Wanderung zur Burgruine Hohenwittlingen

Auf dem Rulamanweg mit Besuch der Schillerhöhle

Burgruine Hohenwittlingen Burgruine Hohenwittlingen

Auf der 13 Kilometer langen Runde verbinden wir die frei zugängliche Schillerhöhle mit der Hohenwittlingen und einigen Ausblicken über das Ermstal. Der Rückweg führt uns von Seeburg über das ruhige Weidentäle nach Wittlingen. Ab dort erfolgt der letzte Abschnitt durch die wildromantische Wolfsschlucht.

Start der Wanderung auf dem Rulamanweg

Beim Wanderparkplatz Rulaman an der B 465 beginnt der Rulamanweg. Auf ihm passieren wir mehrere Zeittafeln zur Entwicklung der Erdbevölkerung und wandern dem Wittlinger Bach bis zum unteren Ausgang der Wolfsschlucht entgegen. Dort treffen wir auf den Hohenwittlingensteig, auf dem wir rechts zur Schillerhöhle hinaufsteigen. Wer bei der nahen Felswand die Augen offen hält, wird womöglich mehrere Wandmalereien entdecken. Diese sind zwar nicht prähistorischen Ursprungs, aber doch nett anzusehen.

Mit der Taschenlampe durch die Schillerhöhle

Bei der Schillerhöhle angekommen, lohnt es sich, eine Taschenlampe dabei zu haben. Die nach Friedrich Schiller benannte Höhle ist auch als Schillingshöhle bekannt. Der zweite, ältere Name erinnert an eine Bärenjagd im Jahr 1341, bei der ein Herr von Schilling hier tödlich verunglückt war. Der Zugang in die Höhle ist ab Mitte Mai bis etwa Mitte November auf eigene Gefahr möglich. Inspiriert durch den ersten Fund eines Neandertaler-Skeletts im Jahr 1856 machte der Naturforscher und Schriftsteller David Friedrich Weinland die Höhle zu einem der Schauplätze seines Jugendromans Rulaman. In seiner Erzählung findet sich die Höhle als Tulkahöhle wieder und war die Wohnhöhle eines Stammes von Steinzeitmenschen. Hinweise für eine tatsächliche Besiedlung fehlen jedoch bislang.

Auf der Burgruine Hohenwittlingen

Oberhalb der Höhle biegen wir rechts ab und erreichen bald die Burgruine Hohenwittlingen. Der Zugang erfolgt durch den Halsgraben bzw. über die Nordwestseite der Festung. Oben angelangt, erwarten uns mehrere Rastplätze sowohl im unteren als auch im oberen Bereich der Anlage. Einer Legende zufolge soll es unter der Burg eine Verbindung zur weiter südlich gelegenen Burg Baldeck geben. Der heute beeindruckendste Teil der Festung ist die bis zu zwölf Meter hoch erhaltene südliche Schildmauer. An ihr sind mehrere Reparaturphasen im Mauerwerk zu erkennen. Die Aussichtsplattform am westlichen Mauerende entstand im 19. Jahrhundert und eröffnet uns eine schöne Sicht über das Ermstal bis zu einem Siedlungsausläufer von Bad Urach.

Buckfelsen und Talsteige

Nach dem Burgbesuch kehren wir zum Halsgraben zurück und folgen dem Hohenwittlingensteig an der schwer zugänglichen Aussichtskanzel Georgenau vorbei zum Buckfelsen. Beim gleichnamigen Wegweiser wechseln wir geradeaus auf den mit gelbem liegendem Y markierten Wanderweg. Dieser führt uns oberhalb vom Geschlitzten Fels zur Talsteige. Dort kreuzen wir nochmals den Hohenwittlingensteig, orientieren uns also weiterhin am gelben Y und passieren in der nächsten ausgeprägten Linkskurve den ehemaligen Standort der Burg Baldeck. Schließlich senkt sich die Talsteige hinunter ins Tal, wo wir erst die B 465, dann die Erms an einer besonders idyllischen Stelle überqueren und am Waldrand links auf den Grünen Weg einbiegen.

Ein Abschnitt entlang der Erms

Auf dem nächsten Abschnitt wandern wir der Erms entgegen, passieren nach etwa 600 Metern einen Rast- und Grillplatz und kreuzen in Seeburg abermals die Bundesstraße. So wie wir auch die Erms erneut überquert haben, könnten wir sogleich in die erste Straße links abbiegen. Schöner, da weiter von der B 465 entfernt, ist es, erst am oberen Ende der Straße links abzubiegen. Beide Varianten führen wieder an die B 465 und entlang dieser zum Café Schlössle. In älteren Karten ist die Fläche vor dem Café als Wanderparkplatz ausgewiesen. Tatsächlich ist der Parkplatz den Hausgästen vorbehalten und an den Ruhetagen des Cafés abgesperrt.

Übers Weidentäle nach Wittlingen

Ab dem Ende der Fläche geht es mit der Markierung gelbes Dreieck wieder in den Wald sowie über drei, vier Kehren hoch ins Weidentäle. Auf der länglichen Lichtung empfängt uns eine angenehme Stille und orientieren wir uns links, sodass wir nach rund 150 Metern erneut in den Wald eintauchen. Immer leicht bergauf führt uns das gelbe Dreieck auf die Hochfläche zum Sonnenhof sowie ab dort entlang des Waldrands am Fußballplatz vorbei zum Wegweiser Hockenloch. Rechts ab, laufen wir auf dem Buchenweg hinunter nach Wittlingen, wo wir links erst in den Flachsäckerweg, dann sogleich wieder rechts in die Hohen-Wittlinger-Straße abbiegen. Diese führt uns über den westlichen Ortsrand zurück in die Natur und am Grillplatz Wittlingen vorbei.

