen erfolgt über die Friedrichsbastion. Obwohl die Festung allen kriegerischen Auseinandersetzungen trotzte, wurden dennoch einige Teile zerstört. Zu verantworten hat dies Karl Eugen. Der 12. Herzog Württembergs verwarf die Pläne seines Vorgängers Karl Alexanders, die Hohenneuffen weiter auszubauen. Als Vorbild dienten ihm Festungen des Generlas und Baumeisters Sébastian Le Prestre de Vauban. Sie waren ihm zu teuer, während er den militärischen Nutzen als eher gering betrachtete. 1793 wurde beschlossen, die Burg zu schleifen.
Während Karl Eugen im selben Jahr starb, begann der Abbruch 1803. Nachdem sich die Bewohner der umliegenden Orte zunächst über das günstige Baumaterial freuten, besann man sich 1830 eines Besseren und sicherte die Reste der Hohenneuffen. Heute begeistert die weitläufige Anlage ihre Besucher mit einer tollen Sicht über die Weinberge und Neuffen zum Jusi und Hörnle sowie zu Beuren und den Beurener Fels. An Sonn- und Feiertagen sorgt die Flugshow der Falknerei für spannende Unterhaltung. Auch Teile der alten Kasematten sind zugänglich.
Nach dem Burgrundgang laufen wir den Burgweg wieder hinunter bis zum letzten Wegweiser. Weiter geht es über den Fahrweg oder dem daneben verlaufenden Pfad zunächst in Richtung vom Wanderparkplatz, dann rechts am Albtrauf zum Neuffener Parkplatzfelsen. Er bietet uns eine schöne Sicht über das Tal der Steinach sowie nach Nordwesten bis zur Burg. Auf dem nächsten Abschnitt passieren wir erst den Rastplatz bei der Schanze, dann den Startplatz Gleitschirmflieger und gönnen uns einen Steinwurf weiter den Abstecher zum Vulkanembryo Molach. Dabei handelt um ein Mini-Maar, in dem sich durch den hier wasserundurchlässigen Untergrund ein bis heute bestehender Tümpel bilden konnte.
Zurück auf dem Wanderweg, biegen wir beim Wegweiser Molach rechts ab und folgen der Markierung blaues Dreieck durch den Wald. Wo unser Pfad in einen breiteren Weg mündet, laufen wir in etwa geradeaus nochmals kurz bergan, eh wir mit dem blauen Dreieck rechts auf den nächsten Pfad wechseln. Dieser führt uns um die Landstraße herum zur Alte Steige. Der Name ist Programm: bis 1852 erfolgte hier der Zugang auf die Albhochfläche.
Am unteren Ende der Alten Steige ginge es links zum Wanderparkplatz Sieben Linden. Wir indes biegen erneut rechts ab, eh wir beim Wegweiser südlich Bauerloch den kurzen Umweg über den Dürrenbach mitnehmen. So wie wir das meist nur wenig Wasser führende Bachbett durchquert haben, geht es zurück auf den oberen Wanderweg sowie links über die Neuffener Heide zur Schlosssteige (links ab) sowie auf der Westflanke des Burgbergs bzw. oberhalb der Weinberge zurück zu unserem Ausgangspunkt auf dem Schelmenwasen.
Zu den wichtigsten Kriterien einer Festung zählt ihr Standort: je schwieriger das Terrain für anrückende Feinde, desto besser ist sie gewappnet. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte Mangold von Sulmetingen-Neuffen für die Hohenneuffen den perfekten Baugrund gefunden. Mit ihrer Lage auf dem schon von den Kelten als Außenposten genutzten Bergsporn hielt die Burg Hohenneuffen jedwedem Angriff stand. Fast 200 Jahre hatten die Edelfreien von Neuffen hier ihren Stammsitz.
Im 14. Jahrhundert ging die Festung über die Herren von Weinberg an das Haus Württemberg über. Unter deren Herrschaft bewies die Hohenneuffen im Reichskrieg 1312 ihre Wehrhaftigkeit. Nach einer deutlichen Verstärkung im 15. Jahrhundert mit Vorwerken, Rundtürmen, Bastionen, Kasematten und weiteren Festungsteilen musste sich die Burgbesatzung zwar 1519 dem Schwäbischen Bund ergeben, hielt wenige Jahre später aber den Angriffen im Deutschen Bauernkrieg stand.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Hohenneuffen 15 Monate lang belagert. Erst Ermüdungserscheinungen seiner Truppe veranlassten den Kommandant Hauptmann Johann Philipp Schnurm, eine friedliche Übergabe auszuhandeln. Einer Legende zufolge sollen die Burginsassen damals das letzte noch verbliebene Getreide an einen Esel verfüttert haben. Danach schlachteten sie und warfen den vollen Magen ins feindliche Lager. Dort glaubte man, dass die Belagerten noch reichliche Vorräte hätten, weshalb man die Belagerung abbrach und von dannen zog. Der Esel ist seither das Maskottchen der Stadt Neuffen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten die Militärregierungen die Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden. Im Hinblick auf eine Verfassung für die westlichen Besatzungszonen lud der Regierungschef von Württemberg-Baden, Reinhold Maier, die Regierungen der beiden anderen Länder am 2. August 1948 zu einer Konferenz auf die Hohenneuffen ein. Auch wenn bei diesem Treffen keine Einigung zustande kam, gilt die Dreiländerkonferenz als Wegbereiter für den 1952 erfolgten Zusammenschluss zum Bundesland Baden-Württemberg.
Anfahrt mit dem Auto: Ab Nürtingen, Metzingen oder Owen der jeweiligen Landstraße nach Neuffen folgen. Im Ort der Beschilderung am Höhenfreibad vorbei zum Schelmenwasen folgen.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Es bestehen Bahnverbindungen über Nürtingen nach Owen. Ab dort erfolgt der Zugang zur Wanderung durch die Bahnhofstraße, Oberer Graben und Urban Straße.
Tourencharakter: Waldreiche Runde auf teils steilen oder leicht abschüssigen Pfaden und Wegen, die griffiges Schuhwerk erfordern und bei Nässe schnell glitschig werden.
Ausgangspunkt | Parkplatz Schelmenwasen ( 470 m) |
Koordinaten | N 48.5584, E 9.384 (Parkplatz) |
Gehzeit | 2.30-3 Stunden (reine Gehzeit) |
Distanz | 7,8 km |
Anstiege | 450 HM |
Grad, Anforderungen | T3, die teils steilen und abschüssigen Pfade setzen Trittsicherheit und Ausdauer am Berg voraus. |
Einkehr | Kiosk und Burgrestaurant Hohenneuffen |
GPS-Daten | Wanderung Hohenneuffen gpx |
kml-Daten | Wanderung Hohenneuffen kml |