Das Finale in der Wolfsschlucht

Dort treffen wir wieder auf den Hohenwittlingensteig, dem wir geradeaus zum Wanderparkplatz der Burg sowie ab dort rechts wieder hinunter in die Wolfsschlucht folgen. Für den Abstieg durch die Schlucht können wir uns Zeit lassen. Zum einen erfolgt dieser über oft glitschige Pfade und eine Treppe, welche von nur zwei Personen zugleich genutzt werden darf. Zum anderen eröffnen sich uns an einigen Stellen schöne Blickwinkel über das steil abfallende Bachbett, die Felsen beiderseits des Bachs sowie kleineren Kalksinterterrassen im unteren Bereich. Ab dem unteren Ende der Wolfsschlucht gelangen wir schließlich auf dem bereits bekannten Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt beim Wanderparkplatz Rulaman.

Wolfsschlucht bei Bad Urach

Die Burg Hohenwittlingen

Vom Zufluchtsort zum Verlies für Ketzer und Bösewichte

Die Anfänge der Burg Hohenwittlingen werden auf das 11. Jahrhundert datiert. Während der Frühzeit wird 1089/90 ein Burkhard de Wittlingin namentlich erwähnt. Mit der Lage auf einem Felssporn diente die Hohenwittlingen dazu, das Ermstal zu überwachen. 1248 wird die Höhenburg als Besitz der Grafen von Bad Urach erwähnt. Nur drei Jahre später wechselte sie in den Besitz der Grafen von Württemberg. Diese setzten einen Burgvogt ein, der zugleich als Forstknecht für die umliegenden Wälder zuständig war.

Theologen und Hutterer auf der Hohenwittlingen

Im Zuge der Reformation wandelte sich die Hohenwittlingen von einem Zufluchtsort zu einem Verlies. 1548 hielt sich hier der württembergische Reformator Johannes Brenz versteckt. Der evangelisch-lutherische Theologe musste aus seinem Heimatort Schwäbisch Hall fliehen, nachdem Kaiser Karl V. Soldaten in die Stadt entsandt hatte, um das von ihm erlassene Religionsgesetz durchzusetzen. Ihm folgten ab 1560 bis 1617 Anhänger der Wiedertäufergemeinden der Hutterer. Allerdings unfreiwillig.

Denn obgleich die Gemeinschaft ebenfalls im Zuge der Reformation entstanden war, wurden ihre Anhänger nicht nur von der römisch-katholischen, sondern auch der evangelischen Kirche verfolgt und gefangen gehalten. Unter ihnen waren auch die Anführer Paul Glock und Mathias Binder. Beide hatten den Wehrdienst und Eid verweigert und tauften nur Menschen, welche ernsthaft Christen sein wollten. Nachfahren der hier festgehaltenen Männer leben heute in England und Nordamerika.

Die Burg als Verlies und Versteck

Während der Zeit als Internierungslager richtete 1576 ein Feuer große Schäden an, die nur notdürftig behoben wurden. Nachdem die Hohenwittlingen während des Dreißigjährigen Kriegs schwach besetzt war, wurde sie anschließend als Verlies für Wilderer und Bösewichte genutzt. Als die Festung bereits dem Zerfall preisgegeben war, nutzten noch Wittlinger Bauern die Mauern als sichere Unterkunft, sobald sich feindliche Truppen in der Nähe aufhielten. Sie sollen ihr Vieh darauf abgerichtet haben, bei Gefahr selbst in die Burg zu laufen.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Anfahrt mit dem Auto: Der Wanderparkplatz befindet sich direkt an der B 465 zwischen Bad Urach und Seeburg beim Abzweig nach Wittlingen.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Ab Bad Urach gibt es Busverbindungen zur Haltestelle Hohenwittlingen nahe dem Wanderparkplatz.
Tourencharakter: Die Pfade entlang des Albtraufs, auf den Felsen Georgenau sowie in der Wolfsschlucht erfordern Trittsicherheit und griffiges Schuhwerk. Die Schlucht ist mit Treppen und Stegen erschlossen. Taschen-/Stirnlampe mitnehmen.

AusgangspunktWanderparkplatz Rulaman (510 m)
KoordinatenN 48.4707, E 9.4210 (Parkplatz)
Gehzeit4 Stunden (reine Gehzeit)
Distanz12,8 km
Anstiege450 HM
Grad, AnforderungenT3 - Die Pfade entlang des Albtraufs, auf den Felsen Georgenau sowie in der Wolfsschlucht erfordern Trittsicherheit und griffiges Schuhwerk.
EinkehrSpeisecafé Schlössle, Mi-Sa ab 12 Uhr, So ab 11:30 Uhr
GPS-DatenWanderung Hohenwittlingen gpx
KML-DatenWanderung Hohenwittlingen kml​​​​​​​

Wanderkarte zum Rulamanweg und zur Hohenwittlingen

Höhenprofil

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